Wien-Favoriten: Ein Achterl Wasser für 1,20 Euro
Gegen einen symbolischen Betrag wäre ja nichts einzuwenden. Aber das finde ich schon schamlos“, sagt ein Gast, der gerade das Segafredo am Wiener Keplerplatz verlassen hat. Für ein 1/8 Liter Leitungswasser verlangt das Café im Herzen Favoritens saftige 1,20 Euro (siehe Faksimile).
„Diese Bezeichnung finde ich ja besonders amüsant“, sagt die Begleiterin des Gasts. Namentlich wollen beide nicht genannt werden.
„Das Wasser zum Kaffee ist aber natürlich gratis“, versucht eine Kellnerin zu beschwichtigen. Viele Kunden hätten dies aber schamlos ausgenutzt und nach einem Espresso gleich drei, vier kostenlose Glas Wasser nachbestellt. Darauf habe man reagieren müssen, erzählt die Mitarbeiterin.
„Mutiger“ Preis
Diese Preisgestaltung sei „mutig“, sagt Berndt Querfeld, Chef des Café Landtmann, diplomatisch. In dem weltweit bekannten Lokal in bester Innenstadt-Lage kostet ein halber Liter Wasser 2,50 Euro.
Der Entschluss des bekannten Cafetiers, Leitungswasser nicht mehr zu verschenken, hatte zuletzt für große Diskussionen gesorgt. Mit Gästerunden, die literweise Leitungswasser zu einem Kleinen Braunen oder einen Achterl Wein bestellt haben, hat auch er seine Erfahrung gemacht. Aufwand und Einnahmen würden da in keinem Verhältnis mehr stehen. „Trotzdem wird es dann von manchen Gästen fast wie unterlassene Hilfeleistung dargestellt, wenn für Leitungswasser Geld verlangt wird.“
Querfelds Faustregel für den Leitungswasserpreis: Die Kosten für ein Mineralwasser abzüglich 40 Cent Wareneinsatz. „Das ist die Maximalvariante, die dem Gast noch erklärbar ist.“
Die edelsten Wässerchen dieser Welt
2012 beschloss Berndt Querfeld (Café Landtmann), für ein Glas Wasser eine freiwillige Spende einzuheben. Seit heuer muss man in allen seiner drei Cafés 2,50 Euro für 0,5 Liter zahlen.
DebatteWährend Willy Turecek, Gastro-Obmann in der Wirtschaftskammer, darin eine positive Vorbildwirkung für andere Lokale sieht, fürchtet Wiens Tourismusdirektor Norbert Kettner um den Ruf der Stadt und ihrer Servicekultur.
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