Mutter muss zahlen, weil Tochter zu lang krank war

Mutter muss zahlen, weil Tochter zu lang krank war
Nach einem Unfall fehlte Isabella in der Tagesbetreuung. Ihre Mutter wird jetzt zur Kasse gebeten.

Gabriele Golnerits hat es schwer. Nicht nur, dass sie ihre schwer behinderte Tochter Isabella (27) rund um die Uhr betreuen muss. Jetzt stellt sie die Tagesbetreuungseinrichtung, von der sich die allein erziehende Mutter eigentlich Entlastung erhoffte, auch noch vor finanzielle Probleme. Weil Isabella aufgrund von Krankenhaus- und Reha-Aufenthalten mehr als 30 Tage lang fehlte, soll Golnerits 2742 € an den Trägerverein sowie den Fonds Soziales Wien (FSW) entrichten.

Zur Erklärung: Isabella leidet am Prader-Willi-Syndrom. Dieser seltene Gen-Defekt verursacht unter anderem Esssucht, Atemaussetzer, Herzprobleme, Epilepsie, Diabetes, Stoffwechsel- und Hormonstörungen sowie Depressionen. Dementsprechend hoch ist der Betreuungsbedarf.

Ab dem 19. Lebensjahr war die besachwaltete junge Frau, für die die Pflegestufe 6 gilt, deshalb in einer Beschäftigungswerkstatt eines vom FSW geförderten Vereins untergebracht. 20 "Arbeitstage" im Monat jeweils für fünf Stunden. Maximal 30 Fehltage sind dort im Jahr erlaubt. Ist der Klient länger abwesend – sei es nun wegen Urlaubs, oder wegen Spitals- oder Reha-Aufenthalten – wird eine Platzhaltergebühr verrechnet.

Schwer verletzt

In Isabellas Fall kam zu den gesundheitlichen Problemen Pech dazu: Weil sie im Oktober 2013 in der Behindertenpsychiatrie am Rosenhügel auf dem nassen Spitalsboden stürzte und sich schwer verletzte, fiel sie in der Tagesbetreuung länger als die besagten 30 Tage aus.

Darum bat Frau Golnerits beim Trägerverein um einen Lösungsvorschlag. Mit dem Ergebnis, dass Isabella im April 2014 gekündigt wurde. Für 67 Fehltage wurden 1344 € Platzhaltergebühr in Rechnung gestellt. Und der FSW schrieb ihr zusätzlich 1398 € Kostenbeitrag vor. Geld, das sie wegen einer Reihe kostspieliger Therapien für Isabella (die von der Krankenkasse zwar unterstützt, aber nicht vollständig abgedeckt werden) nicht hat.

Ihren Antrag auf Erlass der Summe lehnte man beim FSW allerdings ab. "Wir kommen in Härtefällen natürlich entgegen, aber wir können nicht allen alles erlassen", erklärt dazu die stellvertretende FSW-Geschäftsführerin, Anita Bauer. In Isabellas Fall habe man bereits zwei Monate Kostenbeitrag erlassen sowie einer Ratenzahlung zugestimmt. "Wir haben uns sehr bemüht, auf Frau Golnerits einzugehen", sagt Bauer. "Und wir machen ihr gern weiter Angebote, um die passende Betreuungsform für ihre Tochter zu finden."

Info: Am Dienstag berichtet ORF2 um 18:30 in "Heute Konkret".

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