Wiener Anwalt: Heiße Spur im Entführungsfall

Die Polizei fand in einem Mietauto, das sich zwei Russen ausgeborgt hatten, Blut des gekidnappten Anwalts Erich Rebasso.

Es verdichten sich die Hinweise darauf, dass der 48-jährige Wiener Anwalt Erich Rebasso von Russen entführt wurde. Gleichzeitig  gibt es immer weniger  Hoffnung, den Mann noch lebend zu finden. Erich Rebasso wurde vor einer Woche aus einer Tiefgarage in der Wiener Innenstadt entführt. Verdächtige mit möglichen Motiven machte die Kripo im In- und Ausland fest. Die letzte Spur war eine Videoaufnahme  der Tiefgarage auf dem Georg-Coch-Platz, die eine fremde Person am Steuer des Mercedes des abgängigen Anwaltes zeigt. In dem Fahrzeug, das später in Simmering gefunden wurde, fanden sich Blutspuren. Lag  Rebasso auf dem Video verletzt im Wageninneren?

Blut im Kofferraum

Die Beamten des Landeskriminalamtes Wien überprüften  auch die anderen Fahrzeuge, die  auf der Aufnahme zu sehen waren. Kurz nach dem Mercedes verließ ein Auto einer Mietwagenfirma die Garage. Im Kofferraum dieses Wagens fand die Polizei jetzt ebenso Blutspuren. Damit war den Beamten klar: Rebasso wurde im eigenen Auto überfallen, aber mit dem Mietauto abtransportiert. Das bedeutet, dass es mindestens zwei Täter gegeben haben muss. Die Pkw-Mieter hinterließen bei der Mietwagenfirma die Kopien von zwei russischen Reisepässen. Beamte des Bundeskriminalamtes flogen nach Moskau, um abzuklären, ob die Pässe echt sind und wer dahinterstecken könnte. Das lenkt den Fokus der Ermittler auf eine Anlagebetrugsaffäre in Russland, bei der zahlreiche Kleinanleger geschädigt wurden. 

Denn in den letzten drei Jahren hat sich in Russland eine Art "Rebasso-Selbsthilfegruppe" gebildet. Dabei handelt es sich um Kleinanleger, die pro Kopf etwa 50.000 Euro verloren haben. Rebasso beteuert,  unbekannte Täter hätten unter missbräuchlicher Verwendung seines Briefpapiers den Betrug begangen. Er konnte dies nach einer Selbstanzeige und dem nachfolgenden Verfahren sogar beweisen. Doch das glauben die Geschädigten nicht und diskutieren in Internet-Foren heftig, wie sie wieder an ihr verlorenes Geld kommen könnten.

Liquidator

Der Russe Myki etwa beurteilt die Chancen gering und schreibt: "Der Fall wird sich zeitlich in die Länge ziehen. Bei den europäischen Gesetzen wird es Jahre brauchen. Und außerdem wird uns das Geld ausgehen, um die Sache zu betreiben." Leidensgenosse Yuri antwortet: "Ich denke, dass es billigere Möglichkeiten gibt. Zum Beispiel, einen Liquidator zu engagieren." Also einen Killer.

Es wäre nicht der erste Fall von Selbstjustiz:  2004 reiste ein Russe nach Zürich und erstach dort einen Fluglotsen – den er  für einen Flugzeugabsturz und damit für den Tod seiner Tochter verantwortlich machte. Mit den neuen Entwicklungen schwindet  bei den Ermittlern jedenfalls langsam die Hoffnung, den verschleppten Anwalt noch lebend zu finden. Lösegeldforderungen wurden bis heute nicht gestellt. Und der Mietwagen wurde nach relativ kurzer Zeit wieder zurückgegeben. Das heißt, dass Rebasso nicht weit damit transportiert wurde.

Kommentare