Wien Energie erwirbt Wind- und Solarparkbetreiber „ImWind“

Windräder und der Donauturm prägen die Skyline von Wien.
Die Stadt hat den niederösterreichischen Wind- und Solarparkbetreiber „Im Wind“ erworben. Durch den Kauf sollen bis 2030 alle Wiener Haushalte mit Ökostrom versorgt werden.

Mit nur einem Schlag besitzt die Stadt Wien ganze 52 Windkraftanlagen und vier Photovoltaik-Großanlagen mehr. 

Gelungen ist dieser rasante Ausbau aber nicht durch die heimliche Errichtung der Anlagen, sondern durch den Ankauf eines Unternehmens: Der stadteigene Energieversorger Wien Energie hat den niederösterreichischen Wind- und Solarparkbetreiber „Im Wind“ erworben – und mit ihm seine Anlagen.

„Wir reden da nicht von drei Windrädern, die wir irgendwo kaufen, sondern das ist schon eine ganz andere Kategorie“, sagt die zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ). Durch den Ankauf – dem die Wettbewerbsbehörde zugestimmt habe – werde Wien zu einem der größten Windparkbetreiber und dem größten Sonnenstromproduzenten Österreichs, heißt es. 

Gemeinsam mit „Im Wind“ besitze die Wien Energie nun 526 Photovoltaikanlagen, 145 Windkraftanlagen und 26 Wasserkraftwerke. Die gesamte Leistung sei durch den Kauf von 570 auf 800 Megawatt gestiegen (siehe Grafik). Umgerechnet entspreche das dem Strombedarf von 900.000 Wiener Durchschnittshaushalten, wird berichtet.

Genehmigte Projekte

Ausgeschöpft ist das Potenzial von „Im Wind“ damit noch nicht. Die Firma verfüge nämlich auch über zahlreiche Projekte, die bereits genehmigt seien, so Sima.

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Man traue sich deshalb, eine Prognose für die kommenden Jahre abzugeben: Bis 2030 will die Wien Energie gemeinsam mit „Im Wind“ Sonnen-, Wind- und Wasserkraftanlagen an bis zu 200 Standorten in Österreich erbauen und damit die Leistung auf bis zu 1.800 Megawatt steigern. Ziel ist es, bis dahin „alle Wiener Haushalte mit Ökostrom zu versorgen“. Bis 2040 sollen dann noch einmal 100 Standorte dazukommen und die Leistung auf 2.800 Megawatt steigen. Dadurch soll der gesamte Wiener Verkehrssektor, also jede Bim und jede U-Bahn mit erneuerbarem Strom versorgt werden.

Stillschweigen über Kosten

Über die Kosten der Übernahme von „Im Wind“ wurde nicht gesprochen, darüber sei Stillschweigen vereinbart worden.

Aus energiepolitischer Sicht seien die Wiener Stadtwerke an einem „Scheideweg“ gestanden, so Ulli Sima: „Wir betreiben Gaskraftwerke, die schon in die Jahre gekommen sind und wo jetzt eine sehr große Reinvestition fällig wäre. 

Durch den Kauf von „Im Wind“ haben wir jetzt die Möglichkeit, zu sagen, wir investieren dieses Geld nicht in eine veraltete Technologie, sondern in erneuerbare Energien.“ Sprich: Die Gaskraftwerke sollen künftig durch Wind-, Wasser- und Sonnenkraft ersetzt werden. Ganz auf sie verzichten könne man derzeit aber noch nicht.

Vorteile für den Einzelnen

Der Kauf bringe auch Vorteile für den Einzelnen, so Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Neben der positiven ökologischen Auswirkung setze die Erzeugung von erneuerbaren Energien auch wichtige Impulse für die Wirtschaft. Zudem sei die Unabhängigkeit von Gaslieferanten, die häufig politische Motive verfolgen, wichtig. 

Peter Weinelt, Generaldirektor der Wiener Stadtwerke, stimmt dem zu: Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine habe Weinelt häufig die Frage gequält, ob er genügend Gas nach Wien bekomme. 

„Das ist gut gelungen, aber in meinem Kopf ist das noch immer präsent“, sagt er. Betrachte man die nun erworbenen Windkraft- und Photovoltaikanlagen, zeige sich, was „regionale Energie ist“. „Die stehen uns zur Verfügung, wir sind nicht abhängig.“ Ein Nebeneffekt davon sei auch, dass die Preise stabiler werden. Weinelts Vision: „Dass der Wiener Strompreis nicht mehr vom Gaspreis abhängt.“

Die Firma „Im Wind“ samt ihrer 100 Mitarbeiter sei bereits in der „Wiener-Stadtwerke-Familie“ begrüßt worden, so Stadträtin Sima. Das Unternehmen bleibe aber eigenständig am Markt, ergänzt „Im-Wind“-Geschäftsführer Georg Waldner.

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