Mann stürzt auf U-Bahn-Gleis und niemand hilft

APAHKT16 - 08072009 - WIEN - OESTERREICH: ZU APA-TEXT CI - Eine Garnitur der Wiener U-Bahnlinie U1, aufgenommen am Freitag, 03. Juli 2009, bei der Station Stephansplatz. Die U1 soll 2013 zwischen Reumann- und Schwedenplatz wegen einer Generalsanierung für sieben Wochen komplett gesperrt werden. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
Zehn Personen beobachteten Vorfall, reagierten aber nicht. Pole von Zug überrollt und schwer verletzt.

Das Video zeigt einen torkelnden Mann, der plötzlich in der Station Schwedenplatz über die Bahnsteig-Kante stürzt. Mindestens zehn Personen nehmen augenscheinlich davon Notiz, reagieren aber offenkundig nicht. Es vergehen rund 50 Sekunden, bis ein Zug den Mann überrollt. Dem Polen, 56, wird der linke Oberarm abgetrennt, er wird schwer verletzt ins Wiener AKH gebracht.

Dieser Vorfall vom vergangenen Sonntag wird nun die Wiener Polizei beschäftigen. Sie muss prüfen, ob die Zeugen Hilfe unterlassen und sich damit strafbar gemacht haben.

Die Szenen sind gut dokumentiert. Eine Kamera der Wiener Linien filmte mit, als der Mann gegen 23.30 Uhr das Gleichgewicht verlor und abstürzte. Die Auswertung des Videos durch Mitarbeiter der Wiener Linien ergab, dass rund 50 Sekunden verstrichen, bis der Zug einfuhr. Eine Reaktion der Fahrgäste am Bahnsteig sei ausgeblieben, erklärt Anna Reich, Sprecherin der Wiener Linien. „Niemand hat eine der Notstopp-Tasten gedrückt“, erklärt sie. Trotz einer Notbremsung erfasste der Zug den Polen.

Zustand stabil

Erst danach wurde die Rettungskette in Gang gesetzt. Die Wiener Berufsrettung brachte ihn ins Wiener AKH. Chirurgen konnten den Oberarm „trotz intensiver Bemühungen“ nicht mehr retten, erklärt Spitalssprecherin Karin Fehringer. Der Patient befinde sich in einem stabilen Zustand.

Die Polizei will nun selbst das Videomaterial auswerten. Derzeit laufen laut Polizeisprecher Roman Hahslinger „keine Ermittlungen wegen unterlassener Hilfeleistung“. Reich appelliert an die Fahrgäste, im Ernstfall die Notstopp-Tasten zu betätigen. Ein ausgelöster Alarm stoppe den Zug. „Es darf niemand zögern. Zu warten, ist falsch.“

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