Geändert hat sich seither nichts. Betritt man das Gebäude, kommt einem der Geruch von Schimmel und Verfall entgegen. Was wie ein Lost Place wirken mag, ist in Wahrheit ein bewohntes Mehrfamilienhaus. Hier leben Menschen, die trotz der desolaten Zustände offenbar keine Alternative haben.
Kein Stromzähler
Das Gebäude befindet sich jetzt schon seit geraumer Zeit in einem maroden Zustand. Einer der Bewohner, der wie die meisten anderen hier nur sehr gebrochen Deutsch spricht, berichtet, dass sich seit dem ersten Hausbesuch durch die Polizei und die Gruppe Sofortmaßnahmen der Stadt Wien nichts geändert habe. Er warte schon seit Monaten auf einen Elektriker, da er keinen Stromzähler hat, erzählt er. Niemand fühle sich verantwortlich, und er selbst wisse nicht, an wen er sich noch wenden soll.
Vermüllter Innenhof
Die Menschen, die man hier antrifft, wirken frustriert und hilflos. Betritt man den Innenhof, hat man das Gefühl, auf einer Mülldeponie gelandet zu sein. Obwohl in der Mitte drei große schwarze Mülltonnen stehen, scheint der Abfall nicht immer dort zu landen. Flaschen, Verpackungen, Möbel, Schuhe und Kleidungsstücke – hier ist alles Mögliche zu finden.
Im Inneren des Gebäudes setzt sich das Bild fort. Das Stiegenhaus und die Gänge der drei Stockwerke sind zum Teil vollgestellt mit Wäsche, Möbeln und Schuhen. Mit jedem Schritt nach oben wird der modrige Geruch intensiver.
An den abgeblätterten Wänden hängen verschiedene Zettel. Vermehrt liest man die Überschrift „Hausanschlag“. Diese Mitteilungen stammen vom neuen Zwangsverwalter des Gebäudes. Wobei: Zwangsverwaltet wird aktuell nur eine der Wohnungen in dem Haus – auch wenn das ursprünglich anders durch die Medien ging. Sehr wohl ist aber beantragt, dass der Zwangsverwalter auch den Rest des Gebäudes verwalten soll. Im Grundbuch ist davon aber noch nichts zu finden.
In den Schreiben werden die Bewohnerinnen und Bewohner aufgefordert, die Gänge und das Stiegenhaus zu räumen. Die Frist dafür verstrich bereits am 16. August 2024. Bei Nichteinhaltung wird mit einer Entrümpelung „zu Lasten aller Mieter“ gedroht. Dem wird offensichtlich keine große Beachtung geschenkt.
Ein weiterer Aushang trägt den Titel „Hausbegehung“. Auch er wurde vom Zwangsverwalter angebracht und kündigt einen Besuch für den 27. Jänner an. Mieterinnen und Mieter werden aufgefordert, bis dahin Schäden und Anliegen zu melden. Die gesammelten Informationen sollen am 31. Jänner in einer Situationsbeurteilung vor Gericht vorgelegt werden.
Gerichtstermin schon jetzt
Vor Gericht ist man in der Causa aber auch schon jetzt: Nachdem das Haus und der Innenhof komplett vermüllt waren, griff die Stadt Wien ein und veranlasste die Räumung des Gerümpels.
Um die Kosten, 1.500 Euro, wird am Mittwoch im Verwaltungsgericht gestritten. Es ist eine kurze Verhandlung, der Hauseigentümer ist nicht anwesend. Dennoch muss er die Kosten tragen.
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