H wie Hitzefrei: Statt der Klimaanlage kühlt die Kletterpflanze

H wie Hitzefrei: Statt der Klimaanlage kühlt die Kletterpflanze
Begrünte Fassaden sollen dazu beitragen, dass die Umgebung kühl bleibt. Wie sich das bewährt, wird in Breitenlee getestet.

Wenn in heißen Sommern nicht einmal die Nächte Abkühlung bringen, sehnen sich viele Stadtbewohner nur noch nach einem: einer Klimaanlage. Umweltfreundlich sind solche Geräte freilich nicht gerade.

Die Wohnbauvereinigung für Privatangestellte (WBV-GPA) zeigt, wie Kühlung auch anders funktionieren kann – mit Pflanzen nämlich.

Noch lässt sich die natürliche Klimaanlage in der Oleandergasse im Stadtteil Breitenlee nur erahnen. Im Innenhof der kürzlich fertig gestellten Wohnhausanlage sind an den Fassaden Metallgitter montiert. Auf einer Fläche von 2.350 Quadratmetern sollen an ihnen bald Hopfen, Bergwald- sowie Weinrebe und andere Kletterpflanzen emporranken.

„Nachdem die Pflanzung erst im Herbst erfolgte, sieht man davon natürlich noch nichts“, sagt Franz Pranckl, Geschäftsführer der GPA-Planungsgesellschaft. Er schätzt, dass die rund 300 Bewohner der Anlage in ein bis zwei Jahren den Effekt der Pflanzen spüren.

H wie Hitzefrei: Statt der Klimaanlage kühlt die Kletterpflanze

Die Rankgitter und Anker in der Fassade für die Kletterpflanzen.

Grüne Kältemaschinen

„Wenn wir grüne Fassaden umsetzen, dann tun wird das, um das lokale Klima zu verbessern“, erklärt Pranckl. Erreicht werden soll das über einen einfachen Effekt: Pflanzen verdunsten Wasser aus dem Boden und aus der Luft. Die dabei frei werdende Verdunstungskälte führt zu einer Abkühlung.

Begrünungsmaßnahmen wie in der Oleandergasse seien ein Beitrag zum Klimaschutz, sagt Pranckl. Denn in Kombination mit Außenrollos und nächtlichem Lüften schaffe man es, die Wohnungen auf einer angenehmen Temperatur zu halten – auch ohne Klimaanlage.

H wie Hitzefrei: Statt der Klimaanlage kühlt die Kletterpflanze

So soll der Innenhof der neuen Wohnanlage in Breitenlee in ein bis zwei Jahren aussehen.

Bepflanzter Hof

Die Kletterpflanzen sind nur ein Baustein, um dieses Ziel zu erreichen: Auf den mehr als 2.500 Quadratmetern Dachfläche der Wohnanlage werden bald Moose und Flechten sprießen. Der Innenhof wird nicht nur in der Vertikalen, sondern auch am Boden grün.

Denn dort befinden sich einerseits Gärten der Mieter, die in den Erdgeschoß-Wohnungen leben. Andererseits sind unter anderem ein Dorfplatz (eine Art Treffpunkt im Freien für die Mieter, Anm.) samt einer Platane und ein Naschgarten aus Beerensträuchern angelegt. Nebelduschen und Wasserspiele sollen zusätzlich für Erfrischung sorgen.

Für die WBV-GPA ist das Projekt eine Premiere. Zwar habe man in anderen Anlagen bereits Fassaden begrünt, sagt Pranckl, aber nicht in großem Stil. Dementsprechend gespannt ist der gemeinnützige Bauträger auf die Reaktionen der Mieter.

„Vor der Schlüsselübergabe Anfang März haben wird gemerkt, dass manche Bewohner noch nicht vom Nutzen überzeugt sind und Bedenken haben in Bezug auf Ungeziefer.“ Schutzgitter an den Fenstern könnten hier helfen. „Für uns ist interessant, wie die Mieter die Begrünung im Betrieb annehmen werden und wie die Stimmung in ein, zwei Jahren sein wird.“

H wie Hitzefrei: Statt der Klimaanlage kühlt die Kletterpflanze

Der Innenhof aktuell.

Mehr Grün als Ziel

Die WBV-GPA sei jedenfalls motiviert, weitere solche Projekte umzusetzen, betont Pranckl. Allerdings brauche es dazu mehr Förderungen. Denn: „Für grüne Fassaden gibt es bei Neubauprojekten derzeit keine essenziellen Zuschüsse.“ Das ist für gemeinnützige Bauträger wie die WBV-GPA insofern eine Herausforderung, als bepflanzte Außenwände nicht gerade billig ausfallen.

In der Oleandergasse schlug die Begrünung mit rund 52 Euro pro Quadratmeter zu Buche. Pranckl: „Das teure sind nicht die Pflanzen, sondern die Gitter und die Befestigungsanker in die Fassade.“

Die hohen Kosten sind auch der Grund, warum in der neuen Anlage in Breitenlee Kletterpflanzen nur an den Wänden im Innenhof zu finden sind. Pranckl: „Wäre es nach uns gegangen, wären die Häuser rundherum grün.“

GBV innovativ: Fakten

Das Projekt auf einen Blick

In knapp zwei Jahren Bauzeit hat die WBV-GPA in der Oleandergasse 21 in der Donaustadt 88 geförderte Mietwohnungen mit Eigentumsoption und 45 Smart-Wohnungen (siehe S wie Smart-Wohnung) für rund 300 Bewohner errichtet. Im Erdgeschoß befindet sich ein städtischer Kindergarten mit drei Gruppen. Die Gesamtbaukosten betrugen über 19 Millionen Euro, die Stadt steuerte fast sieben Millionen bei.

 

So bleibt die Wohnung kühl

  • Nachts lüften

An heißen Tagen bleiben Fenster tagsüber am besten geschlossen. Wer abends zwei gegenüberliegende Fenster öffnet (sogenanntes Querlüften), erzielt den besten Durchzug.

Richtig abdunkeln: Außenjalousien und Fensterläden fangen die Sonnenstrahlen– und damit die Hitze – bereits draußen ab. We-niger wirksam, aber immer noch besser als kein Sonnenschutz – sind Rollos oder blickdichte Vor-hänge im Inneren.

  • Einmal abschalten

Elektronische Geräte wie Monitore, Drucker oder Kaffeemaschinen geben Wärme ab. Daher alles abschalten, was gerade nicht gebraucht wird.

  • Kühle Brise

Decken- oder Tischventilatoren lassen zumindest die gefühlte Temperatur sinken.

Kommentare