Donauinsel: "Hier ist es wie im Urlaub"
Ich komme jeden Sommer her. Wo sonst in Wien kann ich ganz legal ein Feuer machen“, sagt der 26-jährige Marcel und lacht. Jedes Jahr begeht er den Abschluss des Studienjahres mit einer Grillparty auf der Donauinsel: „Wir feiern, dass wir nicht mehr lernen müssen.“
Die Studenten haben sichtlich Spaß, und auf den Tischen stapeln sich Packungen mit Grillfleisch, Radler-Dosen und Gemüse. Der Plan für den Rest des Tages? Essen, trinken und schwimmen. „Kohle zum Feiern haben wir ja genug“, sagt Marcel und zeigt lachend auf einen Sack Grillkohle.
Wer keinen eigenen Garten hat, aber dennoch im Freien grillen möchte, kann dies auf der Wiener Donauinsel tun: Entweder, man mietet einen der 16 gemauerten Grillplätze, oder man geht mit einem eigenen Griller in die gekennzeichneten Grillzonen.
Kein Koch inkludiert
Die gemauerten Grillplätze bieten Tische, Bänke, WC-Anlagen und Badeplätze. Mitzubringen ist nur die Verpflegung. Manch einer erhoffte sich freilich noch besseren Service: Vonnöten ist nämlich eine Reservierung, die zehn Euro kostet. „Und ein Herr fragte, ob im Preis ein Koch inkludiert ist“, erzählt Thomas Kozuh-Schneeberger, Sprecher der für die Grillplätze zuständigen MA 45.
Grillen muss man also selbst – wer dies an einem Wochenende im Sommer tun möchte, muss jedoch vorausplanen: „Reservieren ist ab 1. Jänner möglich. Da erhalten wir schon 800 Anfragen“, so Kozuh-Schneeberger. Für Spontane bieten sich daher die Grillzonen an, wo jeder ohne Voranmeldung grillen kann. Da bis 16. Juli Ramadan ist, ist derzeit übrigens besonders viel Platz in den Grillzonen.
Verstöße gegen die Grillplatzregeln gebe es übrigens kaum. Wenn, dann meist aus Unwissenheit: „Kürzlich hat ein Mann, der der hierzulande größten Migrantengruppe angehört, auf einer nicht dafür vorgesehenen Wiese gegrillt.“ Nachsatz: „Es war ein Herr aus Deutschland.“
Sommerliche Impressionen von der Donauinsel:
Vorurteile
Stichwort Migranten: So manches Vorurteil halte sich leider hartnäckig, wie Kozuh-Schneeberger weiß. Das Hartnäckigste: „Dass Migranten die Grillzonen verschmutzen.“ Im Gegenteil: „Die, die dort grillen wollen, passen sogar besonders gut auf die Wiesen auf.“
Zwar sei er eines Montagmorgens in eine der Grillzonen gekommen und habe jede Menge Müll auf der Wiese vorgefunden. „Aber das waren die Krähen: Die haben die Säcke aufgepickt und den Mist neben die Tonnen geworfen. Unser berühmter Inselwind hat ihn dann verteilt.“ Neue Container mit Deckel verhindern derlei nun.
Generell mische sich das Publikum: Es kommen Österreicher und Nicht-Österreicher, Alt und Jung, Pärchen und Familien. Wie etwa die Familie der 20-jährigen Studentin Edidiong: Einige leben in Wien, die anderen in Ghana oder Nigeria. Sie hören Musik, tanzen, plaudern, essen. Die Sonne scheint, das Essen duftet.
„Im Sommer ist es hier wie im Urlaub“, schwärmt Kozuh-Schneeberger. Möglicherweise habe das gemeinsame Grillen gar etwas völkerverbindendes? „Ja“, pflichtet er bei, „das ist ganz sicher so.“
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