Wiener Mafia-Mord: Zeuge bald auf Kaution frei
Stefan V. darf die Justizanstalt Wien-Josefstadt schon bald verlassen. Die 20.000 Euro Kaution wurden bereits eingezahlt: Sobald sie auf dem Konto der Justiz sind und die Geldwäschestelle des Bundeskriminalamtes die Herkunft des Geldes überprüft hat, öffnen sich für ihn die Türen.
Von mehreren Kugeln getroffen
Stefan V. ist jener Mann, der am 21. Dezember in der Wiener Innenstadt von mehreren Kugeln getroffen worden war und überlebte. Sein Begleiter, Vladimir Roganovic, starb. Die Suche nach dem Täter läuft noch immer auf Hochtouren.
Auch gegen das 23-jährige Opfer aus Montenegro gibt es einen internationalen Haftbefehl. In Serbien wird der Mann wegen unbefugten Waffenbesitzes gesucht. Ein entsprechender Auslieferungsantrag der Serben wurde eingebracht. Entschieden ist noch nichts. Doch V. darf die Zeit bis zur Entscheidung in Freiheit verbringen. Voraussetzung: Er muss spätestens eine Woche nach seiner Enthaftung eine fixe Anschrift in Österreich nennen und darf das Land bis zur Beendigung des Verfahrens nicht verlassen.
Wichtigster Zeuge
Dass Stefan V. mutmaßlich auch einem kriminellen Clan angehören soll – und als Überlebender der wichtigste Zeuge im Mordfall am Lugeck ist, spielt bei der Höhe der Kaution keine Rolle. In Österreich liegt kein Haftgrund gegen ihn vor. Und das Delikt des unbefugten Waffenbesitzes übersteigt die maximale Strafdrohung von fünf Jahren Haft nicht. „Bei der Bemessung der Kaution sind die Straftat und die wirtschaftlichen Verhältnisse des Betroffenen sowie das Vermögen der Person, die die Sicherheit leistet, ausschlaggebend“, sagt Christina Salzborn, Sprecherin des Landesgerichts für Strafsachen Wien. Sollte der Betroffene untertauchen, wird die Kaution eingezogen – die 20.000 Euro würden dann dem Staat zufließen.
Bei der Höhe der Kaution gibt es keine Grenzen. Die höchste jemals in Österreich ausgesprochene Kaution musste der ukrainische Oligarch Dimitri Firtash aufbringen. Nachdem er 125 Millionen Euro überwiesen hatte, konnte er die Auslieferungshaft in Wien verlassen. Die USA hatten seine Auslieferung beantragt.
Prominenter Fall
Nicht viel weniger musste der Banker Julius Meinl hinterlegen. Ihm wurde Anlagebetrug und Untreue vorgeworfen. Nachdem Meinl auch einen britischen Pass hat, bestand Fluchtgefahr. Meinl musste 100 Millionen Euro hinterlegen. Das Geld hatte der Banker in nur zwei Tagen organisiert.
Wie oft die Kaution als „gelinderes Mittel“ eingesetzt wird, ist statistisch nicht erfasst. Und: Sie muss nicht immer bar beglichen werden. Auch mündelsichere Wertpapiere oder Liegenschaften werden akzeptiert.
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