Wien Tourismus wirbt mit lesbischen Erzherzoginnen und Dragqueens

Wien Tourismus wirbt mit lesbischen Erzherzoginnen und Dragqueens
Der Wien Tourismus umwirbt mit Stadtspaziergängen und Youtube-Videos die zahlungskräftigen LGBT-Reisenden.

„Ich küsse dein erz-englisches Arscherl“, schrieb Isabella von Parma, Gattin von Kaiser Joseph II. im 18. Jahrhundert in einem Liebesbrief. Allerdings nicht an ihren Gemahl. Empfängerin war vielmehr dessen Schwester Marie Christine. Die beiden Erzherzoginnen hatten eine innige Affäre.

Das erfährt man auf der App „ivie“, dem digitalen Wien-Guide vom Wien Tourismus. Dort gibt es ab sofort einen Stadtspaziergang zu 13 wichtigen Stationen der Wiener LGBT-Geschichte zu finden. Darunter die Albertina, in der Marie Christine mit ihrem Gatten Albert von Sachsen-Teschen lebte.

Es ist nicht die einzige Aktion des Wien Tourismus anlässlich des Pride-Monats im Juni. Auf der Videoplattform Youtube wurde nun auch die Kurzdoku „Queens of Vienna“ veröffentlicht. Porträtiert werden die Wiener Dragqueens Grazia Patricia, Metamorkid und Ryta Tale.

Das Video ist aber nicht nur eine Liebeserklärung an die heimische Drag-Szene, sondern auch an Wien, das als besonders weltoffen dargestellt wird. Man werde nicht nur „toleriert, sondern auch akzeptiert“, heißt es etwa darin. Für Metamorkid, ursprünglich aus Oberösterreich, sei Wien gar „das goldene Ticket“, mit dem man „sein kann, wer man will“.

Neben der Toleranz soll auch die Kulisse Lust auf die Stadt machen: Für die Dreharbeiten öffneten darum Institutionen wie das Schloss Schönbrunn, das Belvedere oder das Gartenbaukino ihre Türen.

Wichtige Zielgruppe

„Wien hat als weltoffene, lebenswerte und diverse Metropole Gleichberechtigung in seiner DNA“, sagt Norbert Kettner, Direktor des Wien Tourismus. Das helfe im Marketing bei den LGBT-Zielgruppen, denn „gerade hier geht es um ein Versprechen, dessen Einlösung unmittelbar eingefordert wird“. Warum man sich so sehr um diese Gruppe bemüht, erklärt sich auch anhand von Wirtschaftsdaten.

Weltweit gab das LGBT-Publikum laut „Global LGBT 2030 Research Study“ im Jahr 2018 insgesamt 218 Milliarden US-Dollar aus. Laut einer Umfrage des Wien Tourismus sind LGBT-Reisende zudem überdurchschnittlich gut gebildet, verdienen rund 20 Prozent mehr als der Wiener Durchschnittsgast und reisen öfter als andere Besucherinnen und Besucher.

Wien wird umgekehrt von der Szene als attraktives Reiseziel gesehen und wurde schon mehrfach ausgezeichnet. 2017 wurde die Stadt etwa von der Welttourismusorganisation UNWTO zum Best-Practice-Reiseziel für LGBT-Reisende erklärt.

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