Wien-Holding-Chef soll entmachtet werden: Gollowitzer vor Abgang

Ein Mann im Anzug hält ein Mikrofon und gestikuliert während einer Präsentation.
Stadträtin Barbara Novak hat KURIER-Informationen zufolge dem Geschäftsführer der städtischen Holding alle wichtigen Agenden entzogen.
92,6 Prozent: Mit überraschend großer Zustimmung wurde Kurt Gollowitzer vor wenigen Wochen in seinem Amt bestätigt. In jenem als Präsident der Wiener Austria, wohlgemerkt. Es dürfte in absehbarer Zeit wohl das einzige Erfolgserlebnis des 53-jährigen gebürtigen Burgenländers bleiben.
Denn in seinem Brotjob als Geschäftsführer der städtischen Wien Holding gilt er seit geraumer Zeit als Ablösekandidat. Jetzt, zum Jahreswechsel, soll es tatsächlich so weit sein: Dem Vernehmen nach wurden Gollowitzer Holding-intern schon alle wichtigen Agenden entzogen. Er sei nur noch für Bereiche wie Events und Rechnungswesen zuständig. Alle anderen Bereiche verantworte nun Co-Geschäftsführer Oliver Stribl. Gollowitzer verhandle unterdessen sein Ausstiegspaket. Das wurde dem KURIER am Wochenende von mehreren Seiten bestätigt.

"Allerhöchste Zeit"

Seit SPÖ-Stadträtin Barbara Novak im Sommer dieses Jahres die Finanz- und Wirtschaftsagenden – und damit die politische Verantwortung für die Wien Holding –  übernommen hat, erwarten sich Insider, dass sie in der Holding „aufräumt“. Es sei dafür auch „allerhöchste Zeit“, wird in höchsten roten Rathauskreisen hinter gar nicht so vorgehaltener Hand gemurrt.
Vor allem bei Großprojekten hat die Holding-Führung konsequent versagt: Die sogenannte Event-Arena in Neu Marx, die eigentlich schon in Betrieb sein sollte, wartet immer noch auf ihren Spatenstich. Die Verzögerung ist der Hauptgrund dafür, dass der Song Contest in der in die Jahre gekommenen Stadthalle stattfinden muss.

Spekulationen über Zukunft

Wie es für Gollowitzer weitergeht, darüber wird heftig spekuliert. Als möglich gilt, dass er sich bei der „ASFINAG Maut Service GmbH“ bewerben wird. Dort ist derzeit die Stelle des kaufmännischen Geschäftsführers  öffentlich ausgeschrieben. Die Bewerbungsfrist läuft noch bis 15. Jänner.
 
Pikant: Zuletzt galt auch sein Kollege Stribl, der bei der Holding ebenfalls vor dem Absprung stehen könnte, als Kandidat für den Asfinag-Posten.
Das Unternehmen mit 800 Mitarbeitern ist für die Mauteinhebung (von der Vignette bis zur LKW-Maut) auf dem gesamten Streckennetz verantwortlich. Was für ein Engagement Gollowitzers bei der Asfinag spricht: Sie liegt im Einflussbereich von Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ), der seit jeher als Unterstützer Gollowitzers gilt.
 
Hanke war vor ihm Holding-Chef und machte Gollowitzer, als er im Jahr 2018 selbst zum Finanzstadtrat aufstieg, zu seinem Nachfolger. Hanke war es auch, der Gollowitzer trotz wachsender Kritik die Stange hielt.

Nun soll Novak die Reißleine gezogen haben, als es bei einer Sitzung erneut heftige Meinungsverschiedenheiten rund um die Eventhalle gegeben haben dürfte. Wie Insider erzählen, soll auch Elisabeth Schwarzinger, die als Prokuristin der Holding  für das Eventhallen-Projekt mitverantwortlich ist, von den personellen Maßnahmen betroffen sein. 

Spatenstich auf 2027 verschoben

Der Spatenstich des Projekts wurde zuletzt auf 2027 verschoben; der Vertrag mit der deutschen Firma CTS Eventim – die als privater Partner fungiert – ist noch nicht unterschrieben. Die Fertigstellung der Arena ist für 2030 geplant.

Novak hat schon vor  Monaten begonnen, die Holding-Unternehmen unter die Lupe zu nehmen: Seit November hat etwa die Stadthalle mit Thomas Waldner einen neuen Geschäftsführer (der KURIER hat berichtet). Sein ehemaliger Job als Chef von „Wien Ticket“ ist derzeit öffentlich ausgeschrieben. 

Suche nach Nachfolge

Auch auf die Suche nach einer Gollowitzer-Nachfolge hat man sich im Stadtratsbüro angeblich schon vor Längerem gemacht. So wie auch Gollowitzer selbst seine Fühler ausgestreckt haben soll. Und zwar in Richtung seiner alten Heimat, dem Burgenland. Dem Vernehmen nach soll er sich für einen Job in der dortigen Landesholding interessiert haben. Hans Peter Doskozil, roter Landeshauptmann und Rapid-Fan, soll nicht angebissen haben.

Gollowitzer war für den KURIER am Sonntag nicht erreichbar. 

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