Auf Spurensuche in St. Pölten

Auf Spurensuche in St. Pölten
Das Glanzstoff-Areal in St. Pölten ehrt die Vergangenheit, bietet Raum für kreative Entfaltung. Zudem ist es ein Symbol für den Wandel und die Vielfalt der Kultur in St. Pölten – und Spielort von „Hands Made“, „Wasteland“ und „X-Erinnerungen“.

Am 30. April startete die Tangente St. Pölten. Nach den ersten Wochen mit vielen Highlights zum Themenschwerpunkt Ökologie widmet sich das Festival für Gegenwartskultur im Juni der Erinnerungskultur.  Das Thema „Erinnerung“ wird aus globaler wie auch lokaler Perspektive und mit einer Vielzahl an hochkarätigen künstlerischen Projekten beleuchtet. 

„Wir fragen: Welche Erinnerungen werden verdrängt oder vergessen? Wie muss Geschichte neu geschrieben werden für die Gegenwart?“, sagt Tarun Kade, kuratorischer Leiter der Tangente St. Pölten. Und die Tangente bespielt erinnerungsträchtige Orte St. Pöltens wie die ehemalige „Glanzstoff“ – die Fabrik war zeitweise weltweit zweitgrößter Produzent von Viskosefasern und einst ein wichtiger Arbeitgeber für die St. Pöltnerinnen und St. Pöltner. Tarun Kade: „Mit Installationen, Aufführungen und Spaziergängen wird das identitätsbildende Industriedenkmal der Stadt auf überraschende Weise von internationalen und lokalen Kunstschaffenden mit neuen Geschichten gefüllt.“

„Wasteland. The Great Simplification“

Die Brache hinter der Glanzstoff-Fabrik verwandelt sich mit der immersiven Installation „Wasteland. The Great Simplification“ in einen Ort, an dem Inszenierung und Realität, Mythologie und Technologie verschwimmen. Regisseurin Susanne Kennedy und Multi­mediakünstler Markus Selg Selg haben für „Wasteland“ erstmals mit der Musikproduktion DEBIT zusammengearbeitet, die Instrumente der Maya mit den futuristischen Technologien der künstlichen Intelligenz verbindet. Die Ehemalige Spinnerei am Glanzstoff-Areal wird zur Bühne mit einer ruinenartigen Struktur und kleinen Eingriffen in die Landschaft, die sich die Natur jetzt wieder aneignet und überwuchert. Hier begegnen einander Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Vereinzelt wandeln Menschen durch die Landschaft, sitzen am Feuer, unterhalten sich, hören der Musik zu. Wo ist die Grenze zwischen Inszenierung und Realität? Sind wir selbst die Akteur:innen oder wird für uns gespielt?
Die Eröffnung ist am 27. Juni 2024 um 15 Uhr. Die Installation ist dann von 28. bis 30. Juni und von 4. bis 7. Juli zu sehen (jeweils 15.00 bis 22.00 Uhr).

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In „Wasteland“ begegnen sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einer erweiterten Realität.

„Hands Made“

Ein buchstäblich berührendes und künstlerisch außergewöhnliches Erlebnis verspricht auch die österreichische Erstaufführung von „Hands Made“ in der Turbinenhalle am Glanzstoff-Gelände zu werden. Begüm Erciyas erforscht die Fähigkeit der Berührung, indem sie sich auf die Hände konzentriert. „Hands Made“ der türkischen Tänzerin und Choreografin entfaltet vor dem Hintergrund der ehemaligen Viskosefabrik, einem Monument der Handarbeit, eine ganze eigene Wirkung. Erciyas lädt das Publikum dazu ein, die eigenen Hände und die Vergangenheit und Zukunft der Handarbeit und des Tastsinns zu erkunden. Womit haben sich diese Hände beschäftigt und was werden sie in Zukunft tun? Wen oder was werden sie berühren? An Antworten auf diese Fragen kann man sich von 27. bis 30. Juni jeweils um 16.00 Uhr, 17.15 Uhr, 18.30 Uhr, 19.45 Uhr und 21.00 Uhr herantasten. 

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In der Performance „Hands Made“ stehen die Hände der Besucherinnen und Besucher im Mittelpunkt.

„X-Erinnerungen“

Was private Wohnräume über ihre Bewohner:innen erzählen und was passiert, wenn diese Räume zu Bühnen werden, hat Theatermacher Matthias Lilienthal in seinem Erfolgsformat „X-Wohnungen“ erkundet. Seit 2002 wurde das Projekt u.a. in Johannesburg, Caracas, Berlin und Duisburg realisiert. Für die Tangente haben Lilienthal, Helena Eckert und Friederike Kötter das Konzept erweitert und mit „X-Erinnerungen“ eine eigens für das Festival konzipierte Neuproduktion entwickelt. 21 lokale und internationale Künstler:innen, darunter die in St. Pölten aufgewachsene DJ und Künstlerin Seba Kayan, der britische Performer Tim Etchells, Choreograf Trajal Harrell, das Kollektiv „Institut für Medien, Politik und Theater“ und die kurdisch-österreichische Regisseurin Kurdwin Ayoub, haben sich auf die Suche nach verborgenen Orten und Geschichten gemacht und jeweils zehnminütige Performances, Konzerte, Installationen und Theaterstücke dafür entwickelt. 

Insgesamt 21 Orte, darunter private Wohnungen, verlassene Fabriken und versteckte Vereinsheime, werden zu Aushandlungsorten von Erinnerungen, die an drei Routen im Norden, Süden und durch das Zentrum St. Pöltens in Zweier-Gruppen erkundet werden können. Recherchiertes, Imaginiertes und Erinnertes verbindet sich mit lokalen Kontexten. Die Grenzen zwischen Öffentlichkeit und Privatem, zwischen Realität und Inszenierung, verwischen und laden ein, zur Archäolog:in der eigenen Stadt zu werden. Die Premiere von „X-Erinnerungen“ findet am 28. Juni (16.00 bis 20.30 Uhr – Start ist jeweils im Abstand von 10 Minuten) statt, am 29. und 30. Juni ist „X-Erinnerungen“ jeweils von 14.00 bis 18.30 Uhr (im Abstand von 10 Minuten) zu erleben. 

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Bei „X-Erinnerungen“ bekommt das Publikum Einblicke in verschiedene Orte der Erinnerung.

Weltpremiere „Haribo Kimchi“

Im Rahmen der Tangente St. Pölten erwartet das Publikum außerdem eine Weltpremiere in der Bühne im Hof, wenn man in eine Pojangmacha entführt wird: Der typische südkoreanische Straßenimbiss entpuppt sich in der Inszenierung des koreanischen Theatermachers, Performers und Komponisten Jaha Koo allerdings als ein imaginärer Ort unter dem Meer, an dem sich mythische Gestalten und verlorene Meeresbewohner:innen treffen. „Haribo Kimchi“ nennt sich diese medial beeindruckende Performance auf globalen Erinnerungsspuren. Gezeigt wird sie am 27. und 28. Juni jeweils um 20 Uhr in der Bühne im Hof in St. Pölten.

Mit den Tangente-Festivalpässen gibt es Ermäßigungen: Tangente30 bietet beim Kauf von mindestens 3 Veranstaltungen 30 Prozent Preisnachlass, Tangente50 beim Kauf von mindestens 5 Veranstaltungen 50 Prozent Preisnachlass. Alle unter 26 Jahren erhalten 50 Prozent Preisnachlass. 

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