Grüne Depots sind zukunftsfit

Grüne Depots sind zukunftsfit
Das Geldanlagejahr 2022 war auch beim Thema Nachhaltigkeit eine Herausforderung. Nachdem aber der Klimawandel weiter voranschreitet und auch der Schutz der Umwelt eine Überlebensfrage der Menschheit ist, bleibt Nachhaltigkeit ein Megatrend für die Zukunft.

Der Klimawandel hinterlässt täglich tiefe Spuren am Erdball: Insekten sterben, Polarkappen und Gletscher schmelzen. Kurz gesagt: Eine Naturkatastrophe folgt der nächsten und die Fidschi-Inseln versinken im Meer. Doch der Klimawandel gefährdet nicht nur unseren Planeten, er verursacht auch enorme Kosten. Laut „Global Risk Report“ wird der Klimawandel als die größte Bedrohung der globalen Ökonomie gewertet: Neuesten Schätzungen zufolge könnte die Wirtschaftsleistung bis Ende des Jahrhunderts weltweit um 37 Prozent sinken, was mehr als dem Doppelten des Rückgangs während der Weltwirtschaftskrise 1929 entsprechen würde. Kein Wunder also, dass auch die Wirtschaft einen Schwenk vollzieht und die Geldanlage immer öfter ESG-Kriterien (ESG steht für Umwelt, Gesellschaft und (positive) Unternehmensführung) folgt. Mit den richtigen Fonds lässt sich von diesem Trend in Zukunft profitieren, selbst wenn die aktuelle Multikrise auch dieses Anlagesegment nicht verschont hat.

Jeder dritte Euro nachhaltig angelegt

Schon seit Jahren boomt die nachhaltige Geldanlage in Österreich. Laut Forum Nachhaltige Geldanlage (FNG) sind 2021 die nachhaltigen Geldanlagen um 61 Prozent gewachsen. Bis zum Stichtag 31.12.2021 wurde knapp jeder dritte Euro nachhaltig angelegt. Das Gesamtvolumen in Höhe von 63 Milliarden Euro markiert damit gleichzeitig einen historischen Höchstwert für das unter Berücksichtigung von umweltbezogenen, sozialen und auf eine verantwortungsvolle Unternehmensführung bezogenen Kriterien verwaltete Vermögen. Insbesondere Privatanleger investieren deutlich mehr Kapital in nachhaltige Anlageprodukte: Ihre nachhaltigen Geldanlagen stiegen um 164 Prozent auf 31,70 Milliarden Euro. Wolfgang Pinner, Leiter des FNG-Österreich: „Mit einem Marktanteil von 28,2 Prozent sind Nachhaltige Geldanlagen im Mainstream angekommen. Private Anleger haben dabei eine zentrale Rolle gespielt. Triebfeder der Entwicklung war aber die Regulierung, welche dazu führte, dass nachhaltige Fonds breiter angeboten werden.“

2022 das Jahr der Traditionswerte

Das heurige Jahr führte besonders durch die Energiekrise und den Krieg in der Ukraine nicht nur zu einem massiven Börseneinbruch, sondern auch „schmutzige“ Werte feierten ein Comeback. Ingrid Szeiler, Chief Investment Officer bei Raiffeisen Capital Management: „Die Öl- und Gasbranche hat seit Jahresbeginn rund 50 Prozent zugelegt – das ist viel, wenn der restliche Markt mit rund 20 Prozent im Minus ist. Auch der Verteidigungssektor hat um die zehn Prozent zugelegt und die Tabakindustrie verbuchte ein Plus von 15 Prozent.“ Trotzdem bleibt die Expertin optimistisch, dass sich Nachhaltigkeit auf lange Sicht lohnt. Szeiler: „Wir sind davon überzeugt, dass sich die Lage wieder drehen wird.“

Niedrige Kurse bieten Einstiegschance

Der Abschwung an den Weltbörsen bietet nach fast zehn Jahren stetigem Aufwärtstrend nun Einstiegsmöglichkeiten. Szeiler: „Auf mittelfristige Sicht, bei einer Behaltedauer von sieben bis zehn Jahren bei Aktien, sind die aktuellen Preise durchaus attraktiv. Ob die Erholung schon im kommenden Jahr einsetzen wird, ist allerdings ungewiss. Aber wenn man sich die KGVs, also die Kurs-Gewinn-Verhältnisse, der Titel im MSCI-World ansieht, dann sind wir jetzt wieder deutlich unter dem langen Schnitt.“ Trotzdem ist es schwierig zu sagen, ob jetzt der richtige Einstiegszeitpunkt ist oder die Kurse 2023 noch weiter fallen werden. Eine wichtige Regel beim Anlegen ist daher, nicht alles auf eine Karte zu setzen, sondern Investments zeitlich wie auch bei den Anlageklassen zu streuen.

