Mehr Polizei soll Kriminalität in der U-Bahn stoppen

Mehr Polizei soll Kriminalität in der U-Bahn stoppen
Eine Million Passagiere pro Tag fühlt sich nicht mehr sicher. Vor allem während der Nachtstunden.

Fünf angezeigte Vergewaltigungen, mehrere Schlägereien, mit zum Teil sogar verletzten Polizisten und ein mutmaßlicher Mordversuch in knapp mehr als zwei Monaten – das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste in den Wiener U-Bahnen (knapp eine Million pro Tag) wird auf eine harte Probe gestellt.

Vor allem in den Nachtstunden verspüren Fahrgäste in den wenig frequentierten Stationen und Garnituren ein mulmiges Gefühl – trotz 5000 installierter Kameras in Zügen und den 101 U-Bahn-Stationen. Denn neben dem Aggressionspotenzial stieg auch die Ignoranz der Täter. Nicht einmal das Wissen von Video-Aufzeichnungen hält die Gewalttäter ab.

Offiziell streifen täglich 150 Mitarbeiter der Wiener Linien durch das 75 Kilometer lange U-Bahnnetz. Tatsächlich sind es nicht mehr als etwa 40. Der Rest agiert als Stationswarte, Fahrscheinkontrollore oder Ersatzbusfahrer. Weiteres Problem: Diese Sicherheitstruppe darf nur verbal deeskalieren und/oder die Exekutive verständigen. Wiener Linien-Sprecher Answer Lang: „Kriminalitätsbekämpfung ist ausschließlich Polizeisache.“

Fahrgastkritik

Genau darin aber ankert die Kritik der Fahrgäste. Tenor: „Wer Videoaufzeichnungen wissentlich ignoriert, der lässt sich von gutem Zureden schon gar nicht beeindrucken.“

Somit liegt die tatsächliche Präventivarbeit und der Schutz der Fahrgäste bei der Polizei, genauer bei der seit zwei Monaten aktiven Bereitschaftseinheit. Zurzeit ist die seit zwei Monaten im Einsatz stehende Truppe 120 Männer und Frauen stark.

Oberstleutnant Manfred Ihle, Chef der Bereitschaftseinheit kennt die Stimmung in den U-Bahn-Katakomben: „Es hat sich ein gewisser gesellschaftspolitischer Wandel vollzogen. So ist unter anderm auch der Respekt vor der Uniform geringer geworden. Vor allem bei am Wochenende alkoholisierten Jugendlichen.“ Nachsatz: „Die Bevölkerung wird aber generell nicht aggressiver.“

Ein KURIER-Lokalaugenschein am Dienstagnachmittag mit zwei Bereitschaftspolizisten auf der U 3 bestätigte den Eindruck des Offiziers: keinerlei Vorkommnisse. Das ändert sich, über die Stadt verteilt, in der Regel in den Abendstunden. Ihle: „Wir kennen die Hotspots, etwa in der Nähe von Discos oder großen Clubbings. Dort sind wir in den Stationen und U-Bahnen dann auch vor Ort.“

Handlungsbedarf

Dass Handlungsbedarf besteht, zeigt, dass die Bereitschaftseinheit auf 300 Beamte aufgestockt werden soll. Professionelles Eingreifen wird in der Wiener U-Bahn zum Sicherheitsfaktor. Im Vorjahr forderte die Polizei 2013-mal Videomaterial der Wiener Linien zur Aufklärung von Verbrechen an. Tendenz steigend.

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