Die Seestadt Aspern wächst weiter

Die Seestadt Aspern wächst weiter
Mit dem Bauträger-Wettbewerb beginnt die Umsetzung des vierten Quartiers: In das „Seecarré“ sollen vor allem Alleinerziehende und die Generation 65+ einziehen
Von Uwe Mauch

Noch ist kein Stein auf dem anderen. Doch bei einem Blick aus dem 15. Stockwerk des Hochhauses gleich neben der U2-Endstation „Aspern“ zeichnet sich das geplante Quartier „Seecarré“ bereits deutlich ab: Die Wohnstraße „Grüne Saite“ verläuft im sanften Bogen. Wo ab 2027 die ersten Wohnhausanlagen unterschiedlicher Bauträger errichtet werden, sind derzeit noch recht trostlose abgegrenzte Felder zu sehen.

Die Seestadt Aspern wächst weiter

Für Gerhard Schuster, dem Geschäftsführer der 3420 aspern Development AG, läuft alles nach Plan: Zehn Jahre nach dem Einzug der ersten Bewohner, zählt man heute in der Seestadt Aspern gut 12.000 Mieter und Wohnungsbesitzer.

Diese verteilen sich auf die fertig gestellten Grätzl Pionierquartier, Seeparkquartier und Am Seebogen. In den kommenden Jahren soll ein Mix aus geförderten und frei finanzierten Wohneinheiten hinzukommen.

Wohnbau- und Frauenstadträtin Kathrin Gaál stellt in Aussicht, dass in neu gestalteten Wohnmodellen im „Seecarré“ alleinerziehende Frauen ein neues Zuhause finden sollen.

Zudem soll „der Wunsch vieler älterer Wiener und Wienerinnen“ aufgegriffen und auch das Intergenerationen-Wohnen forciert werden. Dass auch der Klimaschutz ein Thema sein wird, versteht sich heute fast schon von selbst.

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In Zukunft mit dem 25er

Apropos: Die Verlängerung der Straßenbahnlinie 25 in die Seestadt lässt sich auf den Feldwegen auch schon erkennen. Auf ihn werden die Seestädter allerdings noch länger warten müssen. Auf Nachfrage des KURIER hieß es von den maßgeblich Verantwortlichen nicht sehr konkret: „In einigen Jahren.“

Der 27er aus Kagran wird den Bahnhof Aspern Nord mit der U2-Station schon viel früher erreichen: An neuen Gleisen wird längst gebaut, 2025 soll die erste Bim zunächst zum Bahnhof fahren.

Geliebt und verachtet

Außen pfui, innen hui – so lassen sich die Ergebnisse einer aktuellen Bewohner-Befragung auf den Punkt bringen. Der Widerspruch könnte nicht viel größer sein. Während in Wien der Satz „In der Seestadt möchte ich nicht einmal begraben sein“ noch immer oft zu hören ist, zeigen sich 93 Prozent der Befragten „sehr zufrieden“ mit der eigenen Wohnung, auch mit der Infrastruktur (etliche Geschäfte ums Eck, Schulen, Kindergärten).

„Wir beobachten eine extrem hohe Identifikation mit dem Stadtteil“, attestiert die Studienautorin Cornelia Dlabaja, die in der Seestadt ihre Dissertation erarbeitet und auch beobachtet hat, „wie mein Kind die ersten Schritte gemacht hat“.

Bereits zum dritten Mal hat Dlabaya die Menschen in der Seestadt befragt. Dabei fällt auf, „dass mit dem Ausbau weiterer Quartiere auch die Zufriedenheit steigt“. Dass Auswärtige mehr Spott übrig haben, sei im Übrigen kein Alleinstellungsmerkmal der Seestadt, sondern viel mehr ein Phänomen der Stadtentwicklung an sich.

Karl Gasta, Stellvertreter des Bezirksvorstehers im 22. Bezirk (SPÖ), fordert die Skeptiker launig auf: „Setzen Sie sich einmal in die U2, und fahren Sie in die Seestadt. Nach nur 18 Minuten vom Praterstern werden Sie da sein, und am Ende werden auch Sie wissen, wovon die Leute hier reden.“

Im Vergleich mit anderen Stadtentwicklungsgebieten in Wien fällt auf, dass in den vergangenen zehn Jahren unzählige Gassenlokale und Geschäfte eröffnet haben. Weitaus weniger erfreulich ist die Situation der Sportplätze in der Seestadt.

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ÖFB als Retter in der Not

Mario Riemel vom Wiener Fußballverband kritisiert seit Längerem, dass man für künftig 25.000 Bewohner, darunter viele Kinder, nicht genügend Möglichkeiten geschaffen hat, um Ballsportarten wie Fußball anzubieten.

Nicht nur Riemel hofft jetzt auf den ÖFB, dessen Campus in Aspern derzeit gebaut wird: „Es gab bereits Zusagen, dass auch der Breitensport dort Zugang zu den Spielfeldern bekommt.“

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