Augarten: Öffnung der geheimen Gärten
Unbefugten ist der Zutritt verboten" steht groß auf einem Warnschild auf dem zwei Meter hohen Alu-Zaun nahe dem Augartenspitz. Es ist jener Zaun, der das private Areal der Sängerknaben vom öffentlichen Teil des Augartens trennt. Und es ist jener Zaun, der der Öffentlichkeit den Zugang zum versteckten Englischen Garten und zum Klassizistischen Umlauft-Parterre des Wiener Augartens versperrt.
Während dort an diesem Vormittag niemand zu sehen ist, wuselt es im Hauptteil des Augartens vor Menschen. Sie liegen in der Wiese und genießen die Sonne, absolvieren ihre Laufrunden oder gehen einfach ein paar Schritte spazieren. Im Englischen Garten spielen zur gleichen Zeit nur einige Sängerknaben einen Ball hin und her.
Ganzjährige Öffnung
Im Juli und August sollen die Gärten jetzt erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden – beschlossen wurde das schon vor sechs Jahren, umgesetzt wird es erst jetzt. Wegen des kleinen Zwischenerfolgs haben die Freunde des Augartens nach sechs Jahren auch ihr Protest-Camp beim Augartenspitz abgebaut. Ganz ausgesessen ist die Aktion mit der Öffnung des gesamten Parks im Sommer aber noch nicht: Die Freunde des Augartens fordern die ganzjährige Öffnung beider Gärten und durchgehende Wege vom Augartenspitz in den Hauptteil des Parks. Beides ist bisher aus mehreren Gründen gescheitert: "Die Sängerknaben haben Sicherheitsbedenken. Dann ging es um die Frage, wer die Kosten für etwaige Sicherheitszäune trägt und um den Denkmalschutz", sagt der zuständige Burghauptmann Reinhold Sahl.
Das kann Jutta Matysek nicht nachvollziehen: "Die Sängerknaben werden mit einem Glacis geschützt, das ist ja wie im Mittelalter." Zudem werde die Sicherheitsfrage obsolet, wenn, wie zuletzt, der Zaun ohnehin offensteht und Spaziergänger ein und ausgehen können.
Unterstützung für die Forderung nach ganzjähriger Öffnung bekommen die Freunde des Augartens vom Bezirksvorsteher der Leopoldstadt, Karlheinz Hora (SPÖ). Auch wenn der froh ist, dass das Protest-Camp nach all den Jahren endlich weg ist. "Die Öffnung der Gärten im Juli und August ist der kleinste gemeinsame Nenner", sagt Hora. Es sei sein "persönliches Ziel", dass der Englische und der Klassizistische Garten ganzjährig öffentlich zugänglich sind. Der Bund sei Schuld, dass das bis dato nicht möglich war.
Etappensieg
Bezirksvorsteher Hora will sich jedenfalls weiter für eine ganzjährige Öffnung und durchgehende Wege einsetzen. "Die aktuelle Lösung ist ein Zwischenstopp. Am Ziel sind wir noch nicht."
Da ist Hora einer Meinung mit Jutta Matysek. Sollte die Öffnung im Sommer nicht funktionieren, will Matysek mit den Augarten-Freunden wieder Protestaktionen starten. "Man wird weiter mit uns rechnen müssen. Die Gefährdung des Augartens ist noch nicht vorbei."
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