Wien wirbt in der EU für sozialen Wohnbau
Dem sozialen Wohnbau geht es in der EU nach und nach an den Kragen. Mit Sorge verfolgen Österreichs Kommunen und gemeinnützige Bauträger den Trend, dass in immer mehr Staaten der soziale Wohnbau nur den sozial Schwächsten vorbehalten bleibt. Zwecks Bewusstseinsbildung startete Wien daher die „Initiative zu Erhaltung und Ausbau eines sozialen und nachhaltigen Wohnbaus in Europa“. 30 Städte haben sich dem Bündnis bereits angeschlossen. Ex-Bundeskanzler Werner Faymann agiert in der Sache als Lobbyist.
Der Trend gehe in eine neoliberale – und nach Ansicht heimischer Wohnbau-Experten falsche – Richtung, sagte Wiens Wohnbau-Stadtrat Michael Ludwig (SPÖ) am Donnerstag beim 15. Wohnbauforschungstag an der TU Wien: Frankreich baue die Wohnbauförderung ab, in den Niederlanden wurden die Einkommensgrenzen für den Zugang zu geförderten Wohnungen schlagartig gesenkt – weshalb sich dort Tausende junge Familien auf einmal gezwungen sahen, sich am privaten Wohnungsmarkt zu bedienen. In weitere Folge schnellten die Mieten nach oben.
Soziale Durchmischung
Mit der Initiative, der sich unter anderem die ständig wachsende Stadt Leipzig angeschlossen hat, wolle man solchen Entwicklungen gegensteuern. „Wir wollen verhindern, dass private Investoren die Wohnbauförderung als wettbewerbsverzerrend vor ein EU-Gericht zerren können“, betont Ludwig.
Österreich habe da Vorbildcharakter, meint Karl Wurm, Obmann des Verbandes gemeinnütziger Wohnbauvereinigungen. „Während andere europäische Systeme nur auf die sozial Schwächsten abzielen, profitiert bei uns auch der Mittelstand.“
Um soziale Durchmischung zu erreichen, setze Österreich nicht nur auf Wohnbauförderung und Grundstücksbevorratung, betont Ludwig. Sondern auch auf eine starke Kooperation von Gemeinden und gemeinnützigen Wohnbauträgern sowie auf einen hohen Anteil an kommunalen Wohnungen. So leben zum Beispiel 60 Prozent der Wiener Bevölkerung in 220.000 Gemeinde- und 200.000 gefördert errichteten Wohnungen. Und etwa 70 Prozent aller Neubauwohnungen werden gefördert errichtet.
„Die Stadt ermöglicht leistbares Wohnen für einen großen Teil der Bevölkerung – und das nicht nur in Randlagen, sondern im gesamten Stadtgebiet“, sagt Wurm.
Bundesweit haben rund zwei Millionen Österreicher dank geförderten Wohnbaus ein leistbares Zuhause. Die Mieten liegen 23 Prozent unter jenen im privaten Bereich.
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