Festivalauftakt der Tangente St.Pölten: Wegweiser durch die Eröffnungstage

Festivalauftakt der Tangente St.Pölten: Wegweiser durch die Eröffnungstage
Die Tangente St. Pölten – Festival für Gegenwartskultur lädt ab 30. April zu ihren Eröffnungstagen. Sie sind ein Fest für alle mit vielen frei zugänglichen Veranstaltungen, hochkarätigen Theater- und Musikproduktionen, Ausstellungen, Disko und Diskurs. Ein Wegweiser.

Bitte ausschwärmen! Denn es geht mitten hinein ins dichte Programm der Tangente St. Pölten – Festival für Gegenwartskultur, die sich bis 6. Oktober mit Fragen der Gegenwart und mit Themen wie Ökologie, Demokratie und Erinnerung beschäftigt. Und die zum Experiment, zum Miteinander und zur Welterkundung im Großen und im Kleinen einlädt. 

Das ist auch der Grundton der Eröffnungstage der Tangente. Sie starten am 30. April mit der Frage nach Gerechtigkeit und Verantwortung: In einem Dorf im Süden der Demokratischen Republik Kongo ereignete sich ein für Mensch und Natur verheerender Säureunfall, der in Zusammenhang mit dem Abbau von Kobalt, einem wichtigen Rohstoff für die Herstellung von Smartphone-Akkus, durch internationale Großkonzerne steht. Auf diesem Ereignis basiert Justice, die zweite Operninszenierung des preisgekrönten Schweizer Regisseurs und Intendanten der Wiener Festwochen Milo Rau. Nach der Uraufführung in Genf im Jänner 2024 erlebt sie am 30. April bei der Tangente St. Pölten ihre österreichische Erstaufführung mit dem Tonkünstler-Orchester Niederösterreich. Der erste Abend beginnt bereits um 18:45 Uhr mit „Intro Justice: Ein Tribunal, eine Oper, eine Kampagne“: Milo Rau, Librettist und Autor Fiston Mwanza Mujila, Komponist Hèctor Parra und die Juristin und Menschenrechtsaktivistin Céline Tshizena sprechen im Festspielhaus St. Pölten über die Hintergründe der Produktion und die Crowdfunding-Kampagne für die Opfer des Unfalls im Kongo. 

Festivalauftakt der Tangente St.Pölten: Wegweiser durch die Eröffnungstage

Kali Malones Konzert am 2. Mai im Dom zu St. Pölten läutete ab 21 Uhr die Reihe „Orgel Experimentell“ ein. 

Tags darauf, am 1. Mai wird „Justice“ im Festspielhaus St. Pölten um 19.30 Uhr zum zweiten Mal gezeigt. Zuvor wird man sich auch mit Blick vor die St. Pöltner Haustür mit dem Wert einer intakten Umwelt und vor allem der Ressource Wasser beschäftigen können: Die hiesigen Fließgewässer Traisen und Mühlbach sind die Hauptprotagonisten des von Joanna Warsza und Lorena Moreno Vera kuratierten Kunstparcours „The Way of the Water“. 23 künstlerische Positionen – unter anderem von Lisa Tan und Elisabeth von Samsonow – beschäftigen sich entlang der Flußläufe mit Themen wie dem ökologischen Fußabdruck des Menschen, den Mythen, die sich rund ums Wasser ranken oder unerzählten Geschichten wie jenen über das überflutete Arbeitslager an den Viehofner Seen. 

Am 1. und 2. Mai laden die Kuratorinnen zu Spaziergängen entlang der Route: Am 1. Mai ist Treffpunkt um 12 Uhr im Sonnenpark (Spratzerner Kirchenweg 81-83) unter dem Eschenbaum, ab 13:30 und 14:50 gibt es Gesprächen mit den Künstlerinnen und Künstlern. Am 2. Mai ist Treffpunkt 13 Uhr unter der Willi-Gruber-Brücke, ab hier gibt es einen Spaziergang entlang der nördlichen Route. An beiden Tagen gibt es im Festivalzentrum (im Paradies der Fantasie) von 19 bis 20:30 Uhr die Gelegenheit, in Dialog mit einigen Künstlerinnen und Künstlern des Kunstparcours zu treten. Am 3. Mai werden diese Gespräche von 18 bis 19:30 Uhr im Kunstraum Niederösterreich in der Herrengasse 3 in Wien stattfinden. Der Eintritt ist frei – wie auch der Besuch des Kunstparcours während der Festivaldauer.

