Wirt spendiert Obdachlosen ein warmes Mittagessen

Otto nächtigt derzeit in einer Notschlafstelle der Stadt Wien.
Eine obdachlose Frau verbrannte beim Versuch, sich zu wärmen. Daher initiierte Manuel Schmidt die Aktion "Together".

"Na, wie schmeckt’s dir, Roland?", fragt Otto. Er will es genau wissen, schließlich hat er seinen Freund Roland dazu überredet, ins Wirtshaus mitzukommen. Denn im "Dresdnerhof" in der Dresdner Straße in der Wiener Brigittenau gab es gestern, Montag, erstmals ein warmes Mittagessen für obdachlose Menschen – kostenlos, versteht sich. Von 14.30 Uhr bis 15.30 Uhr servierte Wirt Manuel Schmidt Majoranfleisch mit Bratkartoffeln.

Wirt spendiert Obdachlosen ein warmes Mittagessen
Wirt Markus Schmidt vom "Dresdnerhof"
Entschieden hat er sich dazu, weil in der Vorwoche in Wien eine obdachlose Frau beim Versuch, sich an einem Feuer zu wärmen, gestorben ist. "Und ich glaube nicht, dass es notwendig ist, dass Menschen in Wien verbrennen, weil sie sich wärmen müssen", sagt Schmidt. Also rief er die Aktion "Together" ins Leben: Bis Ende des Monats will er täglich eine warme Mahlzeit an Menschen ausgeben, die zu wenig Geld haben, um sich ein Essen zu kaufen. Und er will damit auch andere Betriebe motivieren, mitzumachen: "Für einen Gastro-Betrieb ist es einfach, dass er die Iniative ergreift", sagt Schmidt. Der Vorwurf, er würde mit der Aktion nur günstige Werbe-Einschaltungen erhaschen, sei nur vereinzelt gekommen: "Die erste Medienanfrage haben wir deshalb auch abgelehnt, aber ich gemerkt, ohne die Medien, wird niemand darauf aufmerskam."

Und tatsächlich hat sich die Nachricht vom Gratis-Mittagessen dann rasant verbreitet. Viele, die normalerweise in der Gruft im 6. Bezirk mittagessen, kamen am Montag in den 20. Bezirk. In der Gruft, erzählen Roland und Otto, hänge ein großes Plakat mit dem Aufruf des Wirten: "Es ist eine schöne Geste vom Wirt, zu zeigen, dass er auch für die Leute etwas übrig hat, die nicht so viel haben", sagt Roland.

Wirt spendiert Obdachlosen ein warmes Mittagessen
Dresdnerhof, Manuel Schmidt, Obdachlosenhilfe
Er verbringt seine Nächte derzeit in den Bussen der Wiener Linien. "Ich habe eine Monatskarte", sagt er schnell dazu. Sein Freund Otto nächtigt derzeit in einer Notschlafstelle der Stadt. Für Essen haben die beiden meist nicht genug Geld. "Ich bin oft in der Gruft, im Häferl oder in Wärmestuben", sagt Roland. 40 Menschen haben das Mittagessen am Montag in Anspruch genommen. Bis Ende Jänner will der Wirt weiterhin gratis Mittagessen für Obdachlose anbieten.

Ob Roland das Majoranfleisch geschmeckt hat? "Wunderbar", sagt er."Ich lass nix übrig."

Kommentare