Wien: Spießrutenlauf zum Parkpickerl

Währing
Firmen fühlen sich schikaniert und wollen Wien sogar verlassen.

Die Schonfrist ist vorbei. Wer sein Auto in Währing ohne Parkpickerl oder Parkschein abstellt, wird ab sofort gestraft. Während sich viele Währinger über die geänderte, weil gelockerte Parkplatzsituation freuen, spielen einige Unternehmer mit dem Gedanken, Wien zu verlassen.

Einer von ihnen ist Richard Lesonitzky – der mit seiner Elektrotechnik-Firma unter anderem für die Weihnachtsbeleuchtung am Rathausplatz zuständig ist: "Nicht nur, dass ich 5000 Euro zahlen musste, um Parkkarten für meine Kleinlaster zu bekommen – meine zwei Pkw kann ich gar nicht anmelden. Wo bitte soll ich die jetzt abstellen?"

Fotos und Belege

Um eine Parkkarte für die beiden Pkw zu bekommen, müsste er neben einer ausführlichen Begründung, Fotos der beladenen Fahrzeuge sowie Belege für durchgeführte Material-, Werkzeug- und Gerätetransporte (drei Wochen lang je fünf Belege) an die Behörde schicken.

Wien: Spießrutenlauf zum Parkpickerl
richard lesonitzky
"Wie soll das gehen?" Die Mitarbeiter würden die Autos für Besprechungen oder Informationsgespräche brauchen. "Da gibt’s keinen Werkzeugkoffer und keine umgeklappten Sitzreihen." Für Lesonitzky, der seit 1969 an dem Standort in Währing ist, sind diese Auflagen Schikane. Er überlegt nun sogar, nach Bratislava abzuwandern.

Für die Wirtschaftskammer sind solche Beschwerden nichts Neues. "Die Parkraumbewirtschaftung macht es für Unternehmer besonders schwer. Sie müssen einen behördlichen Spießrutenlauf absolvieren, um eine Parkkarte zu lösen, und die Kosten sind massiv. Der Druck auf den Wirtschaftsstandort steigt", heißt es. Das sieht man an Christian Starzengruber. Er ist mit seiner Firma San-Care bereits nach Wiener Neustadt übersiedelt.

Nicht für jeden

David Vladar, stv. Abteilungsleiter der MA 65 (Rechtliche Verkehrsangelegenheiten) und Projektleiter der Parkraumüberwachung in Währing, verweist auf die Straßenverkehrsordnung. "Eine Parkkarte soll nur der erhalten, bei dem es ein ,erhebliches persönliches oder wirtschaftliches Interesse‘ erfordert." Bei Geschäftsführern, die einfach mit dem Auto in die Arbeit fahren möchten, sei das aber nicht der Fall. Das wäre auch Arbeitnehmern gegenüber unfair. Vladar: "Wenn jeder ungeprüft eine Ausnahmegenehmigung bekommen würde, hätte die Parkraumbewirtschaftung absolut keinen Effekt mehr."

KURIER-Stadtgespräch in Zusammenarbeit mit ORFWien Heute" „Parkpickerl in Währing: Segen oder Fluch?“ Am 13. September findet um 18.30h ein Stadtgespräch zum Thema Parkpickerl statt. Am Podium: Bezirksvorsteherin Silvia Nossek (Grüne), Bernhard Wiesinger vom ÖAMTC. Ort: Pfarrsaal, St. Gertrud; 18, Gentzgasse 22–24

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