Grüne Depots sind zukunftsfit

Ingrid Szeiler, Raiffeisen CapitalManagement

Auf mittelfristige Sicht, bei einer Behaltedauer von sieben bis zehn Jahren bei Aktien, sind die aktuellen Preise durchaus attraktiv.

von Ingrid Szeiler, Raiffeisen CapitalManagement

Anleihen feiern ein Comeback

Nachdem die überbordende Inflation in den USA, aber auch in Europa den Volkswirtschaften zu schaffen macht, haben die Notenbanken reagiert und die Leitzinsen deutlich nach oben geschraubt. Szeiler: „Ich gehe davon aus, dass 2023 zumindest für die Anleihen wieder ein freundlicheres Jahr wird, weil wir einerseits durch die Rendite- und Zinsanstiege eine bessere Basis haben, als wir das in der Vergangenheit hatten. Außerdem befürchte ich, dass die Notenbanken überschießen, dass sie zu viel machen und zurückrudern müssen. Das heißt, dass sich die Wirtschaft abschwächt, aber eine abschwächende Wirtschaft unterstützt die Rentenmärkte.“ Nachdem die Anlageklasse-Anleihen in den vergangenen Jahren eine eher untergeordnete Rolle spielte, müssen sich auch die Fondsgesellschaften beim Thema Nachhaltigkeit im Bereich Anleihen neu ausrichten. „Bislang war die Bewertung von Staaten eine Schwachstelle im Nachhaltigkeitsprozess. Sie ist aber wichtig, weil viele unserer Fonds in Staatsanleihen investieren. Daher haben wir einen eigenen Staatsanleihen-Indikator entwickelt, mit dem wir die Länder nach ESG-Kriterien bewerten. Dabei fließt beispielsweise positiv ein, wenn sich ein Staat in Richtung mehr Nachhaltigkeit transformiert“, so Szeiler.

Verhalten positive Aktienaussichten. Was aber die nächsten Monate im Bereich Aktien bringen werden, ist derzeit schwer abzuschätzen. Zu groß sind die aktuellen Unsicherheiten über die weitere Entwicklung in der Ukraine und in China, aber auch beim Thema Inflation. Daher sollte man eher defensive Werte ins Depot packen. Infrastruktur könnte ein starkes Anlagethema werden, weil Infrastruktur in allen Bereichen aufgebaut wird: sowohl bei klassischen Bauprojekten als auch im technischen Bereich wie in dem der Telekommunikation-Netze. Das Thema Digitalisierung und IT bleibt ebenso auf der Agenda. Und auch Nachhaltigkeit bleibt branchenübergreifend ein Megatrend. Szeiler: „Der jungen Generation ist Nachhaltigkeit sehr wichtig und alle Unternehmen, die die Welt nachhaltiger machen, sei es durch Klimaschutz, Artenerhalt oder Ernährung und Gesundheit, werden profitieren. Sicher ist, dass die Titelauswahl von enormer Bedeutung ist und es in diesem Umfeld sehr sinnvoll ist, dies – beispielsweise in Form eines Fondsinvestments – den Profis zu überlassen.“

Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Mix (ISIN: AT0000805361):
Der gemischte Fonds veranlagt in Aktien als auch in Anleihen, wobei die Aktienquote bei rund 50 Prozent liegt und global breit diversifiziert ist – mit Schwerpunkt auf entwickelte Märkte. Die Investments sind dabei nicht auf Umwelt- und Klimathemen reduziert, sondern beziehen alle ESG-Bereiche ein.

Erste Responsible Stock Dividend (ISIN: AT0000A1QA79):
Dieser nachhaltige Aktienfonds investiert vor allem in Aktien von nachhaltigen Unternehmen mit einer attraktiven Dividendenrendite und historisch niedriger Schwankungsfreudigkeit. Der Fonds erzielte in den vergangenen drei Jahren eine Performance von über elf Prozent.

Amundi CPR Climate Action (ISIN: AT0000A28YU4):
Der Aktienfonds investiert in Unternehmen, die sich für die Begrenzung der Auswirkungen des Klimawandels einsetzen, wobei umwelt-, gesellschafts- und governancebezogene Kriterien in den Anlageprozess einbezogen werden. Das Anlageziel ist auf die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen in Verbindung mit dem Klimawandel ausgerichtet. Der Fonds ist mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifiziert.

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