Wien-Hernals im Wandel: Was sich mit dem U5-Bau alles verändert

Elterleinplatz samt Schrammelbrunnen liegen in der Nachmittagssonne. Auf den Bänken, die den Platz säumen, sitzen ein paar Männer, hinter ihnen fährt gerade der 43er stadtauswärts Richtung Neuwaldegg. Hier am Platz steht auch das senfgelbe Amtshaus, in dem Bezirksvorsteher Peter Jagsch (SPÖ) sein Büro hat.
Hernals, das wird im Gespräch mit ihm schnell klar, ist ein Bezirk, dem zehn bewegte Jahre bevorstehen. Schließlich kommt die U5 nach Hernals. Der Bau der Stationen Elterleinplatz und Hernals soll Ende 2026/Anfang 2027 beginnen und spätestens 2035 abgeschlossen sein. Gebaut wird also noch nicht – aber die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren.

Bezirksvorsteher Peter Jagsch (SPÖ) in seinem Büro.
Jagsch schiebt in seinem Büro eine Schautafel näher. Darauf ist das Hernalser Projektgebiet des Stadterneuerungsprogramms „WieNeu+“ abgebildet, das sich besonders der klimafitten Umgestaltung im Grätzl widmet. Farblich markiert sind jene Bereiche des Bezirks, in denen sich in den kommenden Jahren am meisten tun wird. Einer der Schwerpunkte: die Umgestaltung der Kalvarienberggasse, die quer durch den Bezirk führt und Elterleinplatz und Dornerplatz miteinander verbindet. Der Durchzugsverkehr durch die Gasse vom 16. in den 18. Bezirk ist seit der Einbahn-Umkehr auf Höhe des Dornerplatzes unterbrochen.
Überlastete Plätze
Im Bezirk, der immerhin 70 Prozent Grünflächen aufweist, gibt es idyllischere Orte als den Dornerplatz. Vor allem in den kalten Monaten, wenn der Blauregen noch nicht blüht. Eine große gepflasterte Fläche, hier und da ein paar vereinzelte Bäumchen, Bänke.
Auf einer davon sitzt Edeltraud, 70, in der Sonne, die Haare elegant geföhnt, die Fingernägel rot lackiert. Sie wohnt schon lange im, wie sie es nennt, Grenzgebiet des 17. und 18. Bezirks. Den Dornerplatz kennt sie sehr gut, auch damals schon, als hier noch Marktstände waren. Sie mag den Platz heute „nicht mehr so gerne, auch für Kinder gibt es hier eigentlich kein Angebot. An sich ist der Platz ja belebt, aber er muss wieder attraktiver für die Leute werden.“ Mehr Grün? „Das könnte nicht schaden!“ Einer Umgestaltung steht sie positiv gegenüber.

Der Dornerplatz soll einladender werrden.
Andere erfüllen die kommenden Bauarbeiten im Grätzl mit großer Sorge. So wie Christine Benesch, die seit 40 Jahren die „Parfümerie Pipsi“ am unteren Ende der Kalvarienberggasse führt. Auch die Aussicht auf eine Begegnungszone in der Gasse beruhigt sie bisher nicht sonderlich. Ihre Kunden, sagt sie, kämen auch mit dem Auto. „Ich hoffe, dass ich das Geschäft noch davor übergeben kann.“
Alles neu am Elterleinplatz
Auch auf den Elterleinplatz kommt einiges an Veränderung zu. „Wir wollen ihn zu einem menschenfreundlichen Bezirkszentrum machen. Natürlich wird er als Verkehrsknotenpunkt auch zusätzlichen Verkehr anziehen – und da muss man natürlich aufpassen, dass so ein Platz nicht kollabiert“, so Jagsch.
Mit ein Grund, warum man sich im Bezirk schon vor Jahren dagegen ausgesprochen hat, dass die U5 am Elterleinplatz endet – das hätte den Platz überlastet. „Und wenn man von der zukünftigen Endstation dann noch zwei Häuserblocks weitergeht, ist man schon beim neuen Sportclub-Stadion, das gerade gebaut wird“, sagt Jagsch mit sichtlicher Vorfreude.
Sanierungen
Im Fokus der Grätzlerneuerung steht auch die Sanierung von Gründerzeithäusern. „Wenn Sie da beim Fenster hinausschauen“, sagt Jagsch und zeigt auf die dekorative Hausecke gegenüber, „kann man an so ein Gebäude natürlich keine Wärmeschutzfassade montieren, ohne alle Schmuckelemente zu verlieren.“ Bei den alten Häusern sei die Sanierung ungleich aufwendiger und entsprechend teuer. Hier unterstützt die Stadt im Rahmen der Grätzelförderung.
Wie er es angesichts dieser Bemühungen findet, dass in den vergangenen Monaten dennoch immer wieder ein ganz bestimmtes Gründerzeithaus im Fokus steht – nämlich jenes am Elterleinplatz 8, das der künftigen U-Bahn-Station weichen muss? „Ich kann es technisch so erklären, wie es mir die Ingenieure erklärt haben“, sagt Jagsch.

In der Kalvarienberggasse sollen Autos künftig weniger Raum bekommen.
Keine U-Bahn ist auch keine Lösung
Die Kurzfassung: Technisch sei es nicht anders möglich gewesen. Man müsse auf den vorhandenen Baumbestand und den unterirdisch verlaufenden Alsbach Rücksicht nehmen, außerdem müsse der 43er durchgehend fahren können. „Und dann ist die verfügbare Fläche äußerst eingeschränkt – die U-Bahn braucht ja eine eigene große Trafostation, Be- und Entlüftungsanlagen, Aufzüge, Rolltreppen. Und das alles in bis zu 40 Metern Tiefe.“
Das Gründerzeithaus direkt darüber würde dem nicht standhalten können. „Und woanders ist kein Platz. Die Alternative wäre dann, dass Hernals keine U-Bahn bekommt“, so Jagsch – und das sei einfach keine Option für den Bezirk, der bislang nur an der Bezirksgrenze ans U-Bahn-Netz (U6) angebunden war.
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