Karlsplatz: Lauter Protest gegen den Umbau

Computeranimation des geplanten Umbaus
Winterthur-Gebäude und Wien Museum sollen aufgestockt werden.

Höhnische Kommentare, Buhrufe und Klopfkonzerte auf den Tischen: Die Stimmung bei der Bürgerversammlung Mittwochabend in der Technischen Universität in Wieden war nicht eben entspannt. Grund für den Unmut: Das Haus der Zurich-Versicherung (auch bekannt als Winterthur-Gebäude) sowie das Wien Museum auf dem Karlsplatz sollen aufgestockt werden. Der Wiedener SPÖ-Bezirkschef Leopold Plasch hatte eingeladen, um über das umstrittene Projekt zu informieren.

Bereits bei der Projektvorstellung zu Beginn der Veranstaltung fielen nach wenigen Minuten die ersten Zwischenrufe. Inmitten der Aufregung gab es freilich auch besonnenere Kritiker: "Wenn man das Winterthur-Gebäude aufstockt, klebt es praktisch an der Karlskirche", sagte etwa Johannes Pasquali, Obmann der ÖVP Wieden. Er habe nichts gegen den Umbau des Wien Museums, versicherte er: "Aber die Erhöhung beider Gebäude als ein einziges Projekt zu verkaufen finde ich unredlich." Denn mit der Aufstockung des Hauses direkt neben der Kirche nehme man "eine nachhaltige negative Beeinträchtigung" des Karlsplatzes in Kauf.

Auch Markus Landerer, Vorstand der Initiative Denkmalschutz, äußerte Bedenken: "Im Windschatten des Wien Museums versucht nun eine Versicherung, eine Aufstockung genehmigt zu bekommen."

Applaus für die Blauen

Andere machten ihrem Unmut lautstark Luft: Einige der Anwesenden applaudierten Ursula Stenzel und Johann Gudenus von der FPÖ. Wer sich hingegen auch nur ansatzweise positiv über die Umbaupläne äußerte, wurde ausgebuht und unterbrochen. "Was zahlt dir der Häupl?", wurde etwa gehöhnt.

Bezirkschef Plasch versuchte am Ende zu beruhigen, allerdings mit wenig Erfolg: "Wir sollten die Kirche im Dorf lassen – und um eine Kirche handelt es sich hier ja." Man könne nicht alle Wünsche erfüllen: "Aber wir werden nun ein dauerhaftes Bürgerforum zu dem Thema einrichten."

Mehr direkte Demokratie und mehr Bürgerbeteiligung wird dieser Tage gerne gefordert. Dass dies in der Praxis derzeit nicht funktioniert, bewies die Bürgerversammlung zu zwei angedachten Umbauten am Karlsplatz.

Ja, es gibt gute Gründe, über die Pläne zu diskutieren: Wertet die Aufstockung zweier Häuser den Platz auf – oder ist das Gegenteil der Fall? Und wer profitiert wirklich davon: Die Bevölkerung oder doch eine Versicherung?

Freilich, einige Teilnehmer brachten durchdachte Argumente. Doch rasch setzte sich Unsachlichkeit durch: Es wurde gebuht, gehöhnt, getrommelt. Johann Gudenus und Ursula Stenzel von der FPÖ – der Darling aller Empörten – ernteten für wenig sachlichen Input viel Jubel und Applaus. (Sie forderten übrigens: "Mehr direkte Demokratie".)

Prominent vertreten war auch die "Das hamma immer so gemacht"-Fraktion: Als ein Vertreter der Stadt argumentierte, eine Stadt verändere sich im Laufe der Jahre eben, wurde wütend widersprochen: "Wer sagt das?"

Eine zielführende Diskussion ist so nicht möglich. Denn zwischen Klopfkonzerten, Veränderungs-Verweigerung und Applaus für Protestparteien gehen die eigentlichen Fragen unter.

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