Ebenfalls am 1. Mai ab 12 Uhr erklingt im Festspielhaus St. Pölten, in der Ehemaligen Synagoge und im öffentlichen Raum Olivier Messiaens 13-teiligem Zyklus Katalog der Vögel in einer Interpretation des Pianisten Pierre-Laurent Aimard und der Schauspielerin Birgit Minichmayr. Es geht dabei auch um die Frage, wie viele der 77 Vogelarten, auf die Messiaen einst kompositorisch reagiert hat, heute, in Zeiten des Artensterbens, noch zu hören sind. Texte des auch an dieser Produktion beteiligten kongolesisch-österreichischen Autors Fiston Mwanza Mujila erweitern in diesem Fall den Kontext. Kali Malones Konzert am 2. Mai im Dom zu St. Pölten läutete ab 21 Uhr die ReiheOrgel Experimentell ein. Ein Pflichttermin für alle, die Klangskulpturen an ungewöhnlichen Orten entdecken wollen.

Festivalauftakt der Tangente St.Pölten: Wegweiser durch die Eröffnungstage

Bei „Shared Landscapes“ werden wiederum herkömmliche Vorstellungen vom Theater lustvoll unterlaufen und kurzerhand hinaus in die hügelige Umgebung von St. Pölten verlegt.

Bei Shared Landscapes“ werden wiederum herkömmliche Vorstellungen vom Theater lustvoll unterlaufen und kurzerhand hinaus in die hügelige Umgebung von St. Pölten verlegt. „Sieben Stücke zwischen Wald und Wiese“ lautet der Untertitel der Produktion von Caroline Barneaud und Stefan Kaegi (Rimini Protokoll), bei der auch die Natur Regie führt. Das Publikum trifft am 3., 4. Mai und 5. Mai und am 10.,11. und 12. Mai (Start jeweils um 13 Uhr) auf musikalische Skulpturen, Klangkreationen, choreografische Audiotouren und philosophische Theaterstücke – oder es findet sich bei subvertierten Picknicks wieder.

Eine Hymne an den Tanz als Ort der Begegnung ist Ayaka Nakamas erstmals in Österreich gezeigter Freeway Dance (3. Mai ab 18 Uhr, und 4. Mai ab 14 Uhr, Freiraum St. Pölten). Zum Austausch über Gesehenes und Erlebtes treffen kann man sich während der gesamten Tangente-Laufzeit im Festivalzentrum in der Linzer Straße, das vom venezianischen Kollektiv Biennale Urbana gestaltet und in Zusammenarbeit mit lokalen Akteurinnen und Akteuren in ein für alle offenes Kreativlabor, einen Vermittlungsort und Co-Working-Space verwandelt wird. Von hier aus breitet sich am 4. Mai auch das (kostenlose) TangenteStraßenfest in den öffentlichen Raum aus. Geboten werden dabei unter anderem Performances in den Höfen und entlang der Linzer Straße, ein Suppenfest-Workshop und ein Flohmarkt. 

Festivalauftakt der Tangente St.Pölten: Wegweiser durch die Eröffnungstage

Die Londoner Band Malphino stammt nach eigenen Angaben von einer imaginären tropischen Insel, klingt auch so und ist beim „Alien Disko Pop-Up Konzert“ beim TangenteStraßenfest zu hören.

Außerdem gibt es im Festivalzentrum ab 14 Uhr Pop-up-Konzerte der Alien Disko kuratiert von The Notwist, die ab 17 Uhr mittels „Alien Parade“ ins Festspielhaus weiterzieht, dort auf zwei Bühnen weitere Bands zum Entdecken bietet und schließlich ab 23 Uhr im Cinema Paradiso beim „Alien Disko Soundclash“ landet. Es gibt also reichlich Gelegenheiten, um zu feiern, man darf aber auch Innehalten, etwa bei Christian Philipp Müllers Skulptur Ein Bad für Florian auf dem Domplatz, die am 5. Mai mit der Performance „Eine Stunde auf dem Domplatz“ (ab 14 Uhr) aktiviert wird. 

Die Eröffnungstage der Tangente St. Pölten – Festival für Gegenwartskultur von 30.4.–5.5.2024 bieten sechs Tage lang ein abwechslungsreiches Programm. Von Oper bis Straßenfest, von Kunstparcours bis Theater. Tickets sind bereits erhältlich! Weitere Infos finden Sie hier: Eröffnungstage 30.4.–5.5.2024 | Tangente St. Pölten