Asperner Kinder in Essling
Mithilfe seiner Sprecherin zählt Grüneis peu en peu auf: „Drei Schulturnsäle, die außerhalb der Schulzeiten von Vereinen genützt werden können, fünf Skysoccer-Plätze am Dach der Hochgarage an der U2-Station, ein Turnsaal, der von einem Kampfsport-Anbieter betrieben wird.“
Auch outdoor sind die Spielflächen für die gut 3.000 (!) Kinder der Seestadt leicht überschaubar: eine BMX-Bahn, ein Scooter-Platz sowie ein für alle offener Bolzplatz.
Die Folgen des im internationalen Vergleich mickrigen Angebots beschreibt Karl Katterbauer, Fußballtrainer des SV Essling, so: „Es kommen so viele Kinder aus der Seestadt zu uns, dass wir viele und deren Eltern immer wieder wegschicken müssen.“
Katterbauer versteht die Welt der Planer nicht: „Da baut man eine Stadt für 25.000 Menschen und keinen einzigen Fußballplatz.“
Der FC Seestadt in Tulln
Der junge Obmann des FC Seestadt will sich mit den Mächtigen in der Seestadt nicht anlegen, erzählt dem KURIER dann aber doch, dass sein erstes Team, das in der zweithöchsten Spielklasse für Futsal (eine Variante von Hallenfußball) gute Figur macht, Heimspiele in Ermangelung einer größeren Sporthalle in Fischamend oder Tulln austragen muss.
Gerne würde Kabir Abbasi, der grundsätzlich ein großer Fan der Seestadt ist, schon bald auch Volley- und Basketball anbieten. Doch es fehlt an den dafür notwendigen Spielflächen.
Auf die Frage, ob denn der ÖFB auf dem derzeit gebauten Campus in der Nähe der U-Bahn-Station Plätze für den Breitensport öffnen wird, sagt Robert Grüneis: „Da werden wir die Gespräche mit dem Fußballverband wieder aufnehmen.“
Für den Sportwissenschafter Günter Schagerl ist das alles nur schwer erträglich. Er zitiert erst aus dem Nationalen Aktionsplan Bewegung, der bereits 2013 in Kooperation von Sport und- Gesundheitsministerium erarbeitet und heuer aktualisiert wurde: „Damit soll dem Bewegungsmangel in Österreich weiter gezielt der Kampf angesagt werden.“
Sport und Bewegung haben offenbar auch bei Stadtplanern eine zu geringe gesellschaftliche Bedeutung, wundert sich Schagerl. „Viele Erkrankungen werden durch Bewegungsmangel mitverursacht. Altersdiabetes bei Kindern muss echt nicht sein.“
„Der Sport außen vor“
Weil die Seestadt Aspern nur ein Beispiel von mehreren ist, haben die beiden SPÖ-Bezirksräte Mario Riemel und Niko Poljak im April 2024 im zehnten Bezirk folgenden Resolutionsantrag gestellt: „Die Favoritner Bezirksvertretung spricht sich dafür aus, dass im Stadtentwicklungsgebiet Rothneusiedl neue Sport- und Trainingsstätten für Vereine in Form von Sportplätzen und einer Halle mitgeplant und gebaut werden.“
Ihre Begründung ist auch politisch brisant: „Bei den derzeitigen Wohnbauprojekten der Stadt Wien wird leider der Sport komplett außen vor gelassen.“
Kabir Abbasi hat am Ende des Tages einen Traum: Dass seine Buben in Zukunft auf einem adäquaten Spielfeld in der Seestadt Tore erzielen. Er hätte Schützenhilfe verdient, folgt er doch diesem Traum ehrenamtlich.
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