Dreifachmord: Für Jugendamt "nicht absehbar“

Dreifachmord: Für Jugendamt "nicht absehbar“
Laut ersten Erhebungen dürften die Kinder erstickt worden sein. Der Vater lebt von der Familie getrennt.

In der Nacht auf Samstag dürfte es in der Donaustadt zu einer Verzweiflungstat einer Mutter gekommen sein. Die Frau rief gegen 5.30 Uhr bei der Polizei an und sagte, dass sie ihre Kinder getötet hätte und sich nun selbst das Leben nehmen wolle. Sofort eilten Beamte zu der Adresse und fanden in der Wohnung tatsächlich zwei tote Kinder vor, ein acht Monate alter Bub, das Mädchen drei Jahre alt.

Auch eine Neunjährige wurde leblos in der Wohnung gefunden. Sie zeigte noch Lebenszeichen und wurde deshalb ins Krankenhaus gebracht, wo sie aber kurze Zeit später ebenfalls starb.

Die 31 Jahre alte Mutter hatte sich beim Eintreffen der Polizei bereits Verletzungen am Handgelenk zugefügt und musste von der Polizei fixiert werden. Derzeit wird sie vom Amtsarzt begutachtet, laut KURIER-Informationen dürfte ihr Zustand aber so stabil sein, dass sie im Laufe des Samstags noch einvernommen werden konnte. 

Sie zeigte in der Einvernahme geständig, teilte die Polizei am Abend mit. Die Hintergründe der Tat könnten „in Eheproblemen und Familienproblemen“ zu suchen sein, sagte Polizeisprecher Paul Eidenberger der APA. Der Vater der Kinder sei bereits einvernommen, er sei zum Tatzeitpunkt definitiv nicht in der Wohnung gewesen.

Aus dem Umfeld der Familie hieß es, dass sich die Frau ungefähr seit der Geburt des jüngsten Kindes in einer psychisch schwierigen Lage befunden haben soll.

Vermutlich erstickt

Der Gerichtsmediziner stellte bei einer ersten Begutachtung der toten Kinder fest, dass sie vermutlich erstickt worden sind. Details zur Todesursachen wird aber erst die Obduktion am Samstag offenbaren. 

Der Vater der Kinder lebt von der Familie getrennt in einer Wohnung in Wien. Warum die Mutter ihre Kinder getötet haben soll, ist noch nicht klar. Laut Nachbarin Johanna R. soll es vor rund drei Wochen zu einem heftigen Streit zwischen den Eltern gekommen sein, woraufhin der Mann weggewiesen worden sein soll. R. hat den Vater danach aber wieder im Haus gesehen. Das Paar stammt aus Nepal und lebte angeblich seit 17 Jahren in Österreich. Bei dem Streit sei es zu gegenseitiger Körperverletzung gekommen, bestätigt auch die Polizei.

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„Damals wurde gegen den Mann ein Betretungs- und Annäherungsverbot verhängt, das mit Ende September vorbei war und nicht zu einer einstweiligen Verfügung verlängert worden ist“, was die 31-Jährige hätte beantragen können, sagte der Polizeisprecher Paul Eidenberger. Dem Vater überbrachten Ermittler die Schreckensnachricht an seinem Arbeitsplatz in einem Lokal im Bezirk Alsergrund. auch er wird noch am Samstag von der Polizei befragt - als Zeuge. Er war zum Tatzeitpunkt definitiv nicht in der Wohnung, heißt es von der Polizei.

"Gefährdung der Kinder war nicht absehbar"

Die Wiener Kinder- und Jugendhilfe „kennt die Familie anlässlich der Information über eine Wegweisung durch die Polizei seit zwei Wochen“, gab deren Sprecherin Andrea Friemel auf APA-Anfrage bekannt. Bei Wegweisungen wird standardmäßig eine sogenannte Gefährdungsabklärung begonnen.

„Im Zuge dieses Verfahrens gab es mit den Eltern und den Kindern sowie mit der Schule und der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie persönliche und telefonische Kontakte. Es zeigten sich bei den Eltern die in der Wegweisung angeführten Beziehungsprobleme“, so die Sprecherin. Eine Gefährdung der Kinder „war bei den Kontakten nicht absehbar“.

Betreffend des Beziehungskonflikts der Eltern sei Beratungsbedarf wahrgenommen worden, worauf Beratungstermine mit Unterstützung durch eine Dolmetscherin organisiert worden seien. „Eine derartig tragische Handlung der Mutter macht betroffen und war nicht vorhersehbar“, so Friemel.

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Wie Nachbarn schildern, dürfte die 31-Jährige eine liebevolle Mutter gewesen sein, was auch auf ihrem Facebook-Profil zu erkennen ist. Sie postete viele Fotos von ihren drei Töchtern. 

 

Wer Suizid-Gedanken hat, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits das Sprechen über die Gedanken dabei, sie zumindest vorübergehend auszuräumen. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich an die Telefonseelsorge wenden: Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt Ärzte, Beratungsstellen oder Kliniken. Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Depressionen betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge in Österreich kostenlos unter der Rufnummer 142.

Das österreichische Suizidpräventionsportal www.suizid-praevention.gv.at bietet Informationen zu Hilfsangeboten für drei Zielgruppen: Personen mit Suizidgedanken, Personen, die sich diesbezüglich Sorgen um andere machen, und Personen, die nahestehende Menschen durch Suizid verloren haben. Das Portal ist Teil des österreichischen Suizidpräventionsprogramms SUPRA des Gesundheitsministeriums.

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