Wiener Märkte: Vom Nah- zum Genussversorger

Bio-Obst und -gemüse ist von Wiens Märkten und Straßenständen nicht wegzudenken.
Delikatessenverkauf auf Märkten boomt. Das Servitenviertel im 9. Bezirk bekommt einen Schmankerlmarkt.

Ziegenkäse aus dem Waldviertel, burgenländische Spezialbrote aus hausgemachtem Natursauerteig, Wiener Fleisch- und Wurstspezialitäten, Obst und Gemüse (natürlich bio), vegane Pralinen, griechische Delikatessen.

Dies bietet der neue „Schmankerlmarkt“ am Servitenplatz ab 16. Mai im 9. Bezirk (siehe Ende des Artikels). Die lokalen Unternehmer erhoffen sich davon noch mehr Genuss-orientierte Kundschaft im Servitenviertel. Nicht zu Unrecht. Denn Märkte und insbesondere Direktvermarkter stehen bei den Wienern hoch im Kurs.

Wiener Märkte: Vom Nah- zum Genussversorger

Vor der Servitenkirche findet der Schmankerlmarkt ab 16. Mai sechs Mal statt.

Das bekräftigen zwei Statistiken: Zum einen wurden bei einer Frequenzzählung der Stadt im Jahr 2017 pro Woche 360.000 Besucher auf den 17 permanenten Wiener Märkten gezählt (2007 waren es noch 296.000). Und zum anderen steigt auch die Anzahl von Landwirten, die ihre Produkte tageweise in Wien feilbieten. Laut Marktamt sind auf den sogenannten Landparteiplätzen der 17 Wiener Märkte aktuell 712 Direktvermarkter gemeldet, die hier insbesondere freitags und samstags ihre Verkaufsstände aufstellen. Vor zehn Jahren waren es mit 687 etwas weniger.

Dazu kommen noch fünf Wochenmärkte (zwei auf der Freyung und einer jeweils vor der Mariahilfer Kirche, in der Hietzinger Altgasse sowie in der Asperner Wacquantgasse) und etwa 40 privat organisierte Straßenstände.

Qualität hat ihren Preis

Dass die angebotenen Spezialitäten etwas teurer sind als im Supermarkt, stört die Kundschaft nicht. Dafür wird hohe Qualität vorausgesetzt. „Wer günstig einkaufen will, geht zum Diskonter. Viele Märkte sind keine Nahversorger mehr, sondern Genuss-Anbieter und soziale Treffpunkte“, sagt Doris Knor, Wirtschaftsbund-Obfrau des Markthandels und Vorstandsmitglied des Clubs der Wiener Marktfahrer.

In dieselbe Kerbe schlägt man beim Marktamt. „Junges Publikum findet es zum Beispiel hip, auf dem Naschmarkt einzukaufen und gleich auch dort essen zu gehen. Da geht es ums Sehen und Gesehenwerden“, meint Sprecher Alexander Hengl. Auch Kutschker-, Brunnen- oder Karmelitermarkt punkten in der Hinsicht.

Dass Direktvermarkter mit den Supermarktpreisen nicht mithalten können, sei logisch. „Um zu überleben, müssen sie sich im Angebot von den großen Ketten unterscheiden – darum werden die Produkte veredelt, was zu entsprechenden Aufschlägen führt“, so Knor.

Wiener Märkte: Vom Nah- zum Genussversorger

Für steirischen Kastanienhonig & Co. zahlt der Wiener gern etwas mehr.

Das bestätigt Landwirt Hermann Bscheider aus der Steiermark, der auf etlichen Märkten in Wien und NÖ Frischfleisch, Bratwurst, Leberknödel, Strudel, Apfelsaft und Essig verkauft (zum Beispiel am Samstag in Ober St. Veit). „Der Trend geht hin zu österreichischer Ware, zu Bio und Selbstgemachtem. Außerdem suchen die Kunden das persönliche Gespräch – das ist nicht wie im Supermarkt, da kann man fragen, wo die Ware herkommt und wie sie erzeugt wurde. Das mögen die Leut’. Aber das Preis-Leistungs-Verhältnis muss natürlich stimmen.“

Genuss-Festival

Wer gern degustiert und direkt beim Produzenten einkauft, kommt am Wochenende auch beim Genuss-Festival im Stadtpark auf seine Rechnung. Von 10. bis 12. Mai verwöhnen Manufakturen und Gastronomen aus allen Bundesländern mit regionalen Spezialitäten.

Wiener Märkte: Vom Nah- zum Genussversorger

Im Stadtpark wird am Wochenende degustiert und eingekauft.

Gekostet bzw. mit nach Hause genommen werden können etwa Innviertler Surspeck, Nockberger Zirbenwürste, Bergkäse aus dem Bregenzerwald, Grammel-Pesto, Sanddorn-Marmelade oder Preiselbeer-Blutwurst. Weil es nicht nur um Genuss, sondern auch um Authentizität geht, erzählen die Aussteller gern über die jeweilige handwerkliche Herstellung.

Info zum Schmankerlmarkt im Servitenviertel

Angebot: Vor der Servitenkirche bieten 15 Verkaufsstände am 16. Mai und an fünf weiteren Terminen regionale Produkte und internationale Spezialitäten – darunter Fleisch und Wurst, Käse, Antipasti, Brot und Gebäck, Öle, Fisch, Wein und Konfekt. Zudem präsentieren die lokalen Delikatessengeschäfte ihre Produkte. In der „Edelschimmel“-Käsebar (Servitengasse 5) gibt’s am 16. Mai kreative Brotkreationen aus der Öfferl-Dampfbäckerei. „La Pasteria“ (Servitengasse 10) kombiniert die Markteröffnung mit einem Open-Air-Barbecue .

Termine: Der Schmankerlmarkt findet jeweils an Donnerstagen von 10 bis 19 Uhr statt. Und zwar am
16. und 23. Mai, am 6., 13. und 27. Juni sowie am 4. Juli.

Kommentare