Abfuhr für Sonntagsöffnung in Wien

Klares Nein der Handelsangestellten. Wirtschaftskammer will aber nicht aufgeben.

Ein einfaches Kreuz beim „Nein“ reichte einem Wiener Handelsangestellten offenbar nicht: „Es gibt genug Zeit zum Einkaufen. Der Sonntag ist ein Familientag“, schrieb ein Teilnehmer der von der Gewerkschaft initiierten Urabstimmung zur Sonntagsöffnung auf seinen Stimmzettel.

Die Befragung unter mehr als 37.000 Beschäftigten des Wiener Einzelhandels ging ohne große Überraschungen aus. Auf die Frage, ob sie persönlich am Sonntag arbeiten wollen, antworteten fast 96 Prozent der Teilnehmer mit Nein. Allerdings: Mit 23,2 Prozent war die Beteiligung denkbar gering.

Wolfgang Katzian, Chef der Gewerkschaft GPA-djp, fühlt sich dennoch bestätigt. „Das Ergebnis ist eindeutig. Ich denke, das ist ein Zeichen, dass wir die Diskussion um eine Sonntagsöffnung beenden sollten.“

Abfuhr für Sonntagsöffnung in Wien
Befragung von Unternehmern und Handelsbeschäftigten zu möglicher Erweiterung der Öffnungszeiten am Sonntag - Tortengrafik Grafik 0379-15-Handel.ai, Format 88 x 55 mm

Kammer kämpft weiter

Ist damit in Wien das Thema Einkaufen am Sonntag endgültig vom Tisch? Mitnichten, ist man zumindest in der Wirtschaftskammer überzeugt. Deren neuer Präsident Walter Ruck hatte im Vorfeld der Kammerwahl die Debatte um die Sonntagsöffnung öffentlichkeitswirksam angestoßen. Noch am Mittwoch hatte die Kammer eine Studie veröffentlicht, wonach eine Aufsperr-Erlaubnis in eigens eingerichteten Tourismuszonen in der Innenstadt, aber auch in der inneren Mariahilfer Straße und rund um das Schloss Schönbrunn Sinn machen würde.

„Für uns ist das Projekt keinesfalls gestorben“, kommentiert ein Kammer-Sprecher das Ergebnis der GPA-Urabstimmung. Schließlich habe Katzian angekündigt, sich Gesprächen mit den Arbeitgebern nicht zu verschließen. Schon demnächst soll es solche auf Präsidenten-Ebene geben, danach soll ein Verhandlungsteam zusammengestellt werden. „Es wäre schön, wenn es noch heuer eine Lösung gibt“, betont der Sprecher.

Dauerhafte Lösung

Ziel der Kammer sei eine „ganzjährige, dauerhafte Lösung“. Eine temporäre Sonntagsöffnung an den Wochenenden rund um den Song Contest im Mai hingegen „würde sicher keine zusätzlichen Arbeitsplätze bringen.“

Katzian wiederum kritisiert, dass es seitens der Handelssparte in der Kammer noch keine Aufforderung zu Gesprächen gebe. „Wir wollten erst die Befragung abwarten“, heißt es dazu seitens der Kammer.

Weiterhin betont zurückhaltend gibt man sich zur Sonntagsöffnung im Rathaus: „Es gibt viele Berufsgruppen, die sonntags arbeiten müssen“, heißt es im Büro von Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ). „Voraussetzung für eine Sonntagsöffnung im Handel ist aber eine Einigung der Sozialpartner.“

So sieht man das auch im Büro der zuständigen Stadträtin Renate Brauner (SPÖ): „Bisher hat die Kammer aber ihre Hausaufgaben nicht erfüllt, indem sie es verabsäumt hat, zu den nötigen Gesprächen einzuladen.“ Damit entstehe zunehmend der Eindruck, dass das Thema Sonntagsöffnung nicht mehr als ein Wahlkampf-Gag im Vorfeld der Kammerwahlen gewesen sei.

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