Wiens Bevölkerung wuchs im vergangenen Jahrzehnt rasant um zirka 200.000 Personen. Die Versorgung mit Kassenärzten kann mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten: Gab es 2009 noch 90 Kinderärzte mit Kassenvertrag, waren es im Vorjahr nur mehr 86.
Das zeigt die Beantwortung einer Neos-Anfrage durch den Gesundheitsminister. Wie in anderen Bundesländern wächst auch in Wien die Zahl der Kinder-Wahlärzte, wobei nirgendwo sonst die Refundierungsquote der Privathonorare durch die Kassen so gering ist. Sie liegt bei 22 Prozent.
„Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: In Wien wird der Mangel an Kassen-Kinderärzten immer massiver“, kritisiert Stefan Gara, Gesundheitssprecher der Wiener Neos. „Kindergesundheit darf aber keine Frage des Wohlstands sein. Daher fordere ich weiterhin den Ausbau von öffentlich finanzierten Kinder- und Jugendgesundheitszentren, ausgestattet mit multidisziplinären Teams.“
Masterplan
Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) verweist auf die zuletzt gesetzten Schritte, um die Versorgung der Kinder und Jugendlichen in Wien zu verbessern. So habe man schon 2015 einen entsprechenden Masterplan beschlossen. In der Praxis gebe es mittlerweile verbesserte Angebote, wie die Kinder-Notdienst-Ordination im AKH und in der Klinik Favoriten.
Im November 2016 wurde zudem beim Augarten das erste Kindergesundheitszentrum eröffnet. Hier stehen neben Ärzten auch eine Pflegekraft, eine Hebamme und eine Diätologin zur Verfügung – und das bei deutlich erweiterten Öffnungszeiten.
Gegen Wahlarzt-Boom
Auch für Hacker ist die wachsende Zahl der Wahlärzte bei gleichzeitiger Stagnation der Kassenstellen „nicht befriedigend“. Er will das Thema bei der nächsten Gesundheitsplattform auf die Tagesordnung bringen. „Es stellt sich auch die Frage, warum die ÖGK den Wahlärzten nicht Kassenverträge anbietet“, so Hacker. Zu diskutieren seien auch die Ungleichheiten zwischen Wahl- und Kassenärzten in Hinblick auf den Gebietsschutz.
„Erstaunt“ ist Hacker über die Länder-Unterschiede bei den Refundierungsquoten: „Ich hatte es eigentlich so verstanden, dass der Bundeskanzler eine Leistungsharmonisierung durch die Bildung der ÖGK versprochen hat. Offenbar war dies wieder nur ein leeres Versprechen.“
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