Gerne erzählt Museumsdirektorin Monika Grußmann von den überwiegend kroatischen Textil-Gastarbeitern, die damals unter kargen Bedingungen am Spittelberg ihr Dasein fristen mussten. Dort, im Obergeschoß des Amerlinghauses, befindet sich heute das Bezirksmuseum – das stadtweit kleinste seiner Art.
Seit 2019 kümmert sich die Bautechnikerin und grüne Bezirksrätin mit einem Team weiterer Ehrenamtlicher um das Museum, das ein Sammelsurium von Alltagsgegenständen sowie temporäre Ausstellungen beherbergt. Aktuell wird etwa der Widerstand im Kosovo 1990 bis 1998 thematisiert.
Neuorganisation
Klingt relativ unspektakulär, doch größere Sprünge sind mit den vorhandenen Mitteln kaum möglich. Zwar wurden die Gelder, die von der Stadt fließen, im Rahmen der Neuorganisation der Bezirksmuseen 2020 von 400.000 auf rund 800.000 Euro aufgestockt. Für die Gestaltung der Ausstellungen kommen aber nur sehr geringe Summen bei den einzelnen Standorten an.
Das zeigt eine aktuelle Beantwortung einer ÖVP-Anfrage durch Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ). Demnach standen Grußmann und ihrem Team im Vorjahr gerade einmal 5.000 Euro als Arbeitsbudget und knapp 12.000 als Sonderbudget für spezielle Projekte zur Verfügung.
Andere Museen kamen nicht einmal auf diese Summe, sondern mussten lediglich mit dem Basisbetrag von rund 5.000 Euro auskommen, lässt sich aus der Statistik des Kulturressorts herauslesen.
Ehrenamt reicht nicht
Viel zu wenig für einen professionellen, zeitgemäßen Museumsbetrieb, kritisiert Grußmann. „Es geht dabei auch um Tätigkeiten, die mit rein ehrenamtlicher Arbeit einfach nicht abgedeckt werden können: Von der Buchhaltung über die Führung des Archivs bis hin zur Medienarbeit.“
Von „erschreckenden Zahlen“ im Zusammenhang mit der Anfragebeantwortung spricht ÖVP-Gemeinderätin Laura Sachslehner, die vor einem Aushungern der Museen warnt. „Wir fordern eine Reform der Struktur und eine völlige Neuaufstellung der Finanzierung der Bezirksmuseen, um den Erhalt dieser wichtigen Institution sicherstellen zu können.“
Im Büro von Kaup-Hasler kann man die Kritik nicht nachvollziehen. Angesichts der Größe der Museen seien die Mittel angemessen, betont ein Sprecher. „2022 betrug der Gesamtförderbedarf der Bezirksmuseen 889.000 Euro. Diese Gelder werden auch für Miet- und Energiekosten aufgewendet und von der Stabstelle Bezirksmuseen im Wien Museum verwaltet.“
Nicht nur die Mittel für die Bezirksmuseen werden seit 2020 zentral im Wien Museum verwaltet. Dort sind auch drei sogenannte Curatorial Fellows angesiedelt. Sie sollen sich um die Entwicklung und Durchführung von Ausstellungen sowie um die wissenschaftliche Bearbeitung der Sammlungen an den einzelnen Standorten kümmern.
Konflikte mit Kuratoren
In den Museen vor Ort sind diese Experten jedoch nicht allzu gern gesehen, wie Grußmann schildert. Nicht selten käme es im Zusammenhang mit der inhaltlichen Ausrichtung zu Meinungsverschiedenheiten mit den alteingesessen Ehrenamtlichen, die mitunter bereits seit Jahrzehnten mit Herzblut für ihr Museum arbeiten würden.
Und oft sei auch nicht nachvollziehbar, nach welchen Kriterien welche Projekte einzelner Museen finanziell unterstützt werden.
In Neubau will man jedenfalls trotz der schwierigen Rahmenbedingungen demnächst ein mehrjähriges Großprojekt starten. Unter dem Titel „Exhiwetion“ soll unter enger Einbindung der Bevölkerung die Geschichte der sieben Bezirksteile aufgearbeitet werden.
Als erstes ist Sankt Ulrich an der Reihe. Die Auftrakt-Veranstaltung für das Projekt geht am 5. Oktober (19 Uhr) am Ulrichsplatz über die Bühne.
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