Kopenhagen gewinnt Land

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Nachdem die dänische Regierung angekündigt hat, Kopenhagen um den Stadtteil Lynettenholmen zu erweitern, sind nun neun weitere künstliche Inseln geplant. Die „Holmene“ (Inselchen) sollen Dänemarks Stromversorgung auf nachhaltige Weise sichern. Gleichzeitig entsteht ein hochmodernes Business-Viertel.

Die dänische Regierung und die Gemeinde Hvidovre denken groß. Bis 2040 werden im Einzugsgebiet Kopenhagens neun künstliche Inseln errichtet, die Holmene (Inselchen). Sie sollen helfen, Dänemarks Stromversorgung auf nachhaltige Weise zu sichern. Zudem entsteht dort ein modernes Business-Viertel mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit. Daher sprechen Dänemarks Politiker gerne von einem „grünen Silicon Valley Europas”.

Holmene wird in Erweiterung des derzeitigen Avedøre Holme mit überschüssiger Erde aus Bauprojekten der Region gebaut. Bis zu 26 Millionen Kubikmeter Aushub dürften dafür zur Verfügung stehen. Die Grundsteinlegung ist für das Jahr 2022 anberaumt. Ab dann werden die Arbeiten schrittweise erfolgen, wobei die erste Insel sechs Jahre nach Start fertiggestellt sein soll. Auch bei Lynetteholmen handelt es sich um eine – in Kopenhagens Hafeneinfahrt gelegene – künstliche Insel.

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Holmene als PPP-Projekt

Der neue Business District verbinde großes Geschäftspotenzial mit hohen Umweltstandards, so Helle Adelborg, Bürgermeisterin von Hvidovre. Gleichzeitig wird Holmene als Hochwasserschutz fungieren und Hvidovre und Kopenhagen vor Stürmen aus dem Süden schützen. Das Projekt ist eine Zusammenarbeit zwischen den Kommunen Kopenhagen und Hvidovre sowie Pensionsfonds in einer öffentlich-privaten Partnerschaft (Public Private Partnership).

Bis in die 1960er Jahre bestand das Gebiet, das den Namen Avedøre Holme trägt, aus kleinen Inseln, Teichen und wilder, üppiger Natur. Dann wurde es trockengelegt, aufgeschüttet und in eines der größten und am besten funktionierenden Geschäftsviertel im Norden transformiert.

Kopenhagen spitzt sein grünes Profil zu

Durch die Wiederherstellung der ursprünglichen Landschaft und die Verbindung der neun Inseln mit einem natürlich gewachsenen Grüngürtel wird Holmene auf 700.000 m² eine neue Naturlandschaft in stadtnaher Umgebung sowie 17 Kilometer neue Küstenlinie bieten. Außerdem werden 18 Kilometer Radwege gebaut.

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Auf einer der Inseln wird Nordeuropas größte Müllverwertungsanlage entstehen, steht auf der Webseite des World Economic Forum (WEF) zu lesen. Demnach werden Bioabfälle und Abwässer der rund 1,5 Millionen Einwohner des Großraums Kopenhagen in sauberes Wasser und Biogas umgewandelt.

Es werde laut WEF auch andere umweltfreundliche Technologien geben, einschließlich Windmühlen, die durch die Erzeugung von 322.000 MWh fossilfreier Energie zu einer jährlichen Reduzierung von mindestens 70.000 Tonnen CO2 beitragen. Dies entspricht dem Stromverbrauch von 25 Prozent der Bevölkerung der Stadt Kopenhagen (lesen Sie hier mehr zum Thema nachhaltige Gemeinden).

Grüner Wachstumsmotor

Das neue Gewerbeareal von Holmene gibt Flächen für Wohnzwecke in anderen Teilen des Großraums Kopenhagen frei. Rasmus Jarlov, Minister für Industrie, Wirtschaft und Finanzen, spricht von einem Wachstumsmotor für das gesamte Land. Er zitiert Studien, wonach Holmene mit bis zu 54 Milliarden DKK zum BIP beitragen wird. Laut Beratungsunternehmen Deloitte könnten bis zu 12.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Holmene ist ein „Natur-Plus“-Projekt, das nach seiner Fertigstellung erheblich mehr Naturgebiete schafft als derzeit vorhanden sind. Das Projekt umfasst auch den Bau eines Aussichtsturms zur Beobachtung von Vögeln und Tieren, Meeresgebiete mit Lehrpfaden für Schulklassen, Meeresgärten und einen Strand, der sich ideal zum Picknicken und Schwimmen eignet.

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Das hochmoderne, grüne Geschäftsviertel wird eine Fläche von 3,1 Millionen Quadratmeter haben. Rund 380 neue Unternehmen könnten sich dort ansiedeln, sie sollen von den innovativen Verkehrslösungen profitieren, wie es heißt. Es ist daran gedacht, das Business Viertel in Cluster zu strukturieren und organisieren.

Europäisches Silicon Valley

Brian Mikkelsen, Direktor der Arbeitgeberorganisation Dansk Erhverv und früherer Wirtschaftsminister, spricht von einem „grünen, europäischen Silicon Valley“, das im Süden der Hauptstadtregion entsteht. Aber es regt sich auch Kritik: Ob das Projekt wirklich so nachhaltig sei, ob nicht die großflächige Landgewinnung auf Meeresgebiet auch zur globalen Erderwärmung beitrage, ist in einem der Kommentare eines besorgten Bürgers zu lesen.

Text: Linda Benkö

Visualisierungen: Gemeinde Hvidore, Urban Power

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