Wie die Philharmoniker
Tatsächlich konnten früher einige Kellner von ihrem Lohn und Trinkgeld das ganze Jahr leben. Dass sie genau so viel verdienen wie die Philharmoniker, wie Bürgermeister Helmut Zilk einmal gesagt haben soll, treffe auf eingespielte Mitarbeiter durchaus zu.
Die Schweizerhaus-Eröffnung läutet auch für die Fahrgeschäfte den Saisonstart ein. 13 Betriebe waren vor wenigen Wochen noch auf Personalsuche, AMS und Praterverband hielten sogar eine Jobbörse mit „Speeddating“ ab: In der Meierei haben sich für die Stelle als Koch drei Personen beworben, gesucht wird außerdem eine Küchenhilfe und Servicekraft in Teilzeit.
Für beide Posten erwartet man an einem Donnerstag um 10 Uhr Bewerber für Probearbeiten – jedoch vergeblich. Niemand erscheint. „So etwas kommt hin und wieder leider vor“, sagt Küchenchef und Schwiegersohn Florian Eichinger. Insgesamt waren 20 Personen für ein Probearbeiten vorgesehen, erschienen sind davon fünf.
„Über die Jahre ist es immer schwieriger geworden, Personal zu finden. Jetzt gerade ist die Situation am Höhepunkt“, berichtet der Küchenchef. Als „Zuckerl“ biete man daher auch flexible Arbeitszeiten.
Mit Schmäh und per Du
Im Service liegt das kollektivvertragliche Einstiegsgehalt bei 2.000 Euro brutto im Monat, eine höhere Bezahlung gibt es bei entsprechender Erfahrung und Qualifikation.
Was es als Kellner im Prater auch braucht: einen guten Schmäh, wie ihn Christian Kramer hat, der vor Jahren im Theatercafé am Naschmarkt arbeitete. In der Meierei ist er seit 2009: „Hier ist man mit den Gästen per Du, es ist familiärer und nicht so hochgestochen.“
Das Fazit von Küchenchef Eichinger zum Job-Dating: überraschend gut. Eingestellt wurde bisher eine Küchenhilfe; für die Stelle als Koch müsse man sich nur noch für einen der Bewerber entscheiden.
Schwärmereien
Regelrecht ins Schwärmen gerät Henry Schober, stellvertretender Geschäftsleiter zweier Geisterbahnen, wenn er über den Prater erzählt – was nicht nur daran liegt, dass er und seine heutige Ehefrau hier ihre erste Verabredung hatten.
Schober spricht von einer spürbaren Freude und Magie, von Geisterbahn-Besuchern, die lauthals lachen, obwohl man ihnen einen Schrecken nach dem anderen einjagt.
Für das „Hotel Psycho“ und das Fahrgeschäft „Fluch der Piraten“ werden zwei Schaustellergehilfen gesucht, das Gehalt liegt im ersten Jahr bei 1.800 Euro brutto. Die verschiedenen Aufgaben: Dienst im Kassenhäuschen, der Fotoverkauf, die Überwachungsbilder im Auge behalten oder den Einstieg der Fahrgäste beaufsichtigen.
Oder, wie es Schober ausdrückt: „Man hat mit sehr vielen Menschen Kontakt, die alle ausschließlich Spaß haben wollen. Man ist wie ein Zirkusdirektor in der Manege.“
Nicht jeder kommt mit der Geräuschkulisse und dem Arbeiten bei schlechtem Wetter zurecht. Was die Kulisse betrifft: Bei Schober dauerte es ein halbes Jahr, bis er das „Hotel Psycho“ ohne Grauen betreten konnte.
In der Hochsaison wird zwölf Stunden pro Tag an vier Tagen die Woche gearbeitet. Alle zwei Wochen gibt es einen zusätzlichen freien Tag, um Überstunden abzubauen. „Verdammt schwierig“ sei die Suche nach einem Techniker, dieser müsse ein Alleskönner sein: Schlosser, Elektriker, Mechatroniker und Spengler.
Eröffnung gesichert
Die Jobbörse nennt Henry Schober eine „super Idee“; von 20 Interessierten habe er Kontaktdaten bekommen. Er hofft, dass die Aktion im nächsten Jahr wiederholt wird, jedoch einen Monat früher, um rechtzeitig gut aufgestellt zu sein.
Sorgen um die Eröffnung muss man sich laut Praterpräsidentin Silvia Lang nicht machen: „Nur einzelne Positionen sind noch nicht besetzt. Für den Saisonstart sieht es sehr gut aus.“
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