Der chinesische Drache wankt

Der chinesische Drache wankt
Der neuerliche Ausbruch der Corona-Pandemie hat Chinas Wirtschaft hart getroffen. Die Lockdowns in den Metropolen bringen den Wirtschaftsmotor ins Stottern, was die Investoren ihr Kapital abziehen lässt.

In China läuft schon lange nicht mehr alles nach Plan. Die Probleme mit der Corona-Pandemie hat die führenden Aktienindizes tief ins Minus gedrückt und die Währung des Landes weiter geschwächt. Der Leitindex für Festlandaktien CSI 300 sackte am 25. April um knapp fünf Prozent auf ein Zweijahrestief von 3.814 Punkten ab. In Hongkong verlor der führende Hang Seng Index am Montag 3,7 Prozent. Das ganze bisherige Kalenderjahr verlief schwach: Der NASDAQ Golden Dragon China Index verlor rund 27 Prozent; im Vergleich dazu der MSCI World mit rund -3,2 Prozent, der S&P 500 knapp -2,8 Prozent und der Stoxx Europe 600 rund -4,3 Prozent ( jeweils aus Euro-Investorensicht vom 31.Dezember 2021 bis zum 21. April 2022).

Dass nun auch der chinesischen Hauptstadt Peking ein Lockdown droht, schwächt die Wirtschaft noch weiter. Grund genug für die Investoren, sich von China abzuwenden. Unter den Banken, die sich von China verabschieden, befindet sich auch die Kathrein Privatbank. Sie trennt sich vom chinesischen Aktienanteil im Kathrein House View. „Es gibt immer mehr Faktoren, die gegen ein Investment in den einst vielversprechenden Aktienmarkt sprechen. Dies führte zur Entscheidung, das investierte Aktienkapital auf null zu reduzieren“, heißt es in einem Statement.

Die positiven Aussichten des einst florierenden Landes und die Suche nach alternativen Ertragsmöglichkeiten aufgrund des äußert geringen Ertragspotenzials in anderen Assetklassen ließen Marktteilnehmer über vieles hinwegsehen, doch nun scheint die Schmerzgrenze erreicht zu sein. Die vorherrschenden Risikofaktoren machen die Anleger mehr als nervös.

Durch die Re-Allokation des Aktienkapitals wurde von der Kathrein die Gewichtung in anderen Schwellenländern wie Taiwan, Indien, Süd-Korea sowie Brasilien erhöht. Jene Länder haben in Bezug auf „Governance“ schon vorgelegt und setzen sich hier von China ab: Im Durchschnitt verfügen Unternehmen aus diesen Staaten über eine bessere Governance-Einstufung. „In naher Zukunft sehen wir kein Szenario, in dem die Investierbarkeit in chinesische Aktien zurückkehrt, da dies auch einen strukturellen Wandel verlangen würde, dem aus heutiger Sicht nur eine äußerst geringe Wahrscheinlichkeit eingeräumt wird. Der wohl wesentlichste Aspekt wäre ein liberaleres Unternehmertum, um das Potenzial der chinesischen Wirtschaft auch wieder auf der Aktienseite nützen zu können“, heißt es dazu von der Kathrein Privatbank.

Herta Scheidinger

Kommentare