Gelöschte Handys, dubiose Geldflüsse: Drei Anzeigen in Ärztekammer-Causa
Die Affäre um eine Tochterfirma der Kurie der niedergelassenen Ärzte der Wiener Ärztekammer droht zu einem Kriminalfall zu werden. Wie berichtet, hatte eine Prüfung des Unternehmens „Equip4Ordi“, das unter anderem mit Ordinationsbedarf handelt, zahlreiche Missstände zutage gebracht.
Nun hat die Kammer drei Personen, die im Management des Unternehmens tätig waren, angezeigt. Zwei davon sind Mitarbeiter der Kammer, die bereits zu Wochenbeginn suspendiert worden waren. Es geht um den Verdacht auf Untreue sowie in einem Fall um den Verdacht der Begünstigung.
Die Anzeige, die dem KURIER vorliegt, bringt abenteuerliche Vorgänge zum Vorschein. So soll einer der ehemaligen Geschäftsführer die „Equip4Ordi“ veranlasst haben, eine „völlig unverhältnismäßige“ Gewinnbeteiligung über 564.000 Euro (57 Prozent des Gesamtertrags) an eine Drittfirma zu zahlen, deren Gesellschafter und Geschäftsführer er ist.
Merkwüdige Kredite
Weiters soll der Mann die „Equip4Ordi“ im Jahr 2020 verpflichtet haben, bei ebendieser Drittfirma einen Kredit über drei Millionen Euro zu einem ungewöhnlich hohen Zinssatz von 4 Prozent aufzunehmen. Hinzu kommt ein Kredit über eine Million Euro ohne Sicherheiten, den die „Equip4Ordi“ einen Lieferanten gewährt haben soll, obwohl vorhersehbar war, dass dieser nicht zurückgezahlt werden kann. Schließlich sollen zwei der Manager sich selbst Prämien „ohne wirtschaftliche Rechtfertigung“ über jeweils 47.500 Euro ausbezahlt haben.
Der Beirat der Firma wurde laut Anzeige nicht oder nicht ausreichend mit den Geschäften beschäftigt bzw. mit falschen Zahlen versorgt.
Laut Kurienobmann Erik Randall Huber hätten sich die zwei Kammer-Mitarbeiter nach ihrer Suspendierung äußerst unkooperativ gezeigt. Einer habe die Herausgabe von Diensthandy und -Laptop mit Hinweis auf eine Erkrankung verweigert, der zweite habe die Geräte erst mit Verzögerung ausgehändigt. Zu diesem Zeit seien aber schon alle Daten gelöscht gewesen.
Nachdem Huber zuletzt betont hatte, für die Kammer sei kein finanzieller Schaden entstanden, werden nun zumindest seitens „Equip4Ordi“ Schadenersatzforderungen geprüft. Weiters kündigt Huber auch eine umfassende Prüfung des Ärztefunkdiensts an, der zum selben Firmengeflecht gehört.
Ungeeignete Manager
Aus Ärztekreisen ist zu vernehmen, dass das Konzept des Unternehmens, Ärzte günstig mit Ordi-Bedarf zu versorgen, mangels attraktiver Angebote nie aufgegangen sei. „Die Geschäftsführung war nicht geeignet, das Geschäft umzusetzen“, sagt Huber, der das Konzept grundsätzlich verteidigt.
Unter Ärzten wird Kritik an Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart laut. Er war Vorgänger Hubers als Kurienchef, in seiner Amtszeit wurden das Unternehmen gegründet. Steinhart bestreitet, etwas von den fragwürdigen Vorgängen gewusst zu haben. „Ich bin fassungslos und entsetzt“, betonte er am Freitag. Die Kurie sei getäuscht worden.
Wie angespannt die Lage kammerintern ist, zeigen Berichte, wonach Funktionäre versucht haben, Huber (er ist seit dem Vorjahr im Amt) an der Aufklärung der Causa zu hindern. Er bestätigt dies am Freitag, ohne sich dazu näher äußern zu wollen.
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