Der schwarze Audi A4 war Streifenbeamten aufgefallen, sie wollten eine Kontrolle durchführen. Anstatt anzuhalten, beschleunigte der Fahrer das Auto aber auf 140 km/h und raste davon. Die Polizisten nahmen in die Verfolgung auf. Ein weiterer Streifenwagen hatte dann an der Kreuzung der Krottenbachstraße mit der Gustav-Pick-Gasse die Straße blockiert, um die Flüchtenden aufzuhalten.
15-Jähriger verlor Kontrolle über das Auto
Dort kam es zu dem Unfall: Der 15-jährige Lenker wollte anscheinend ausweichen, verlor die Kontrolle über das Auto und krachte mit hoher Geschwindigkeit gegen einen Lichtmast und ein parkendes Auto.
Der Zeuge, den der KURIER am Unfallort trifft, möchte anonym bleiben, er schildert aber die Situation, wie er sie erlebt hat. Er habe gerade gefrühstückt, als er ungewöhnlichen Lärm hörte: „Das war ein Kratzen und Quietschen, das durch Mark und Bein gegangen ist.“
"Zusammengeschoben wie Ziehharmonika"
Er habe sich schnell angezogen und sei zum Unfallort gelaufen, um zu helfen. Dort sah er dann einen Jugendlichen reglos auf der Fahrbahn liegen. „Das Auto war zusammengeschoben wie eine Ziehharmonika. Polizei, Feuerwehr und Rettung waren schnell da“, erzählt der Mann.
Als ihm klar wurde, dass er nicht helfen könne, sei er zurück in seine Wohnung gegangen.
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Möglicherweise bleibt der 17-Jährige, der seinen schweren Kopfverletzungen erlag, nicht das einzige Todesopfer dieser Verfolgungsjagd. Der Aufprall auf das parkende Auto war so heftig, dass nur der 17-Jährige von den Beamten aus dem Auto gezogen werden konnte. Die Reanimationsversuche blieben erfolglos.
Mädchen schwebt in Lebensgefahr
Eine 16-jährige Insassin musste von der Feuerwehr mit hydraulischem Gerät aus dem Audi geschnitten werden. Das Mädchen schwebt in Lebensgefahr. Der 15-jährige Lenker erlitt ebenfalls schwere Verletzungen.
Parkendes Auto wurde schwer beschädigt
Mittwochmittag sind die Spuren des Unfalls schon weitgehend beseitigt, die Straße ist wieder befahrbar. Am Rand steht nur noch das stark beschädigte parkende Fahrzeug, in das der Audi der gekracht war. Das Heck ist zerstört, eine Plastikfolie ist über die gröbsten Schäden geklebt. Gelbe Markierungen auf der Fahrbahn zeigen die letzten Meter, die der Wagen vor dem großen Crash zurückgelegt hat. Sie sollen den Ermittlern helfen, den Unfallhergang zu rekonstruieren.
Laut Polizeisprecherin Barbara Gass sei es durchaus üblich, die Straße zu blockieren, wenn ein Autofahrer Anhaltezeichen ignoriert. In ähnlichen Fällen mussten sich Polizisten bereits vor Gericht verantworten. Ob das auch diesmal der Fall sein wird, bleibt abzuwarten. Bisher wird nur gegen den 15-jährigen Fahrer ermittelt.
Warum der Jugendliche geflüchtet ist, wird wohl nun im Zuge der Ermittlungen geklärt werden.
Kennzeichen sollen gestohlen gewesen sein
Das Unfallauto hatte keine Zulassung und dürfte außerdem mit gestohlenen Kennzeichen unterwegs gewesen sein. Ob der Fahrer unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stand, ist derzeit noch unklar.
Mittwochmittag ist wieder Ruhe eingekehrt in der Krottenbachstraße. Hier reihen sich Gemeindebauten aneinander, nur wenige Passanten sind unterwegs. Ein paar von ihnen bleiben stehen und machen mit ihren Handys Fotos vom Unfallwrack.
Jener Mann, der in der Früh Augenzeuge des Unfalls war, ist noch einmal zum Ort des Geschehens zurückgekehrt, die Ereignisse haben ihn sichtlich mitgenommen. Er geht am Gehsteig auf und ab, erzählt von seinen Erlebnissen und sagt: „Wenn der 15-Jährige einfach stehen geblieben wäre, hätte er halt eine kleine Strafe bekommen. So hat der arme junge Mann ja sein Leben verwirkt.“
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