Wo es in Wien für Eltern-Taxis bald eng werden könnte
Nachdem Ende Jänner ein Sattelschlepper beim Abbiegen einen neunjährigen Buben auf dem Schulweg überrollte, will die Stadt Wien nun die Verkehrssicherheit rund um Wiens Volksschulen erhöhen. Ein Baustein dazu sollen zeitlich begrenzte Auto-Fahrverbote vor Schulen – sogenannte Schulstraßen – sein. Sie sollen den Hol- und Bringverkehr reduzieren.
In der Leopoldstadt wurde die Maßnahme bereits erprobt. Schulen, Eltern und Bezirksvorsteher, die diesem Beispiel nacheifern wollen, erhalten von der Stadt Unterstützung (siehe unten) - bis dato sind 25 Anfragen eingelangt. Der KURIER hat potenzielle Schulstraßen-Standorte in Erfahrung gebracht:
Landstraße
Der dritte Bezirk wünscht sich vier Schulstraßen: Geprüft werden Petrus-, Eslarn- und Dietrichgasse, heißt es aus dem Büro von Bezirkschef Erich Hohenberger (SPÖ).
Ein Teil der Rechten Bahngasse, wo ein Kindergarten und einer der Eingänge in die Privat-Volksschule Sacré Coeur liegt, werde ebenfalls auf seine Eignung untersucht.
Neubau
Im siebten Bezirk wurden zuletzt zwei potenzielle Schulstraßen diskutiert: Die Kandl- und die Stiftgasse. Weiter vorangetrieben wird laut dem Büro von Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne) nun aber nur letztere. Denn in der Kandlgasse habe in der Schulgemeinschaft der Konsens für das Projekt gefehlt.
Alsergrund
Die Leitung der Volksschule Gilgegasse ist die treibende Kraft hinter einer Schulstraße für den neunten Bezirk. SPÖ-Bezirkschefin Saya Ahmad befürwortet die Maßnahme.
Simmering
Aus Sicht von Bezirksvorsteher Paul Stadler (FPÖ) eignen sich im elften Bezirk vier Standorte besonders als Schulstraße: der Wilhelm-Kreß- und der Münnichplatz sowie die Svetelsky- und die Fuchsröhrenstraße. Stadler: „Wenn die Eltern nicht gewillt sind, zu lernen, muss ich sie leiten.“
Penzing
Auf Initiative der Grünen diskutierte die Verkehrskommission des 14. Bezirks bereits im vergangenen Oktober ein temporäres Fahrverbot in der Zennerstraße. „Es spricht grundsätzlich nichts dagegen“, sagt Bezirkschefin Andrea Kalchbrenner (SPÖ).
Einzige Einschränkung: Umgesetzt werden soll es erst 2020 – nach Ende des Rohrtauschs in der nahen Bereitenseer Straße und den damit eingehenden Umleitungen und Sperren.
Liesing
Sehr konkrete Formen hat der Schulstraßen-Ausbau im 23. Bezirk angenommen. Ab Ostern soll die Bendagasse morgens testweise für eine halbe Stunde für Autos gesperrt werden, sagt Bezirksvorsteher Gerald Bischof (SPÖ).
Bewähre sich die Maßnahme, könnte sie ab kommendem Schuljahr zur Dauereinrichtung werden.
Hintergrund
Der Trugschluss: Jedes fünfte Wiener Volksschulkind wird mit dem Auto zur Schule gebracht – oft aus Sicherheitsgründen. Laut Experten sind aber die Eltern-Taxis selbst eine direkte Gefahrenquelle für die Schüler.
Die Pioniere: Im September initiierte die Mobilitätsagentur im 2. Bezirk ein Fahrverbot. Scherengitter sperren Kfz an Schultagen zwischen 7.45 und 8.15 Uhr dort aus. Ein ähnliches Fahrverbot gilt seit zehn Jahren beim Schulzentrum Friesgasse.
Die Nachfolger: Voraussetzung für eine Schulstraße ist, dass sie sowohl der Bezirk als auch die Schule wollen. Die Mobilitätsagentur hilft bei der Einigung, die MA 46 (Verkehrsorganisation) prüft die Machbarkeit.
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