Wien: Auf Brautschau in Fernost
Mit dem steigenden Wohlstand werden die Chinesen immer reisefreudiger. Vor allem Wien will davon profitieren. "Für eine chinesische Reisegruppe soll Wien der Ausgangspunkt für eine Europareise werden", sagt Wiens Tourismusdirektor Norbert Kettner im Gespräch mit dem KURIER.
Neben London, Paris und Prag ist Wien bereits jetzt ein gefragtes Urlaubsziel in Europa. Wobei auch die anderen Bundesländer profitieren sollen. "Wien ebnet für Österreich den Weg", sagt Kettner.
Daher arbeitet Wien eng mit der Österreich-Werbung zusammen, zuletzt etwa in Südkorea. Nun konzentriert man sich vermehrt auch auf China. In Peking wird auf der U-Bahn der Linie 10 mit Motiven von Wien und Österreich geworben.
Mehr Flüge
Wichtig sind da gute Flugverbindungen. So wird es ab 5. September fünf Mal in der Woche Direktflüge von Hongkong nach Wien geben. Ein zweiter wichtiger Aspekt sind die Visa. Jeder Chinese braucht ein Visum, um nach Österreich reisen zu können. Daher entstehen derzeit insgesamt 15 österreichische Visa-Ausgabestellen in den großen chinesischen Städten. "Die Kombination von neuen Flügen und Visa-Erleichterungen ist für uns ein Hammer", sagt Kettner. Zusätzlich ist Wien Tourismus auf allen chinesischen Social Media Plattformen vertreten und arbeitet eng mit Reiseveranstaltern zusammen. "Denn Chinesen buchen fast ausschließlich über Reiseveranstalter und nicht individuell", sagt Kettner.
Die Zahlen steigen seit Jahren an, 2015 gab es ein Plus von knapp 20 Prozent. Im Gesamtranking liegt man nur noch 1000 Nächtigungen hinter Japan auf Platz 11. "Wir fahren jetzt die Ernte ein, die wir jahrelang gesät haben", sagt Kettner angesichts der Zahlen. "In Asien sind Treue und Loyalität sehr wichtige Werte. Darin haben wir viel investiert."
Japanische Schwäche
Schwieriger ist die Lage bei japanischen Gästen. Noch immer ist Japan zweitstärkster Überseemarkt nach den USA, allerdings ist die Tendenz seit Jahren fallend. Im Vorjahr gab es ein Minus von vier Prozent. Direktflüge gibt es nur noch von der AUA, dazu kommt die jahrelange Rezession in Japan.
Daher setzt Kettner in Japan nun auf neue Zielgruppen, etwa auf die so genannten "Office Ladys". Junge, unverheiratete Frauen, die bereits einen guten Job haben, aber noch zu Hause leben und noch keine teure Wohnung zahlen müssen. Dazu auch die schwule und lesbische Community in Japan, die ständig steigt. "Diese Gruppen haben viel Geld, die wollen wir haben", sagt Kettner.
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