Wien: Umfrage attestiert Stillstand der Spitäler

Wien: Umfrage attestiert Stillstand der Spitäler
Zeitdruck und Verwaltung machen Medizinern das Leben schwer. Die Stadt dementiert.

"Hoffentlich haben wir die Talsohle erreicht", übt sich Hermann Leitner, Obmann der Kurie angestellter Ärzte in der Wiener Ärztekammer, in Zweckoptimismus. Grund ist eine bundesweite Umfrage unter 1773 Spitalsärzten (davon 446 aus Wien), die den Krankenhäusern der Hauptstadt "einen desolaten Zustand" attestieren.

58 Prozent der Befragten orten einen Stillstand in Wiens Spitalswesen, weitere 20 Prozent sogar eine Verschlechterung. Als Ursachen nennen 77 Prozent "vermehrten Zeitdruck" und 76 Prozent "Verwaltungsaufgaben und Patientendokumentation". Mehr als die Hälfte fühlen sich durch Nachtdienste und steigende Überstunden belastet.

Ein wesentlicher "Treiber für die negativen Entwicklungen" sei die Personalknappheit (meinen 83 Prozent) sowie das Ansteigen der Ambulanzfälle (65 Prozent). Erstere trete "als gravierendstes Problem im Zeitraum von 2014 bis heute auf".

Zukunftsängste

Besorgt sind insbesondere Turnusärzte. 76 Prozent der Nachwuchsmediziner trauen sich ob der Belastungen mit 65 Jahren keine Arbeitsfähigkeit mehr zu. Und auch punkto Einkommen sind die Zukunftssorgen massiv.

"Sollte der Krankenanstaltenverbund weiter so vorgehen, wird dies nicht das endgültige Tief bleiben", meint Leitner. Im Büro von Stadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) heißt es dazu: "Das neue Dienstzeiten-Modell zielt darauf ab, die Work-Life-Balance für Spitalsärzte zu verbessern: 25-Stunden-Dienste sollen vermieden, die Präsenz der Ärzte tagsüber erhöht und die Zahl der Überstunden auf eine unvermeidliches Maß reduziert werden." Zudem seien 150 Schreibkräfte als administrative Entlastung aufgenommen worden.

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