Wiener Fiaker wollen "Kulturerbe" werden

Martina Michelfeit-Stockinger kämpft um ihre Fiaker.
Kutscher fühlen sich von Politik wie Tierschützern bekämpft und hoffen auf kulturelle Unterstützung.

Die Spanische Hofreitschule ist es. Die Wiener Kaffeehauskultur ebenso. Und nun wollen es auch die Fiaker werden: immaterielles Kulturerbe. Der entsprechende Antrag auf Anerkennung der Fiakerei wurde gestern, Montag, der Unesco-Kommission vorgelegt. Eine Entscheidung wird für das kommende Jahr erwartet.

"Das ist ein Hilferuf", sagt Fiaker-Sprecherin Martina Michelfeit-Stockinger zum KURIER. Seit Jahren würden die Fiaker bekämpft – durch neue Gesetze und Auflagen, durch politische Polarisierung und durch Tierschützer, die ihnen zu Unrecht Tierquälerei unterstellen würden. Dabei seien die Fiaker, die seit 1693 zum Stadtbild gehören, ein einmaliges Aushängeschild für Wien. Vielleicht könne also die Kultur die dringend benötigte Unterstützung leisten. Denn sonst laufe das Traditionsunternehmen Gefahr, ein jähes Ende zu finden.

Stephansplatz saniert

Noch dazu, wo eine Verschlechterung der Standplatzsituation bevorsteht. Denn ab 9. Jänner fallen aufgrund der Generalsanierung des Stephansplatzes 24 Standplätze weg; das sind knapp ein Drittel aller Plätze in Wien.

Nach der Umgestaltung des Platzes werden dann nur mehr zwölf Stellplätze an dem zentralsten und dadurch lukrativsten Ort zur Verfügung stehen.

Für Michaela Michelfeit-Stockinger ist dieser Einschnitt ein weiterer Beweis dafür, dass die Politik die Fiaker eigentlich loswerden möchte.

Einen Vorwurf, den man im Büro der zuständigen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) nicht nachvollziehen kann: "Wir sind in permanentem Austausch", heißt es dort. Zudem würden die Pferdehufe jährlich Straßenschäden von 700.000 Euro verursachen, für die der erste Bezirk aufkommen müsse. Geld, das dieser nicht hat. Er investiert pro Jahr 300.000 Euro, um zumindest die gröbsten Schäden auszubessern.

Die Verkleinerung des Standorts argumentiert man im Büro von City-Chef Markus Figl (ÖVP) mit dem steigenden Fußgeheraufkommen. Dieses hat sich in den in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Es sei notwendig, mehr Platz für Passanten zu schaffen.

Neuer Standort

Als Ersatz für die weggefallenen Stellplätze am Stephansplatz wird im kommenden Jahr ein neuer Standort am Burgring eröffnet. Mit dem ist Michelfeit-Stockinger jedoch alles andere als zufrieden. Denn von dort aus muss das Gespann zunächst zwei Gleiskörper überqueren – ein für die Pferde nicht ungefährliches Unterfangen. Bei der MA 65 (Rechtliche Verkehrsangelegenheiten) wurde ein Einspruch gegen den Standort eingebracht. Und beim Bundesdenkmalamt das Begehr eingebracht, zu prüfen, ob das alte Kopfsteinpflaster am Stephansplatz – und damit die alte Stellplatzsituation – nicht vielleicht schützenswert sei.

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