Österreichs Kunstmarkt setzt starke Signale

Österreichs Kunstmarkt setzt starke Signale
In den vergangenen Jahren hat der heimische Kunstmarkt einige Veränderungen durchgemacht. Bedingt durch die Corona-Pandemie wird verstärkt auf Digitalisierung gesetzt. Dies lockt neue, kaufkräftige Kundenschichten an und macht den Kunsthandel auch attraktiv für Anleger.

Der österreichische Kunstmarkt boomt. Das ist zum einen der Digitalisierung zuzuschreiben, zum anderen sind Anleger vermehrt auf der Suche nach wertstabilen Möglichkeiten zum Investieren. Der Überlegung „Kunst als alternatives Investment“ kommt eine immer größere Rolle zu. „Durch die momentane Zinssituation und den stark gesättigten Immobilen-Markt zieht es viele Anleger auf den Kunstmarkt. Da ist es unsere Aufgabe als Kunsthändler, Wissen zu vermitteln und Vertrauen zu schaffen. Der erste Kunstkauf ist für viel der Schwierigste, weil es einfach am Anfang viel zu beachten gibt. Ich betreue mittlerweile einige Anleger, indem ich ihnen das anbieten kann, wonach sie suchen. Wichtig ist dabei: Legen Sie in einer Kunstrichtung Geld an, die Ihnen Freude bereitet. Dann kommt die Leidenschaft ganz von alleine“, erklärt der Kunsthändler Nikolaus Kolhammer.

Die Corona-Jahre waren im Kunsthandel voll und ganz der Digitalisierung gewidmet. Von Online-Kunstmessen zu virtuellen Ausstellungen und Online-Auktionen: Die digitale Präsentation von Kunst hat einen ungemeinen Aufschwung erlebt. So konnte das Dorotheum 2021 das beste Jahr in der Geschichte des Hauses verzeichnen. Durch die Möglichkeit des „live bidding“ kommt der Auktionssaal mit dem Auktionator mittlerweile sozusagen ins Haus. „Allein die rasch steigende Anzahl der Online-Gebote zeigt, dass unsere Angebote hervorragend angenommen werden. Dies auch dank der bereits vor der Pandemie groß angelegten Digitalstrategie des Hauses“, erklärt Martin Böhm, geschäftsführender Gesellschafter des Dorotheum und weiter: „Wir arbeiten kontinuierlich am Ausbau der digitalen Präsenz.“ Besonders punktete die Sparte Moderne Kunst. So knackte bei einer Auktion im Juni ein zeitgenössisches österreichisches Kunstwerk weltweit erstmals die Millionengrenze. Das Gemälde „Wilde Tiere sind gefährdet“ von Maria Lassnig wurde für 1,378 Millionen Euro versteigert und erzielte somit einen Auktionsrekord für ein Werk der Künstlerin.

Österreichs Kunstmarkt setzt starke Signale

Nicht nur große Auktionshäuser, sondern auch kleinere Galerien und Kunsthändler stellten ihr Angebot während der Lockdowns auf digitale Kanäle um. „Klein- und Mittelunternehmen sind da erstaunlich wandlungsfähig und die anfänglichen Herausforderungen wurden schon bald zum Alltag“, sagt Kolhammer. Das bestätigt auch der Wiener Antikenhändler Christoph Bacher: „Während des ersten Lockdowns gingen die Bestellungen durch die Decke. Offenbar sind die Leute zu Hause gesessen, haben Webseiten abgesurft und eingekauft. Für mich war das Jahr 2020 doppelt so stark wie das Jahr davor. Alle, die den Sprung zum Online-Geschäft zeitgerecht und schnell genug geschafft haben, haben sicher davon profitiert.“ Der Antikenhändler nutzt nun sämtliche Online- und Social-Media-Kanäle, um seine Produkte, wie ägyptische Mumienmasken, griechische Vasen oder römische Marmorstatuen zu bewerben.

Dem Dorotheum gelang es,durch Online-Auktionen viele Neukunden und internationale Bieter dazu zu gewinnen. So nahmen an den Auktionen Kunstinteressierte aus rund 90 Nationen teil. „Durch digitale Medien konnte ich eine jüngere, kaufkräftige und internationale Sammlerschicht dazugewinnen. Zu den ersten Objekten gehörten dabei mit manchen Ausnahmen meist niedrigpreisige Kunstwerke. Es zeigt aber, dass der Kunstmarkt durchwegs gesund ist, wenn eine junge Käuferschicht nachkommt. Ich habe aber auch ältere Kunstinteressierte und große Sammler für mich gewinnen können. Viele haben sich darauf konzentriert, ihr Zuhause schöner zu gestalten und wie geht das besser als mit Kunst?“, sagt Kolhammer.

Auch bei Antikenhändler Bacher ist durch den Online-Auftritt kaufkräftiges, internationales Publikum dazugekommen. Bei Online-Käufen gab es, laut Bacher, vor der Pandemie ab einem Wert von 5.000 Euro Berührungsängste, wenn der Kunde das Stück nicht selbst in Augenschein nehmen konnte. „Dies ist in den letzten beiden Jahren jedoch geringer geworden. Kunden probieren zuerst ein kleines Stück aus, wenn alles funktioniert mit den Papieren und dem Versand, dann trauen sie sich zu, Online auch höherpreisig einzukaufen“, sagt Bacher.

Nach Meinung der Expertenist der Kunstmarkt zurzeit in einer sehr guten Position und wird auch in Zukunft weiterwachsen. Allerdings wird es weniger Händler geben, die viele verschiedene Kunstepochen handeln. „Die letzten Jahre haben mir immer wieder gezeigt, dass sich die Spezialisierungen auf gewisse Fachgruppen auszahlt. Meine Stärken sind etwa Jugendstil-Glas der Firma Johann Loetz-Witwe und Designobjekte der Werkstätte Hagenauer“, sagt Kolhammer. Bacher: „Antike Kunst wird zunehmend teurer. Sammler, die tolle Sachen haben, möchten sie zurzeit nicht hergeben, aber alle wollen kaufen. Die Nachfrage ist groß.“

Helene Tuma

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