Wiens Wohnbaustadtrat strebt nach Höherem

Michael Ludwig traf zuletzt UN-Generalsekretär Ban Ki-moon.
Michael Ludwig versucht, sein politisches Profil zu verbreitern. Er will Bürgermeister werden.

In der Wiener SPÖ ist es vor Weihnachten ruhig geworden. Nach wochenlangen Querelen um Inhalte und Personalia verkündete Bürgermeister und Parteichef Michael Häupl Ende November, dass es am 21. und 22. Jänner eine entscheidende Vorstandstagung geben werde. Bis dahin sind öffentliche Debatten tabu. Es scheint, als wäre damit der Weihnachtsfrieden über die SPÖ gezogen, die öffentlichen Termine wurden mit jedem Tag weniger.

Einer ist jedoch umtriebig wie eh und je: Wohnbaustadtrat Michael Ludwig, dem so wie seiner schärfsten Konkurrentin Sonja Wehsely Ambitionen auf die Nachfolge Häupls zugesprochen werden. Sie sind auch Repräsentanten der zwei Flügel innerhalb der SPÖ. Ludwig als Vertreter der Außenbezirke, Wehsely als Vertreterin der Innenbezirke. Während Wehsely derzeit wegen eines Rechnungshofberichts über den KAV und ob des Ärztestreiks auch in der Partei unter Druck geraten ist, geht Ludwig in die Offensive. Kaum ein Tag, an dem er nicht eine Presseaussendung verschickt, sich nicht mit wichtigen Playern der Stadt ablichten lässt.

Marathon

Vor Kurzem besuchte er mit Wiens Siemens-Manager Wolfgang Hesoun das Siemens Werk in Simmering, um eine Smart-City-Initiative anzukündigen. Mit der Wirtschaftskammer präsentierte er die Initiative „Sicher planen!“. Mit ihrem Präsidenten Walter Ruck verbindet ihn eine lange Zusammenarbeit. Die beiden kannten einander bereits, als Ruck noch Obmann der Bau-Innung war. „Wir haben eine sehr gute Gesprächsbasis“, betont Ludwig, darauf angesprochen.

Anfang Dezember traf Ludwig den scheidenden UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon in der UNO-City zur Enthüllung einer Tafel, auf der Ziele für eine nachhaltige Entwicklung formuliert sind.

Kurz darauf lud Ludwig zu einer eintägigen Enquete zum Thema Sicherheit beim Wohnen in das Wiener Rathaus ein. Und vergangene Woche präsentierte er ein neues Projekt, in dessen Rahmen Sozialarbeiter Delogierungen im Gemeindebau verhindern sollen. Innerhalb weniger Tage hat der Wohnbaustadtrat so die Themenfelder Wirtschaft, Außenpolitik, Sicherheit und Soziales beackert. Alle diese Termine zeigen unmissverständlich: Da will einer Bürgermeister werden.

Sicherheit

Vor allem die Sicherheit ist Ludwig ein Anliegen. Ein Thema, das vor allem in den umkämpften Außenbezirken wichtig ist und mit dem die FPÖ und immer öfter auch die ÖVP versuchen, Quote zu machen. Beide forderten immer wieder die Einführung eines „Sicherheitsstadtrats.“

„Was andere Parteien fordern, spielt keine Rolle. Wichtiger als zusätzliche Posten zu schaffen, ist, das Sicherheitsgefühl der Menschen zu erhöhen. Ich handle, während andere reden“, sagt Ludwig. Er verweist darauf, dass er Sicherheit seit Beginn seiner Tätigkeit wichtig genommen habe. Gerade im für die SPÖ so wichtigen Gemeindebau verstärkte Ludwig Maßnahmen, die vor allem die subjektive Sicherheit der Bewohner stärken sollen. Neben Videoüberwachung und Gegensprechanlagen, ist das vor allem die Kooperation mit der Polizei. So sollen die Wohnpartner und die Polizei enger zusammenarbeiten und Grätzelaktionen für die Bewohner stattfinden.
Ob er mit dem Thema nicht jene Stimmen bedient, die behaupten, er wolle die SPÖ in Richtung FPÖ führen? „Ich bin ein Wohnbaustadtrat, der Sicherheit eine zentrale Bedeutung einräumt“, sagt Ludwig: „Ob die Grünen dagegen oder die Blauen dafür sind und umgekehrt, ist mir dabei so was von wurscht.“

Karriere: Der studierte Politologe startete1991 als Landesbildungssekretär seine Karriere. 1995 wurde der heute 55-Jährige Vorsitzender der Wiener Volkshochschulen. Gleichzeitig begann er als Bezirksrat, wurde 1999 Gemeinderat. 2007 folgte er Werner Faymann als Wiener Wohnbaustadtrat nach, zeitweise war er Vizebürgermeister. 2010 wurde Ludwig Bezirksparteichef von Floridsdorf, seit 2011 sitzt er im Landesparteivorstand.

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