Wiens ewige Baustelle soll Ende des Jahres fertig werden

Krankenhaus Nord
Einzelne Abteilungen des Spitals sind bereits startklar. Vollauslastung aber wohl erst 2019.

Zum ersten Mal besuchte am Donnerstag die neue Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) eine Baustelle, die sie in den nächsten Monaten wohl noch enorm beschäftigen wird. Wird doch demnächst der Rechnungshofbericht zum Krankenhaus Nord vorliegen, das die vergangenen Jahre wiederholt wegen Bauverzögerungen und Kostensteigerungen für Negativ-Schlagzeilen sorgte.

Immerhin: Etliche Teile des 785-Betten-Spitals sind mittlerweile bereits fast fertig. Zum Beispiel die Pulmologie-Ambulanz, wo sogar schon die Fußbodenheizung läuft. Oder das Mutter-Kind-Zentrum. Dort sind unter anderem die Geburtsbadewannen bereits installiert. Frauenberger konnte auch schon fertige Patientenzimmer besichtigen. Im neuen Spital gibt es ausschließlich Ein- und Zweibettzimmer.

Noch etwas länger wird die Fertigstellung des OP-Zentrums mit seinen 16 OP-Sälen dauern. Hier sollen jährlich 17.000 Eingriffe durchgeführt werden. Wegen der komplexen Technik und dem Bestreben, technologisch möglichst am aktuellsten Stand zu sein, kommt seine Vollendung erst relativ spät an die Reihe.

Fahrplan

Laut Thomas Balazs, stv. Generaldirektor des Krankenanstaltenverbunds (KAV), werden bis Herbst dieses Jahres die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Ursprünglich hätte dies schon 2016 erfolgen sollen. Der applikatorische Probebetrieb – ein Testlauf der Abteilungen noch ohne Patienten – ist ab Frühjahr bzw. Mitte 2018 geplant. "Gegen Ende 2018 sollen dann die ersten Patienten kommen", kündigt Balazs an.

Ein Vollbetrieb noch im selben Jahr wird sich damit wohl schwer ausgehen: "Wir werden innerhalb kurzer Zeit die Abteilungen der anderen Spitäler in das Krankenhaus Nord übersiedeln", betont die medizinische Leiterin Sylvia Schwarz. Unter voller Auslastung werde man 2019 laufen.

Indes deutet sich ein weiterer Kostenanstieg an: Noch im vergangenen Dezember ging man im KAV wegen der Terminverzögerungen (verursacht durch die Pleite einer Fassadenfirma und Fehler bei der Statik-Berechnung) von einen Kostenanstieg von ursprünglich 954 Millionen auf 1,09 Milliarden Euro aus. Um die Folgen der Verzögerungen auf die Gesamtkosten so gering wie möglich zu halten, prüfe man Regressansprüche, hieß es damals.

Mehrkosten

Jetzt geht Balazs von 1,1 Milliarden Euro Kosten aus. Möglicherweise erfolgreiche Regressansprüche sind in diese Summe allerdings schon eingerechnet. Um welche Beträge der KAV aktuell mit den Firmen streitet, wollte Balazs auf Nachfrage nicht beantworten.

Frauenberger wartet indes "mit Spannung" auf die Empfehlungen des Rechnungshofs zur Baustelle. Zuletzt hatten die Neos einen monatlichen Fortschrittsbericht der Inbetriebnahme des Spitals an den Gemeinderat oder den Gesundheitsausschuss gefordert. "Dagegen habe ich grundsätzlich nichts. Die Frage ist, ob das technisch möglich und sinnvoll ist." Im Sinne der Transparenz kann sie sich jedenfalls einen Vor-Ort-Besuch des Ausschusses vorstellen.

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