Ziesel nehmen Ausgleichsflächen nur vereinzelt an
Seit Monaten will man sie "sanft umlenken" – die rund 200 Ziesel, die nördlich des Stammersdorfer Heeresspitals Platz für ein großes Bauprojekt mit 950 Wohnungen machen sollen. Um sie zum Umzug zu motivieren, schufen die Bauträger "Kabelwerk" und "Donau City" für die streng geschützten Nager ein wahres Ziesel-Dorado entlang des Marchfeldkanals. Auf sechs Hektar großen Ausgleichsflächen fänden die Tiere optimale Lebensbedingungen vor.
Doch sehr zur Freude der Bürgerinitiative "IGL Marchfeldkanal" – die sich den Schutz von Ziesel, Feldhamster und Co. auf die Fahnen geschrieben hat – vermehren sich die Nager lieber auf der Projektfläche. Laut Ilse Hoffmann von der Uni Wien, die das Projekt wissenschaftlich begleitet, wächst der Bestand kontinuierlich. Auf dem Bau-Areal leben schon 229 Tiere. Die Ausgleichsflächen haben bisher dagegen bloß einzelne Tiere besiedelt.
Teurer Aktionismus
Ein gerichtliches Nachspiel hat indes die Mäh-Aktion, zu der Naturwacht-Obmann Tony Rei kürzlich auf das Bau-Areal einlud. Um das wild wuchernde Gras auf Ziesel-freundliche Höhe zu stutzen, griffen Madeleine Petrovic, Präsidentin des Wiener Tierschutzvereins, FPÖ-Landtagsabgeordneter Udo Guggenbichler und andere Freiwillige zur Sense.
Sie beriefen sich dabei auf einen gültigen Bescheid der MA 22 (Naturschutz), der von den Bauträgern bis dato ignoriert worden sei. Da die Aktion allerdings ohne deren Wissen und Erlaubnis über die Bühne ging, sehen sich die Umweltaktivisten nun mit Klagen wegen Besitzstörung und Sachbeschädigung konfrontiert.
So wurden Rei und Guggenbichler auf jeweils 34.500 Euro geklagt. Wobei 11.500 Euro (pro Person) aus der "Sachbeschädigung" resultieren, die beim Mähen des Grases entstanden sein soll.
Von Petrovic wollen die Anwälte der Bauträger – darunter SPÖ-Justizsprecher Hannes Jarolim – dagegen "bloß" 5000 Euro.
Rei, Guggenbichler und Petrovic nutzen die Klage zum Konter und kritisieren die "parteipolitischen Verflechtungen in der Causa".
Zum einen habe man weder Sperren überwunden, noch Betretungsverbotshinweise ignoriert, erklärt Rei. Zum anderen habe man das Gelände so ganz nebenbei von der giftigen Goldrute – einer Pflanze, die allergische Beschwerden verursachen könne – befreit.
Mit seinem Anwalt Johannes Öhlböck überlege er nun, die Bauträger sowie die Stadt Wien wegen Tierquälerei anzuzeigen.
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