Nächster Wickel zwischen Ärztekammer und Stadt Wien um Geburtshilfe

Verbesserungen für werdende Mütter durch neuen Hebammen-Gesamtvertrag
Kammer moniert Reduktion von Kapazitäten. Stadt kontert "unseriöse Argumentation".

Der Dauer-Clinch zwischen Wiener Ärztekammer und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) ging am Sonntag in die nächste Runde.

Per Aussendung warnte die Kammer am Vormittag vor einer Reduktion der Geburtskapazitäten in den Spitälern. Im „Regionalen Strukturplan Gesundheit Wien 2025“ (RSG) sei die Umwandlung der gynäkologischen Abteilungen in den Kliniken Hietzing und Landstraße in Terminambulanzen vorgesehen – was bedeute, dass dort keine Geburten mehr stattfinden könnten.

Kammer warnt vor fehlenden Betten

Diese beiden Kliniken wickeln rund 2.700 Geburten pro Jahr ab und die Kammer schätzt, dass andere Häuser selbst „bei einer optimistischen Rechnung“ nur einen Teil davon abfangen könnten. Daher befürchtet Tanaz Modarressy-Onghaie, Kammerfunktionärin und Gynäkologin in Hietzing, dass künftig „zwischen 1.000 und 1.500 Frauen ohne Geburtsbetten dastehen“ könnten.

„Unverantwortlich“ findet das auch der Wiener Kammer-Vizepräsident Stefan Ferenci. Denn die Entscheidung für den Bettenabbau in Hietzing und Landstraße basiere auf einem prognostizierten Sinken der Geburtenrate, während die Landesstatistik gleichzeitig bis 2028 ein Mehr an Geburten vorhersage.

Hacker: Plan zugestimmt

Im Büro von Stadtrat Hacker reagiert man mit Kopfschütteln auf die Vorwürfe. Die Argumentation sei „unseriös“ und ein „Beispiel für die Zustände in der Ärztekammer, wo die eine Hand offenbar nicht weiß, was die andere tut“, sagte ein Sprecher zum KURIER.

Der Strukturplan werde seit einem Jahr mit der Kammer diskutiert; im Mai vergangenen Jahres habe es auch schriftlich die Zustimmung der Kammer zum RSG gegeben.

Von befürchteten Problemen mit der Geburtenversorgung sei in dem Schreiben keine Rede gewesen, vielmehr hätten sich die Ärztevertreter für die vorangegangenen Gespräche bedankt. Unterschrieben hätten den Brief Kammerpräsident Johannes Steinhart und Vize Ferenci.

Schwerpunktbildung funktioniert

Die Schwerpunktbildung finde im Wiener Gesundheitsverbund darüber hinaus quer durch alle Fachbereiche statt und funktioniere auch im Bereich der Geburtshilfe sehr gut. Die aktuelle Bilanz zeige, „dass wir mit Steigerungen gut umgehen können“.

Im vergangenen Jahr gab es  in Wien mit 12.853 Geburten um 200 mehr als im Jahr 2021.

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