Sanierungen: Stadt schaut Baufirmen auf die Finger

Sanierungen: Stadt schaut Baufirmen auf die Finger
Wiener Wohnen will verhindern, dass falsche Rechnungen gelegt werden.

In einem Monat hat Eva Nieswohl mehr Wohnungen zu Gesicht bekommen, als zuvor in ihrem ganzen Leben. Seit 1. Juli überwacht die neu geschaffene „Wiener Wohnen QualitätskontrolleSanierungen im Gemeindebau. Die 26-jährige Bauingenieurin ist von Beginn an dabei.

Jetzt steht sie mit ihrem Zollstab bewaffnet in einer Gemeindewohnung in Favoriten und vermisst die Trittschalldämmung des Bodens. „Später wird hier der Estrich drübergelegt. Wenn ich heute nicht da bin, ist der Zug abgefahren“, sagt Nieswohl. Heute passt alles. „Materialien und auch die Dicke sind in Ordnung“, sagt Nieswohl. Ihre Kollegin Bettina Wetchy kontrolliert unterdessen den Feinputz. Auch der ist ordnungsgemäß aufgetragen. Schnell werden Fotos geschossen und Daten aufgeschrieben. In wenigen Minuten ist die Kontrolle erledigt.

Reaktion

Nachdem zuletzt mehrfach Baufirmen der Stadt Arbeiten falsch verrechnet hatten, sollen die Kontrollore den Firmen nun genau auf die Finger schauen. Bis zum Jahresende wird das Prüfteam auf 50 Mitarbeiter aufgestockt. „Pro Jahr werden etwa 9000 Gemeindewohnungen saniert. 500 davon nehmen wir genau unter die Lupe“, erklärt Theodor Hebnar, Chef von Wiener Wohnen. Durch die Kontrolle werde so viel an möglichen Malversationen eingespart, dass sich die Truppe von selbst finanziere, sagt Hebnar. Warum diese erst nach dem Aufkommen der Skandale eingerichtet wurde, beantwortet er ausweichend: „Wir hatten das immer schon geplant.“

Sieben bis zehn Mal kontrollieren Nieswohl und ihre Kollegen die Arbeitsschritte, bis eine Wohnung saniert ist. „Zu 50 Prozent sind wir vor Ort, den Rest erledigen wir vom Büro aus“, erklärt Wetchy. Dort werden die Daten verarbeitet. Mit den Vergleichswerten lassen sich unseriöse Angebote enttarnen.

Große Unregelmäßigkeiten hat das Team noch keine entdeckt. „Manche versuchten etwa beim Putz mehr zu verrechnen als verwendet wurde“, sagt Wetchy. Warum sie sich für den Beruf entschieden hat? „Es muss einfach Gerechtigkeit geben.“

Auch im Baugewerbe.

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