Zwischennutzung: "Wie eine Spielwiese für Erwachsene"
Kahle Wände, lose Holzbretter und ein kleiner runder Tisch mitten im Raum. Das Erdgeschoßlokal in der Marxergasse 24 (3. Bezirk) ist derzeit noch so gut wie leer. Doch Margot Deerenberg und das Team von "Paradocks"“ möchte das ändern und dem leerstehenden Bürogebäude vorrübergehend wieder Leben einhauchen: Bis Ende 2015 können auf den rund 2000 Quadratmeter des siebenstöckigen Gebäudes kreative Ideen verwirklicht werden.
Das Konzept dahinter nennt sich Zwischennutzung und meint die befristete Nutzung von günstigem Raum. Dabei stellt der Eigentümer ein derzeit ungenütztes Gebäude zu nicht handelsüblichen Preisen – meistens in Höhe der Betriebskosten – zeitlich befristet zur Verfügung. Dieses Stadtbelebungskonzept, das in anderen Großstädten bereits etabliert und von Vereinen wie "urbancatalyst" in Berlin professionell betrieben wird, wird langsam auch in Wien aufgegriffen.
Tag der offenen Tür
In der Marxergasse 24 sollen künftig 65 Studios Studenten oder Freischaffenden als Arbeitsort dienen. Das Erdgeschoß mit Kantine wird Platz für Ausstellungen, Werkstätten und Diskussionsrunden zum Thema Zwischennutzung bieten und soll "das Gesicht nach außen sein", erklärt Paradocks-Mitglied Leonie Spitzer.
Jutta Kleedorfer von der MA 18 (Stadtentwicklung und Stadtplanung) sieht die Entwicklungen in der Stadt in Bezug auf Raumbelebung in der letzten Zeit als durchaus positiv. Für viele Aktive passieren die Änderungen allerdings zu langsam, ist das Ressentiment in der Gesellschaft noch zu groß. Margot Deerenberg: "Dabei wollen wir doch für die gesamte Umgebung da sein."
Pionierarbeit
Zwischennutzungs-Erfahrung hat Paradocks-Mitglied und gebürtige Holländerin Margot Deerenberg in der Schönbrunner Straße 111 gesammelt. Im Sommer 2012 entstand in dem Zinshaus das erste größere Zwischennutzungsprojekt der Stadt, ursprünglich Studiengrundlage für die Diplomarbeit von Architekturstudent Lukas Böckle. Im November 2013 wurde das Haus jedoch von den Behörden gesperrt.
Ausprobieren
Lukas Böckle geht es darum, Leerstand zu vermitteln und leistbare Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen, damit Menschen ihre Ideen ausprobieren können. Wenn das Konzept aufgeht, kann es anderswo weitergeführt werden. Die Besitzer des Bistros in der Schönbrunner Straße 111, beispielsweise, haben mittlerweile ein eigenes Lokal.
Künftig möchte Böckle bei seinen Zwischennutzungen nicht nur Arbeitsraum für Selbstständige schaffen, eine Kooperation mit karitativen Organisation ist jedenfalls denkbar. Ziel ist ein heterotogener Raum. Böckle: „Zwischennutzung ist wie eine Sandkiste für Erwachsene“.
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