Vom Kanal zur Oase: Grüne wollen Wienfluss renaturieren

So könnte die Renaturierung des Wienflusses aussehen – ein Umbau in Richtung eines Naherholungsgebiets
Das Projekt würde Stadtklima und Biodiversität verbessern und einen neuen Naherholungsraum für Hunderttausende schaffen.

Viel Beton und keine Natur: So präsentiert sich der Wienfluss heute. Ein Zustand, den die Grünen gerne ändern würden, sei das Ensemble in dieser Form doch „aus der Zeit gefallen“, wie Parteichef Peter Kraus sagt. Am Mittwoch präsentierte er darum mit Planungssprecher Kilian Stark die grüne Vision einer „Wienfluss-Oase“.

Auf 7,5 Kilometern könnte das Gewässer vom Bahnhof Hütteldorf bis zum Donaukanal durch eine Strukturierung des Bachlaufs sowie eine Bepflanzung mit Weiden, Schilfpflanzen und Gräsern umfassend renaturiert werden – ausgenommen der überplattete Abschnitt vom Margeritensteg bis zum Stadtpark. Inklusive des bereits renaturierten Abschnitts westlich von Hütteldorf kämen so mehr als zehn Kilometer naturnahe Erholungsfläche am Wasser zusammen.

Biodiversitäts-Boost

Durch die Begrünung und Schaffung unterschiedlicher Wassertiefen und Fließgeschwindigkeiten würde auch ein Lebensraum für unterschiedlichste Tierarten entstehen – von Bachforellen über Flusskrebse bis hin zu Vögeln, Libellen und weiteren Insekten. Heute sei der Fluss „biologisch tot“, sagt Stark, eine Renaturierung auch vor dem Hintergrund des kürzlich beschlossenen EU-Renaturierungsgesetzes daher „ein logischer Schritt“.

Nicht zuletzt würde die Renaturierung dem Stadtklima in einer sich immer weiter erhitzenden Stadt gut tun, ist das Wiental doch eine der wichtigsten Kaltluftschneisen bis ins Zentrum. In der derzeitigen, zubetonierten Form habe der Bachlauf aber keine kühlende Wirkung, so die Grünen.

Kilian Stark und Peter Kraus stehen vor einem Rendering des begrünten Wienflusses

Kilian Stark (li.) und Peter Kraus präsentierten die grünen Pläne für den Wienfluss am Donnerstag bei der Kennedybrücke

Machbar werden die Pläne überhaupt erst durch die Verlängerung des Wientalkanals bis Auhof. Ist der – voraussichtlich 2028 – fertiggestellt, wird nämlich auch bei Hochwasser kein Abwasser mehr in das Bachbett gelangen. Eine Chance, die man nutzen müsse, sagen Stark und Kraus, sei der Wienfluss doch an sich „ein ökologisches Geschenk, das mitten durch die Stadt fließt“. Der Hochwasserschutz bliebe natürlich aufrecht.

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Alte SPÖ-Pläne aufgegriffen

Neu sind die Pläne übrigens nicht: Schon um die Jahrtausendwende plante die damalige SPÖ-Umweltstadträtin Isabella Kossina eine umfassende Renaturierung, zur Umsetzung gelangte das Projekt jedoch nie.

Die Kosten haben es freilich in sich: Die Grünen schätzen den Aufwand auf 200 bis 250 Millionen Euro, also in etwa gleich viel wie die Errichtung des neuen Wientalkanals kostet. Ein Aufwand, der es für die Grünen wert ist. Natürlich brauche es Mut und Innovationsgeist, doch mit der Donauinsel habe die Stadt bereits einmal Pionierarbeit geleistet - warum also nicht ein zweites Mal.

Magistrat sagt Nein

Bei den zuständigen Wiener Gewässern (MA 45) winkt man jedoch aus anderen Gründen ab, die Pläne seien „von einer möglichen technischen Umsetzung weit entfernt“, heißt es. Grundsätzlich sei jede Begrünung oder Renaturierung eines Gewässers anstrebenswert, im Fall eines – immer häufiger werdenden – Starkregenereignisses steige der Pegel des Wienflusses zwischen den Mauern innerhalb von Minuten auf mehrere Meter an. Einbauten wie Sitzgelegenheiten würden dann in kürzester Zeit weggerissen und fortgespült und könnten im schlimmsten Fall sogar den Hochwasserabfluss behindern.

Verwiesen wird seitens der Wiener Gewässer auf die bereits erfolgte Renaturierung im äußeren Bereich des Wienflusses, zudem plane man „laufend Maßnahmen, um die landschaftliche und ökologische Qualität des Wienfluss-Beckens mit natürlicher Bepflanzung zu verbessern, ohne das Hochwasserrisiko zu vergrößern". So wird im Rahmen eines nun startenden Pilotprojektes die Wienflussmauer auf einem Teilabschnitt von rund 300 Metern zwischen Nevillebrücke und Wackenroderbrücke begrünt, um ein Aufheizen der Steinmauer zu verhindern und dadurch das Mikroklima zu verbessern.

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