Wie geht es weiter am Bau?
Die Reglungen für Baustellen vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie sind seit der Einigung der Sozialpartner, des Gewerkschaftsbunds und der Wirtschaftskammer auf einen 8-Punkte-Katalog am 27. März klar abgesteckt. Es kann unter strenger Einhaltung von Sicherheitsvorschriften weitergebaut werden. Ein wichtiger Schritt zur Erhaltung der österreichischen Volkswirtschaft wurde gesetzt. „Wir begrüßen es, dass der Bau die Arbeiten wieder geregelt aufnehmen konnte. Gerade die Stadt Wien als großer öffentlicher Auftraggeber hat sich hier stets sehr partnerschaftlich verhalten“, sagt DI Dr. Rainer Pawlick, Innungsmeister der Landesinnung Bau Wien. „Wir müssen jetzt aber unsere Perspektive auch über den Sommer hinaus richten!“
Blick in die Zukunft
Der Bauboom in Österreich und auch in Wien wurde abrupt gebremst. „Laufende Projekte sind nun gesichert, aber bei den neuen tut sich nichts – das ist problematisch, wenn wir in Richtung Spätsommer und Herbst blicken. Hier gilt es im Sinne des Konjunkturmotors Bauwirtschaft zu handeln“, erklärt Pawlick. Denn die volle Dimension der Krise wird von Tag zu Tag deutlicher: Allein im März hat die Bauwirtschaft in Österreich 1,8 Mrd. Euro Umsatz uneinholbar eingebüßt (siehe Grafik). Und mit Corona-Maßnahmen bis weit in den Sommer wird deutlich: Das ist nicht nur eine kurze Pause, sondern eine Zeitspanne, mit dem Potenzial die lokale Bauwirtschaft nachhaltig negativ zu prägen.
Rasch handeln
Kurzfristig braucht es deshalb nun gut funktionierende Baugenehmigungsverfahren. Denn ohne Baugenehmigung kein Bau. Pawlick: „Wir müssen aufpassen, dass die Wiener Bauwirtschaft nicht unversehens in einem Sommerloch landet – jener Zeit im Jahr, in der in der Regel die höchste Bauleistung erbracht wird.“ Dies vor allem dort, wo ein Auftrag vorhanden ist, aber die Behörden ihre Tätigkeit noch nicht wieder voll aufgenommen haben oder auf Grund der aktuellen Lage noch nicht konnten. Hier gilt es gemeinsam nach alternativen Lösungen zu suchen, um rasch die geplanten Arbeiten aufnehmen zu können.
Die Baubranche musste laut einer Erhebung der Statistik Austria diesen März 1,8 Mrd. Euro Umsatz einbüßen, dieser gilt im Gegensatz zu anderen Branchen als gänzlich nicht wieder einholbar.
Konjunktur beleben
Mittel- und langfristig werden sich die vollen Auswirkungen der Krise erst zeigen. Nicht umsonst werden erste wirtschaftspolitische Maßnahmen auf den Weg gebracht, um die hiesige Wirtschaft vor den zu erwartenden, heftigen Auswirkungen zu schützen. „Investitionen müssen attraktiv sein, damit es weiter Aufträge für den Bau gibt. Viele Private warten die weitere Preisentwicklung und eine generelle Stabilisierung ab, daher sind auch gerade öffentliche Bauträger gefordert“, so Pawlick. Nach der ersten Phase der akuten Hilfspakete braucht es gezielte Fördermaßnahmen, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen.
Pawlick dazu: „Anfang März gehörte der Bau zu den wenigen Branchen, die ihre Tätigkeit in der Zeit des ‚harten Lockdown’ fortsetzen konnten. Die Corona-Krise hat klargemacht, dass der Bau so wichtig ist, dass man ihn nicht einfach abdrehen kann. Es braucht daher konstruktive und gemeinschaftliche Lösungen für die Zukunft des Baus – gerade auch in Wien als wachsender Stadt und mit rund 15.000 unselbstständig Beschäftigten in der Branche. Darüber hinaus sind weitere Gewerbe direkt oder indirekt abhängig vom Bau: allen voran Handwerker und Baustofflieferanten. Das muss sich auch bei den künftigen Paketen zur Wiederbelebung der Wirtschaft in Österreich und Wien widerspiegeln.“
Der „Wien Bonus“
Einen ganz wichtigen Schritt zur Stärkung der lokalen Wirtschaft hat Wien bereits vor Ausbruch der Corona-Krise gesetzt. Mit dem „Wien Bonus“ sollen vermehrt Wiener Betriebe bei öffentlichen Auftragsvergaben zum Zug kommen. Auch in der Vergangenheit hat die Stadt wichtige Maßnahmen zur Belebung der Baukonjunktur gesetzt, die die Lebensqualität für Wienerinnen und Wiener erhöht haben. Beispiele sind hier die Förderungen thermischer Sanierungen oder die Sockelsanierung. „Sie haben nicht nur einen Aufschwung für die lokale Bauwirtschaft gebracht, sondern auch das Stadtbild, die Wohnqualität vieler Menschen und nicht zuletzt die Energieeffizienz maßgeblich verbessert“, weiß Pawlick. Wichtig war und ist auch die Förderung des sozialen Wohnbaus – einem Erfolgskonzept, auf das die ganze Welt schaut.
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