Wie groß ist der Widerstand gegen Windräder wirklich?

Der derzeit mächtigste Gegner der Windkraft ist US-Präsident Donald Trump. „Wind ist eine Dummheit“, sagt er erst am Donnerstag bei seinem Besuch in London. Eine sachliche Begründung gibt er nicht. Eine „Abzocke“ sei die Windenergie. „Sie verschandeln unsere schönen Felder und Täler, töten die Vögel – und ruinieren unsere Ozeane“, sagt Trump. Und sie töten Wale.
Trump geht mit voller Härte gegen Windparks vor und dreht diese ab. Auch wenn 2024 bereits 10 Prozent des Stroms in den USA aus Windkraft stammte. Trump will jetzt Kohlekraftwerke ausbauen.
In Europa machen Trumps Attacken fassungslos. Dänemark generiert fast 60 Prozent seiner Energie aus Windkraft, die Iren 37 Prozent, Portugal und Großbritannien mehr als 30 Prozent. In Österreich waren es 2024 mehr als zehn Prozent, vergleicht man nur den im Inland erzeugten Strom, waren es sogar 15 Prozent, sagt der Dachverband IG Windkraft.
Auch die Österreicher können nicht behaupten, dass Windkraft hier allerorts beliebt ist: „Mit den hässlichen Windrädern sollen sich die Burgenländer abfinden. Auf unseren Almen brauchen wir das nicht“, gab etwa Daniel Fellner einst zu Protokoll. Der Landesrat, der heute zum neuen Kärntner SPÖ-Chef gewählt werden soll, hatte mit seinem Statement viel Kritik geerntet, bleibt damit aber nicht allein: Auch Energie-Landesrat Josef Geisler (ÖVP) befand, Windkraft in Tirol sei „wirtschaftlich nicht sinnvoll“.

Der Bund erzwingt den Ausbau
Ganz anders die Bundespolitik: Österreichs Wirtschaft und Wettbewerbsfähigkeit leide massiv an den hohen Energiepreisen. Und die beste Idee, um Strompreise zu senken, sei der Ausbau der Erneuerbaren, heißt es aus dem Energieministerium von Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP): Windkraft, Photovoltaik, ein bisschen Wasserkraft – die ist in Österreich nahezu ausgebaut –, ein bisschen Biomassekraft. Was auch die Gegner nicht beantworten können: Woher soll der Strom sonst kommen? Atomkraft?
Während selbst große PV-Anlagen meist ohne viel Widerstand gebaut werden können, muss die Windindustrie um jeden einzelnen Windturm kämpfen. Und das oft erfolglos: Bei den im Juni durchgeführten Gemeindeabstimmungen im Mühlviertel stimmten zwei von drei Gemeinden gegen Windparks auf dem Gemeindegebiet. Blickt man auf die Abstimmungen zur Windkraft in den vergangenen 25 Jahren, sind ein Drittel der Befragungen negativ ausgegangen.
Und das, obwohl die Windkraftbetreiber den Gemeindebürgern 20 Jahre lang einen garantierten Strompreis von 10 Cent (und weniger) anbieten – ohne Indexierung.
"Fossile Desinformation mit Windkraft-Lügen"
„Die fossile Desinformation mit Windkraft-Lügen aus undurchsichtigen digitalen Kanälen wird stärker“, sagt IG-Wind-Geschäftsführer Florian Maringer. „Die Politik wäre sehr gefordert, den Menschen Sorgen zu nehmen und zu vermitteln, dass wir in schwierigen Zeiten von heimischer Energie-Unabhängigkeit aus der eigenen Region profitieren können – als verlässliche Versicherung gegen Diktatoren und Kriegstreiber.“ 80 Prozent der Österreicher, zitiert Maringer Umfragen, seien klar für den Ausbau der Windkraft.

Windkraft-Gegner mögen also in Österreich nur einen Bruchteil der Bevölkerung ausmachen – sie sind aber offensichtlich laut, gut organisiert und verschaffen sich Gehör. Weltweit, und so auch in Österreich, sind es immer wieder rechte Gruppierungen, die gegen die Windkraft auftreten. In Österreich hat die FPÖ in Kärnten erst im Jänner über die Windenergie abstimmen lassen. Nur ein Drittel der Kärntner beteiligte sich, 51,6 Prozent stimmten dagegen. Windparks, die in Planung sind, werden dennoch gebaut. Wohl auch in Salzburg, hier soll erstmals ein Windpark nahe Flachau errichtet werden.
Im kürzlich vorgelegten Ausbaugesetz für die Erneuerbaren will Türkis-Rot-Pink alle Bundesländer – sanktionslos – verpflichten, die Windkraft auszubauen. Das betrifft auch Kärnten, Vorarlberg und Tirol.
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