Bitte warten: Wirtschaftsaufschwung gestoppt
Viele Unternehmer wähnten sich bereits in Sicherheit – und in der Tat, die Zeichen für eine zeitnahe Erholung der heimischen Wirtschaft standen gut. Ein Anstieg der Geschäftslage, Umsatzzuwächse und Strukturänderungen innerhalb der Unternehmen sorgten für eine Aufbruchsstimmung. Doch diese positive Entwicklung ist laut Austrian Business Check des KSV1870 zuletzt ins Stocken geraten. Die Corona-Pandemie ist noch nicht überwunden, da rollt mit dem Krieg in der Ukraine und den damit einhergehenden wirtschaftlichen Auswirkungen schon die nächste Herausforderung auf die heimischen Unternehmen zu: „Die weltweiten Krisen beschäftigen Österreichs Wirtschaft mehr als ihr lieb ist. Bereits vor dem Krieg hatten die Betriebe mit Preisanstiegen, Lieferkettenproblemen und Fachkräftemangel zu kämpfen, jetzt wird ihre wirtschaftliche Stabilität aufgrund der kriegerischen Handlungen ein weiteres Mal auf eine harte Probe gestellt“, erklärt Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG.
Geschäftslage rasselt hinunter
Wie der Austrian Business Check 2022 zeigt, hat sich die Geschäftslage der Unternehmen seit August 2021 um zehn Prozentpunkte verschlechtert – aktuell bewerten nur 55 % die eigene Situation positiv. Und auch für das heurige Jahr ist gerade einmal ein Drittel der Betriebe zuversichtlich und erwartet eine klare Verbesserung – trotz zuletzt steigender Umsätze und einer aktuell zufriedenstellenden Nachfrage. „Bis jetzt haben die Unternehmen das ständige Auf und Ab der vergangenen zwei Jahre größtenteils gut gemeistert. Auf Sicht kann der anhaltende ‚Stop-and-Go‘-Modus aber zum echten Spielverderber für die Betriebe werden“, so Vybiral.
80 % befürchten Liquiditätsengpass
Eine weitere Hiobsbotschaft: Laut Austrian Business Check kann lediglich ein Fünftel der Betriebe aktuell ausschließen, auch langfristig keine wirtschaftlichen Probleme zu bekommen. Alle anderen können Liquiditätsprobleme über kurz oder lang nicht ausschließen – bei knapp 10 % sind die liquiden Mittel bereits aufgebraucht. Zudem zeigt sich, dass die Pandemie bei 40 % der Unternehmen negative Einflüsse auf das Eigenkapital genommen hat – trotzdem konnten sieben von zehn Betriebe zuletzt Investitionen tätigen, was gerade in Krisenzeiten positiv zu bewerten ist. Dennoch: Trotz aller Widrigkeiten vergangener Monate attestiert Gerhard Wagner, Geschäftsführer der KSV1870 Information GmbH, der heimischen Wirtschaft insgesamt ein stabiles Bonitätsniveau: „Ein KSV1870 Rating von durchschnittlich 352 bedeutet eine geringe Ausfallwahrscheinlichkeit und ist in Zeiten einer globalen Pandemie und eines Krieges, der die Weltwirtschaft maßgeblich beeinflusst, ein zufriedenstellendes Ergebnis.“
Krisen als Nährboden für Cyber-Kriminelle
Positiv hervorzuheben ist, dass Unternehmen zuletzt verstärkt digitalisiert haben, wenngleich dies offenbar nicht aufgrund der Pandemie erfolgt ist: „Der Grad der Digitalisierung ist in Österreich zuletzt gestiegen. Viele haben das offenbar aus einer intrinsischen Motivation herausgetan, weniger aufgrund einer pandemischen Notwendigkeit. Wenn dem tatsächlich so ist, dann ist das erfreulich und ein gutes Zeichen für den Wirtschaftsstandort“, so Vybiral. Doch dabei wird offenbar auf das Thema IT-Security vergessen – und das in einer Zeit, die von einer massiv steigenden Zahl an Cyber-Attacken geprägt ist, wie aktuelle Zahlen des Bundeskriminalamtes bestätigen. Aktuell bestätigen zwei Drittel der Betriebe, sich wenig bis gar nicht mit der immer realer werdenden Cyber-Gefahr zu befassen. „Als KSV1870 erachten wir es als notwendig, Österreichs Wirtschaft auch über das Cyber-Risiko von Unternehmen zu informieren und haben daher zwei Tools zum Leben erweckt“, so Vybiral. Während der WebRisk Indicator als erste Orientierung dienen soll, wird im Rahmen eines CyberRisk Ratings eine tiefergehende Analyse angestellt, die das IT-Risiko von Betrieben konkret bewertet.
Zur Umfrage: Im Rahmen des Austrian Business Check befragt der KSV1870 zweimal pro Jahr Österreichs Unternehmen, wie es um ihre wirtschaftliche Situation bestellt ist. An der aktuellen Umfrage im März 2022, die gemeinsam mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent durchgeführt wurde, haben sich mehr als 1.300 heimische Unternehmen beteiligt.
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