Corona-Zuwachsrate in Österreich bleibt bei 33 Prozent - was das bedeutet

FILE PHOTO: Day four of Italy's nationwide coronavirus lockdown, in Brescia
Von Samstag auf Sonntag hat es in Österreich "nur" knapp 200 Neuerkrankungen gegeben. Der Wert ist bei 33 Prozent konstant (zu) hoch.

Es sind vor allem die dramatischen Zuwachszahlen bei den Infizierten, die in Europa derzeit große Sorgen bereiten. Denn bei einer hohen Zahl an Neuerkrankungen breitet sich das Wachstum umso stärker exponentiell aus, die Kurve wird höher. Und das resultiert in der derzeit größten Problematik, nämlich dass die Zahl an Spitals- und Intensivbetten einfach viel zu knapp wird.

Blicken wir auf den bisherigen Verlauf der Corona-Verbreitung in Österreich:

Wir schreiben jetzt den 19. Tag seit Bekanntwerden der ersten Corona-Infektion in Österreich. Damals war ein Paar aus Innsbruck positiv getestet worden. Sie hatten zuvor einen Italien-Aufenthalt absolviert.

Seither pendelt die Zahl der Neuerkrankungen täglich zwischen 20 und 50 Prozent. Um tägliche Ausreisser zu glätten, beachten wir am besten den Wochen-Durchschnitt. In der vergangenen Woche hatten wir zu Beginn 18 Erkrankungen (Montag früh), exakt eine Woche später waren es 150 (ebenfalls Montag früh dieser Woche). Das ist eine Steigerung um durchschnittlich 32,9 Prozent pro Tag.

In den vergangenen sieben Tagen stieg die Zahl der Infizierten von 105 auf 800. In absoluten Zahlen sieht das natürlich viel dramatischer aus. Der durchschnittliche Anstieg betrug 33,7 Prozent pro Tag, ist also ganz leicht gestiegen. Wir sehen also, dass sich das Virus vorerst ungehemmt weiter verbreitet, was angesichts der langen Inkubationszeit von 14 Tagen auch nicht verwunderlich ist. Maßnahmen zur sozialen Distanzierung greifen wohl erst nach frühestens 14 Tagen.

Wie sehr eine Senkung auf beispielsweise 20 Prozent Neuerkrankungen entscheidend wäre (das wäre das Abflachen der Kurve) zeigt dieses Rechenbeispiel:

Nehmen wir den 1. April als Zieldatum. Breitet sich das Virus mit der derzeitigen Steigerungsrate von 33 Prozent aus, so hätten wir in 16 Tagen rund 76.700 Erkrankungen und bräuchten 3.835 Intensivbetten. Das übersteigt die derzeitige Kapazität um etwa das Doppelte.

Gelingt es, die Steigerungsrate auf 20 Prozent zu senken, dann hätten wir am 1. April "nur" rund 14.800 Erkrankte und bräuchten 740 Intensivbetten. Das ginge sich mit der verfügbaren Kapazität aus.

Internationaler Vergleich

Die Ansteckungsrate (also genau genommen jene vor zwei Wochen, weil diese jetzt sichtbar wird) ist in Österreich also weiter viel zu hoch. Es muss die gemeinsame Kraftanstrengung sein, diese durch allerhöchste Disziplin bei der Vermeidung sozialer Kontakte nach unten zu drücken.

Weit dramatischer ist die Situation jedoch in anderen europäischen Ländern - blicken wir auf die Zahlen von Samstag früh. In Spanien ist die Zahl der Neuinfizierten um 129,8 Prozent (!) gestiegen, in Deutschland um 55,1 Prozent, in Frankreich um 60 Prozent, in der Schweiz sogar um 74 Prozent. Auch in England betrug der Zuwachs 74,5 Prozent. Spitzenreiter bei den Zuwachszahlen waren Estland (393%), Finnland (+162%) und Griechenland (+91,9%). Hier sind die absoluten Fallzahlen allerdings noch niedriger.

Statistische Fehler

Aber natürlich hat jede Statistik ihre Fehler. Denn die Zahl der registrierten Neuerkrankungen hängt natürlich sehr stark von der Zahl der Tests ab, im Umkehrschluss: Natürlich gibt es eine hohe Dunkelziffer: Menschen, die bereits infiziert sind, aber keinerlei Symptome haben. Das kann zweierlei bedeuten. Erstens es ist noch viel schlimmer, aber zweitens: Die Immunisierung der Gesellschaft ist schon viel früher erreicht. Dazu müsste aber klar sein, dass man nach einer Infektion gegen das Virus immun ist. Und dieser Nachweis ist bisher nicht endgültig gelungen.

Fazit: Was auch immer wir da rechnen - es geht darum, ältere und kranke Menschen jetzt zu schützen. Nämlich davor, dass sie keine Spitalsbetten mehr bekommen. Deswegen sind alle Meetings, Partys, Versammlungen etc. zu unterlassen und ältere oder kranke Menschen auch zuhause nicht zu besuchen. Helfen Sie bei der Überzeugungsarbeit mit. So wie der KURIER mit seinem Motto "BeatTheVirus" und seiner kostenlose Corona-Fibel als e-Book.

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