Scharfer Gegenwind für geplantes Hochhaus

So soll das Areal aussehen
Das Areal wird modernisiert, der 73-Meter-Turm sorgt aber für Kritik von Experten.

Wiens Höhenwachstum geht munter weiter: Am Donnerstag wurde der Siegerentwurf des Architekturwettbewerbs für das Areal Hotel Intercont / Eislaufverein / Konzerthaus präsentiert. Das Konzept des brasilianischen Architekten Isay Weinfeld sieht einen 73 Meter hohen Turm vor, der das Hotel deutlich überragen und Eigentumswohnungen sowie Appartements mit Hotelservice beherbergen wird.

Das Intercont selbst wird nicht neu gebaut, aber umfassend renoviert. Komplett umgekrempelt wird die in die Jahre gekommene Anlage des Eislaufvereins: Rund zehn Prozent der für das Gesamtprojekt vorgesehenen 220 Millionen Euro fließen in ihre Neugestaltung. Die 6000 m² große Freiluft-Eislauffläche soll erhalten bleiben. Auf Heumarkt-Seite entsteht laut Plan ein viergeschoßiger Trakt mit einer Indoor-Eishalle und einem Turnsaal für die Schulen in der Nachbarschaft. Auch eine Schwimmhalle mit einem 50-Meter-Becken könnte auf dem Areal entstehen.

Scharfer Gegenwind für geplantes Hochhaus
Konzern-Chef Michael Tojner: "Mit dem Zukauf sind wir Weltmarktführer bei Wickeldrähten für Generatoren und Transformatoren."

Öffentlich zugängliche Freiflächen und neue Durchgänge sollen das Gebiet insgesamt attraktiver machen. Die Fahrspuren werden Richtung Ringstraße verschoben, wodurch die Verkehrssituation in der Lothringerstraße verbessert werden soll. Eislaufverein und Konzerthaus sollen einen großzügigen Vorplatz erhalten.

Demnächst startet das nötige Flächenwidmungsverfahren. Für 2016 ist der Baubeginn angepeilt. 2018 soll das Projekt fertig sein, sagt WertInvest-Eigentümer Michael Tojner, der das Projekt umsetzt.

Kritik am Turm

Ihm schlug bei der Präsentation harsche Kritik von Anrainern entgegen. Sie stoßen sich vor allem am Hochhaus, das in ihren Augen nicht zur historischen Innenstadt-Architektur passt.

Nicht nur ihnen gegenüber muss der Investor noch reichlich Überzeugungsarbeit leisten: Probleme könnte auch die UNESCO, die Hüterin des Innenstadt-Weltkulturerbes, bereiten. Ihr beratendes Gremium, die Icomos, hatte bereits im Vorjahr entschieden gegen die Hochhaus-Pläne Stellung bezogen. Man werde mit den zuständigen UNESCO-Instanzen in Dialog treten, kündigt Wiens Planungsdirektor Thomas Madreiter an. Tojner dazu: "Ich glaube, dass wir mit dem Projekt auch die UNESCO überzeugen können."

Kritik kommt aber auch von Architekten: "Ein Hochhaus mit dieser spekulativen Nutzung an dieser Stelle ist falsch", sagt Andreas Vass, Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Architektur. "Die Qualität der international einmaligen Ringstraßen-Zone mit ihrem durchgängigen städtebaulichen Konzept wird infrage gestellt, um die Wünsche eines Investors zu erfüllen."

Vass sieht in dem Projekt einen Präzedenzfall: Künftig werde man anderen Bauherren schwer verbieten können, ebenfalls Hochhäuser am Rande der Ringstraße zu errichten. Auch von der Architektur des Hochhaus-Entwurfs ist Vass enttäuscht: "Eine derartige Rasterfassade kennen wir schon aus vielen anderen Städten. So schafft man kein eigenes Profil."

Tojner bleibt gelassen: "Auch als die Ringstraße gebaut wurde, hat sie nicht nur Applaus geerntet." Und schließlich würden auch der Eislaufverein und das Konzerthaus, die jetzt aufgewertet werden, zur Wiener Kultur gehören.

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